Plug-in-Hybride haben zugleich einen Elektromotor und einen klassischen Verbrennungsantrieb. So sollen sie das Beste aus zwei Welten vereinen: Sie sind umweltfreundlich(er) als Verbrenner und schaffen gleichzeitig mehr Reichweite als Elektroautos.
Über 100.000 Plug-in-Hybride – eigentlich: Plug-in-Hybridfahrzeuge – sind in Deutschland zugelassen (Stand 1.1.2020). Diese Steckdosenhybride haben zwei Motoren, einen klassischen Motor sowie einen Elektromotor mit Akku, der für 45 bis 60 Kilometer Fahrstrecke reicht. Ist der Akku leer, schaltet das Auto automatisch auf den Verbrennungsmotor um und fährt ohne Unterbrechung mit Benzin oder Diesel weiter. Es gibt auch Modelle, die auf Erdgas wechseln, wenn die Batterien erschöpft sind.
Zu Hause an der Steckdose oder an öffentlichen Ladesäulen kann der Fahrer den Akku des Plug-in-Hybriden dann wieder aufladen – genau wie bei einem reinen Elektroauto. Strom für ein paar Kilometer kann das Fahrzeug außerdem beim Bremsen zurückgewinnen (Rekuperation).
Die meisten Automobilhersteller haben inzwischen Plug-in-Hybride auf den Markt gebracht. Wer sich ein Hybrid-Fahrzeug anschafft, kann noch mindestens bis Ende 2021 die E-Auto-Förderung von bis zu 6.750 Euro in Anspruch nehmen, obwohl ihr Nutzen für das Klima umstritten ist (siehe unten).
Plug-in-Hybrid: Elektro nur für die Kurzstrecke
Plug-in-Hybride können nur kürzere Distanzen rein elektrisch zurücklegen. Sie eignen sich deshalb besonders für den Stadtverkehr, zumal sie schneller beschleunigen als Verbrenner. Das macht sich beim Stop-and-go schnell bemerkbar. Während herkömmliche Autos erst im oberen Drittel des Drehzahlbereichs auf ein hohes Drehmoment kommen, haben Elektromotoren ihr maximales Drehmoment schon nach dem Anfahren zur Verfügung. Plug-in-Hybride können daher zum Beispiel an Ampeln flott anfahren.
Der Verbrennungsmotor ist bei Plug-in-Hybriden in der Regel kleiner als bei reinen Diesel- oder Ottomotoren. Überschüssige Energie speist er meist direkt in die Batterie ein. Laut ADAC können Autofahrer durch die Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor bis zu 25 Prozent Sprit sparen. Ein Test des ADAC hat aber gezeigt, dass es große Unterschiede zwischen den Modellen der einzelnen Hersteller gibt. Grundsätzlich sind Plug-in-Hybride sparsamer und emissionsärmer als die vergleichbare Verbrenner-Version des Modells. Denn durch Rekuperation gewinnt der Akku während der Fahrt Energie zurück und spart dadurch Sprit. Je mehr ein Plug-in-Hybrid elektrisch fährt, umso besser die Ökobilanz.
Beliebt sind Plug-in-Hybride vor allem, weil sie die Angst nehmen, ein reines Elektroauto erziele nicht genug Reichweite. Aufgrund des Verbrennungsmotors können die Fahrzeuge meist zwischen 700 und 1.000 Kilometer mit einer Tankladung zurücklegen. Ideal sind Plug-in-Hybride daher für alle, die häufig kurze Strecken unter 50 Kilometer rein elektrisch fahren, hin und wieder aber auch lange Distanzen zurücklegen wollen.
Denn auf der Langstrecke sind Plug-in-Hybride den reinen Elektroautos noch überlegen, was die Reichweite betrifft: Unter den Stromern erreichen bislang erst Tesla-Modelle (ab 60.000 Euro aufwärts) Reichweiten von 600 km und mehr, ohne an die Ladestation zu müssen.
Unterschiede: Plug-in-Hybrid, Hybridfahrzeug, Range Extender
Nicht zu verwechseln sind Plug-in-Hybride mit Hybrid-Autos, obwohl sie fast den gleichen Namen tragen: Hybrid-Autos haben keinen Stecker und lassen sich deshalb nicht von außen aufladen. Stattdessen lädt der Akku durch die Energie beim Bremsen auf. Auf diese Weise kommen aber nur wenige Kilometer zusammen, die rein elektrisch bewältigt werden können. Oft dient der Elektroantrieb nur zum Anfahren in der Stadt und schaltet dann auf den Verbrennungsmotor um.
Einige Elektroautos gibt es auch optional mit einem sogenannten Range Extender (Reichweitenverlängerer): Dazu zählen zum Beispiel der BMW i3 (Range Extender nur noch in wenigen Länder verfügbar) oder der Mazda MX-30. Der Range Extender erweitert die Reichweite, indem ein Generator den Elektromotor mit zusätzlichem Strom versorgt. Dafür greift der Generator auf einen Diesel- oder Benzintank zurück.
Größe und Energieinhalt der Akkus ist bei E-Autos mit Range Extender höher und somit auch die rein elektrische Reichweite. Besonders umweltfreundlich sind Range Extender aber nicht, wenn du weite Strecken damit zurücklegst und somit den Range Extender viel nutzt: „Da der Verbrennungsmotor nicht häufig eingesetzt wird und möglichst günstig sein soll, handelt es sich hier häufig um eher einfache Motoren, die relativ schlechte Verbräuche aufweisen“, so eine Analyse.
Plug-in-Hybride von BMW, VW, Hyundai & Co.
Hier findest du einen Überblick über beliebte Plug-in-Hybride. Noch mehr Modelle findest du in unserer Bildergalerie.
- Audi A3 Sportback e-tron 1.4 TFSI: Der geräumige A3 Sportback ist ab 37.900 Euro erhältlich und fährt 45 Kilometer rein elektrisch. Er fährt in der Spitze 130 km/h elektrisch und 222 km/h als Benziner.
- BMW Active Tourer 225xe: Rein elektrisch legt der BMW 53 Kilometer zurück und fährt 125 Km/h. Mit Benzin angetrieben sind gut 200 km/h möglich. Die Plug-in-Version ist ab 44.000 Euro erhältlich.
- Kia Niro Plug-in-Hybrid: Der Kompakt-SUV aus Südkorea kostet 25.900 Euro und hat eine elektrische Reichweite von 58 Kilometern. Er hat eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h (elektrisch) bzw. 172 km/h (Verbrenner).
- Ford Kuga 2.5 Plug-in Hybrid: 225 PS bringt der Ford Kuga mit, die 135 km/h im Elektromodus sind völlig ausreichend, bis zu 200 km/h sind mit Verbrennermotor drin. Vollelektrisch fährt der Kuga 56 Kilometer. Preis: ab 39.000 Euro.
- Hyundai Ioniq Plug-in-Hybrid: Der mit einem Design-Award ausgezeichnete Hyundai fährt rein elektrisch bis zu 63 Kilometer und kostet 29.900 Euro. Der Elektroantrieb beschleunigt das Auto auf 120 km/h, mit Verbrennungsmotor auf bis zu 178 km/h.
- Toyota Prius Plug-in Hybrid: Mit 135 km/h ist der Prius auch elektrisch schnell unterwegs. Maximal sind 162 Stundenkilometer möglich. Er ist ab 37.750 Euro erhältlich und hat eine elektrische Reichweite von 50 Kilometern. In einer etwas teureren Version gibt es ihn auch mit Solardach.
- VW Golf GTE: Der Plug-in-Hybrid von VW kostet 36.900 Euro und legt 50 Kilometer rein elektrisch zurück. Die Spitzengeschwindigkeit mit Verbrennungsmotor beträgt 222 km/h.
Plug-in-Hybrid: Nur eine Übergangslösung
Experten, wie etwa die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts, sehen Plug-in-Hybride nicht als Zukunftstechnologie, sondern höchstens als Übergangslösung. Solange nicht alle Elektroautos mit der Reichweite von Verbrennern mithalten können und Akkus an der Ladesäule nicht innerhalb weniger Minuten aufgeladen sind, greifen viele lieber zu Plug-in-Hybriden statt zu reinen E-Autos.
Das wäre kein Problem, wenn die Fahrten mit dem Hybridfahrzeug auch größtenteils elektrisch zurückgelegt würden. Doch wie die BBC berichtete, werden Plug-in-Hybride in vielen Fällen nur selten oder gar nicht aufgeladen! Das Ladekabel liegt in vielen Autos originalverpackt im Kofferraum, und die Fahrzeuge fahren wie herkömmliche Autos mit Benzin. Damit sind sie auch genauso klimaschädlich – wenn nicht sogar schädlicher, weil auch die ungenutzten, schweren Batterien immer „mitgeschleppt“ werden müssen und damit den Spritverbrauch zusätzlich erhöhen. Besonders häufig komme dies bei Dienstwagen vor (und Unternehmen machen den Großteil der Käufer aus): Hier erhalten die Mitarbeiter in der Regel eine Tankkarte und haben deshalb kein Interesse, mit Strom zu fahren – den Sprit zahlt schließlich ohnehin die Firma.
Großbritannien und die Niederlande fördern daher nur noch reine E-Autos, die deutsche Politik hat noch nicht begriffen und sponsert Plug-in-Hybride noch über die Umweltprämie mit 6.750 Euro (statt 9.000 Euro reine E-Autos).
Übrigens: Wenn du darüber nachdenkst, dir ein Elektroauto zuzulegen, lass am besten zuerst deinen alten Pkw einschätzen. Das geht online kostenlos und in wenigen Minuten – wir empfehlen dafür z.B. die Website wirkaufendeinauto.de**.
Plug-in-Hybride verursachen höhere Kosten
Die Kosten für echte E-Autos (also keine Hybride) sind durch die erhöhte Umweltprämie deutlich gesunken. Laut Vollkosten-Vergleich des ADAC sind reine E-Autos inzwischen sogar in den meisten Fällen günstiger als Benziner und Diesel – und manchmal auch günstiger als Plug-in-Hybride.
Im Gegensatz zu rein elektrischen E-Autos fallen bei allen Plug-in-Hybridfahrzeugen ähnlich hohe Wartungskosten an wie bei Fahrzeugen mit Verbrennermotor. Ebenso fallen hohe Spritkosten für längere Strecken ins Gewicht, da der Akku nach 45 bis 60 Kilometer leer ist und der Hybrid mit Sprit weiterfährt. In vielen Fällen sind Plug-in-Hybride daher im Vollkosten-Vergleich pro Kilometer nicht oder nur sehr wenig preiswerter als gleichwertige Modelle mit Verbrennermotor.
Dennoch lohnt sich ein Vergleich, denn bei manchen Modellen ist die Ersparnis beim Plug-in-Hybrid enorm. Dies zeigt das Beispiel des BMW 225 Active Tourer Advantage Steptronic:
- Kosten Plug-in-Hybrid (10.000/20.000/30.000km): 74 Cent / 46 Cent / 37 Cent
- Kosten Diesel: 89 Cent / 53 Cent / 41 Cent
- Kosten Benziner: 92 Cent / 57 Cent / 46 Cent
Fazit: Ein echter Fortschritt für die Verkehrswende sind Plug-in-Hybride nicht. Denn nur auf kurzen Strecken (in der Praxis unter 50 Kilometer) fahren Plug-in-Hybridfahrzeuge rein elektrisch, und auch nur dann, wenn man sie regelmäßig auflädt. In so einem Fall können Verbraucher*innen aber auch gleich in ein reines Elektroauto investieren: Der Anschaffungspreis ist ähnlich, und im Vollkostenvergleich übertrumpfen E-Autos laut ADAC sogar oft alle anderen Antriebsarten. Reichweitenprobleme gehören dank guter Ladeinfrastruktur und hoher Akku-Reichweite ohnehin mehr oder weniger der Vergangenheit an.
Natürlich gibt es auch noch eine echte Umweltalternative: Dem Individualverkehr ganz entfliehen und stattdessen auf Bus und Bahn setzen, das Ganze in Kombination mit Carsharing-Anbietern und dem Rad! Das ist auf kurzen und langen Strecken immer noch am klimafreundlichsten.
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