Ein Haus, das so viel Energie spart und selbst produziert, dass es, mit seinem Verbrauch aufgerechnet, auf null kommt? Dieses sogenannte Nullenergiehaus ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern bereits in einigen Formen in Deutschland existent.
Nullenergiehaus – was ist das?
Dem Nullenergiehaus liegt ein ganz einfaches rechnerisches Prinzip zugrunde: Die Summe der verbrauchten Energie entspricht der Energie, die durch das Haus produziert wurde. In der Differenz ergibt sich also eine Energiebilanz von null. Noch weiter geht das Prinzip des Plusenergiehauses: Es produziert sogar mehr Energie als es selbst benötigt.
Unabhängig von externer Energie sind Nullenergiehäuser damit aber noch nicht automatisch: Der Begriff ergibt sich aus der rein rechnerischen Null-Bilanz. Es kann aber durchaus zu Schwankungen der Energieerzeugung kommen. Durch das Wetter oder die Zeit bedingt, kann zu viel oder zu wenig Energie produziert werden. Dann muss diese Energie zu- oder abgeführt werden. Im Idealfall hat das Nullenergiehaus eine eigene Speichermöglichkeit, die es vollständig autark macht.
Bei der Bildung der Energiesumme werden Heizenergie, die benötigte Energie für Warmwasser sowie meistens auch der Stromverbrauch berücksichtigt.
Unterschiede zwischen Nullenergiehaus und Passivhaus
Jedes Nullenergiehaus ist gleichzeitig auch ein Passivhaus, umgekehrt aber nicht: Das Prinzip des Passivhauses besagt nur, dass durch gute Wärmedämmung bis zu 90 Prozent an Heizenergie eingespart werden können. Das Passivhaus kühlt und wärmt sich sozusagen „passiv“, weil es in der Regel keine Wärme- oder Kältezufuhr benötigt.
Das Nullenergiehaus greift dieses Konzept auf und erweitert es um den Faktor der eigenen Energiegewinnung. Dadurch kommt es in der Differenz zwischen verbrauchter und gewonnener Energie auf Null. Es ist also eine Weiterentwicklung des Passivhauses.
Meistens sind Solaranlagen und Photovoltaik die Hauptenergiequelle für das Nullenergiehaus. Seltener werden auch eigene kleine Windkraftanlagen in den Bau integriert.
Vor- und Nachteile des Nullenergiehauses
Durch den Bau nach Passivhausstandards ist das Nullenergiehaus sehr energiesparend und damit natürlich auch kostensparend. Der Bau selbst ist allerdings noch ziemlich teuer, wird aber häufig mit Fördergeldern unterstützt.
Schwierig ist es, wie bereits angesprochen, das Nullenergiehaus komplett energieautark zu machen. Außerdem kann die Ästhetik von Nullenergiehäusern natürlich störend erscheinen, denn um die Verwendung von Solaranlagen wird man dabei kaum herumkommen. Andere Nullenergiehäuser haben eigene kleine Windkraftanlagen, die für eine gewisse Lärmbelästigung sorgen.
Alles in allem ist das Nullenergiehaus aber ein Konzept, das sehr gut zum Klimaschutz beiträgt.
Beispiele für Nullenergiehäuser
Das erste Nullenergiehaus ist tatsächlich kein Neubau, sondern ein alter umgebauter Wasserturm in Radolfzell. Er wurde nach Passivhausstandards modernisiert und erzeugt die Energie, die für Heizung, Lüftung und Beleuchtung benötigt werden, mithilfe einer Photovoltaikanlage, einer eigenen kleinen Windkraftanlage und einer solarthermischen Anlage auf dem Dach.
Das Institut für solare Energiesysteme des Fraunhofer Instituts, kurz ISE, forscht derzeit an einem Bau für das Rathaus und die Verwaltung in Freiburg, der sogar zu einem Plusenergiehaus werden soll. Es soll europaweit das Größte seiner Art werden. Schwierigkeit hierbei ist, dass für den hohen Energiebedarf nur wenig Fläche auf dem Gebäude zur Verfügung steht. Deshalb wird die gesamte Gebäudehülle zur Energiegewinnung genutzt. Im Juli 2019 soll das Vorhaben vollständig abgeschlossen sein.
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