Im Modelljahr 2017 wächst die Batteriekapazität des Renault Zoe von 22 auf 41 Kilowattstunden. Wir sind den französischen Kompaktwagen im tiefsten Winter gefahren, um zu prüfen, wie alltagstauglich er dadurch zum Beispiel bei der Reichweite wirklich ist.
Reichweite im Test: Wie groß ist sie wirklich?
Der Renault Zoe ist ein Batterie-elektrisches Auto, das ohne Verbrennungsmotor fährt, das heißt: Good bye Tankstelle und hello Steckdose. Nach der gesetzlichen Norm schafft der Zoe mit einer Voll-Ladung eine Reichweite von 400 Kilometern. Renault korrigiert den unrealistischen Laborwert auf 300 Kilometer.
Wir haben das E-Auto unter möglichst schwierigen Bedingungen getestet: Bei minus fünf Grad.
Die serienmäßige Klimaautomatik haben wir auf 20 Grad eingestellt und auch nicht an Licht oder dem Radionavigationssystem gespart. Das Ergebnis war eine Reichweite von 205 Kilometern und ein Verbrauch von genau 20 Kilowattstunden (kWh) auf 100 Kilometer.
Das ist ein respektables Ergebnis angesichts der eisigen Außentemperatur. Aus der Erfahrung mit anderen Zoe-Presseautos wissen wir, dass die Autos im Sommer deutlich weniger Strom verbrauchen, dann sind bis zu 300 Kilometer möglich.
Erstaunlich: Die neue Batterie mit 41 statt 22 kWh Kapazität (ein Plus von 86 Prozent!) passt in den gleichen Bauraum wie vorher. Dabei wiegt sie nur 22 Kilogramm mehr – das ist technischer Fortschritt.
Wie lade ich den Renault Zoe?
Der Renault Zoe braucht Wechselstrom. Theoretisch kann er tatsächlich an einer Haushaltssteckdose geladen werden. Praktisch empfehlen wir dringend die Installation einer Wallbox (ca. 1.500 Euro): Mit einem dreiphasigen Anschluss, ähnlich dem für einen E-Herd, ist der Zoe in gut zwei Stunden vollständig geladen.
Das schnelle Heimladen ist die eigentliche Stärke dieses Autos. Die Ladeleistung beträgt beim Zoe 22 Kilowatt (kW). Zum Vergleich: Beim Volkswagen e-Up beträgt sie 3,7 kW, beim BMW i3 11 kW (für 990 Euro Aufpreis) und beim Tesla Model S 16,5 kW (1.700 Euro Aufpreis).
22 kW bedeuten: In einer Stunde sind 22 Kilowattstunden im Akku, also mehr als 100 Kilometer Reichweite. Für eine längere Tour müssen dennoch große Pausen eingeplant werden – zwar bedienen alle Säulen den normierten Typ 2-Anschluss des Zoe, wer aber wirklich weit fahren will, muss viel Strom zapfen.
Für den typischen Einsatzzweck eines Kompaktwagens ist das völlig gleichgültig: Zur Arbeit pendeln, die Kinder zum Sport bringen, einen Ausflug machen. Das alles klappt problemlos.
Im Test: Wie fährt sich der Renault Zoe?
Im test fährt sich der Renault Zoe einfach angenehm. Bei allen Batterie-elektrischen Autos muss man nur „Gas“ geben und Bremsen. Der Renault Zoe fährt leise und kraftvoll. Weil man nicht kuppeln, schalten und hochdrehen muss – das kostet Zeit – ist man faktisch immer schneller als die anderen. Nur bei größeren Geschwindigkeiten geht ihm die Puste aus.
Unser einziger Kritikpunkt ist das künstliche Fahrgeräusch, das bis circa 30 km/h Fußgänger warnen soll. Es lässt sich über einen Schalter deaktivieren, aber leider nicht dauerhaft. Wir haben es nach jedem Start ausgeschaltet, und trotzdem lief uns niemand vors Auto.
Und was taugt das Elektroauto sonst?
Wie man einen anständigen Kompaktwagen baut, muss den Franzosen niemand erklären. Der Renault Zoe gehört zur Polo-Klasse. Man sitzt hoch, hat eine gute Übersicht und blickt in Außenspiegel, die ihren Namen verdienen. Die Bedienung ist simpel, alles ist an seinem Platz, und die Verarbeitung ist solide.
Auch beim Raumangebot kann der Zoe punkten. So gibt es zum Beispiel im Fußraum der Rücksitze keine störende Erhebung im Wagenboden, weil eben kein Auspuffrohr nach hinten führt, der Kofferraum ist ebenfalls mindestens auf dem Niveau der Konkurrenz. Kleiner Malus: Die Rückbank lässt sich nur in Gänze und nicht geteilt umklappen.
Der Fahrkomfort ist insgesamt hoch. Hier rumpelt kein Verbrennungsmotor, man gleitet dahin, und in Kurven sorgen die Batterien für einen niedrigen Schwerpunkt. Wer vom Renault Zoe in ein konventionelles Auto umsteigt, empfindet das beinahe als vorgestrig.
Kann ich den Renault Zoe kaufen und was kostet er?
Bisher hatte Renault den Zoe entweder im Leasing oder in einem Mischmodell aus Fahrzeugkauf plus monatlicher Batteriemiete angeboten. Mit der überarbeiteten Version ist auch der Komplettkauf möglich, inklusive acht Jahre Garantie auf den Akku bzw. garantierte 160.000 Kilometer.
Wir fuhren die Topausstattung mit Bose-Soundsystem und Ledersitzen. Klingt super, ist aber nicht notwendig. Bereits das mittlere Ausstattungslevel Intens ist üppig ausstaffiert: Mit der 41 kWh-Batterie kostet der Zoe so 34.700 Euro – davon geht die von Renault auf 5.000 Euro aufgestockte staatliche Elektroauto-Prämie ab, es bleiben also 29.700 Euro.
Viel Geld – und trotzdem für viele Kunden erschwinglich. Und viel preisgünstiger wird man derzeit ein brauchbares Batterie-elektrisches Auto nicht bekommen. Dazu kommt, dass kein Hersteller so viel Erfahrung hat wie der Renault-Nissan-Konzern.
Wie grün ist das E-Auto von Renault?
Ehrensache: Wer ein Batterie-elektrisches Auto kauft, lädt es mit grünem Strom. Aber auch, wenn man den normalen Strommix zu Grunde legt, ist die CO2-Bilanz besser. Beispiel Volkswagen Golf: Das Umweltbundesamt meldet im „grauen“ Strommix 535 Gramm CO2 / kWh, woraus sich für den e-Golf 68 Gramm CO2 pro Kilometer ergeben. Beim vergleichbaren TDI sind es 106 Gramm CO2 pro Kilometer, worauf nochmal etwa 20 Prozent für Förderung, Transport und Raffinierung aufgeschlagen werden müssen.
Elementar ist außerdem, dass ein Stromer wie der Renault Zoe keine direkt gesundheitsschädlichen Stickoxide ausstößt. Und Feinstaub – ein großes Problem von Benzindirekteinspritzern – fällt lediglich durch den Reifen- und Bremsabrieb an. Hinzu kommt, leisere Autos sind besser für die Nerven der Anwohner und Anwohner ist schließlich jeder irgendwo.
Unklar ist die Energiebilanz bei der Produktion der Batterie. Hier hat das E-Auto einen negativen Rucksack, der von der Wissenschaft unterschiedlich bewertet wird. Je nach Stromquelle werden mehrere zehntausend Kilometer Gesamtfahrleistung benötigt, um in den grünen Bereich zu kommen. Die Datenlage hierzu ist unbefriedigend.
Ist die Batterie verschlissen, kann sie weiter als stationärer Speicher zum Beispiel zur Pufferung von Solarstrom verwendet werden. Fachkreise gehen von einer Nutzungsdauer von rund 20 Jahren aus. Erst danach erfolgt das Recycling, das vor allem die Metalle wie Kupfer, Nickel und Kobalt betrifft. Und nein, die rund drei Kilogramm Lithium pro Auto gehören nicht zu den seltenen Erden (die braucht man für den Elektromotor selbst), sondern zu den Alkalimetallen.
Fazit: eindeutige Empfehlung für alle, die hier und heute ein E-Auto haben wollen
Wer sich für ein Batterie-elektrisches Auto interessiert, sollte sich den Renault Zoe definitiv ansehen. Er ist eben keine Ankündigung, sondern erweist sich im Test als wunderbar real. Besonders bei Privatkunden ist er beliebt, weil er der König des heimischen Schnellladens ist. Und nach über 300.000 Exemplaren hat niemand so viel Erfahrung wie der Renault-Nissan-Konzern. Top: Die große Batterie. 200 bis 300 Kilometer echte Reichweite sind bei einem Elektroauto mehr, als die meisten Menschen brauchen.
Technische Daten Renault Zoe Z.E. 40:
- Batterie-Kapazität: 41 Kilowattstunden (kWh)
- Motorleistung: 65 kW (92 PS)
- Beschleunigung auf 100 km/h (50 km/h): 13,2 Sekunden (4,1 Sek.)
- Spitzengeschwindigkeit (elektronisch limitiert): 135 km/h.
- Verbrauch im Test (Winter, Frost): 20 kWh / 100 km
- Ladezeit auf 80 Prozent an einer 22 kW-Wallbox: 1 Stunde und 45 Minuten.
- Ladezeit auf 100 Prozent an einer Haushaltssteckdose: 25 Stunden.
- Reichweite (Renault-Angabe / EU-Norm): 300 / 400 km.
- Reichweite im Utopia-Wintertest: 205 km.
- Länge / Breite / Höhe (in m): 4,09 / 1,73 / 1,56
- Siehe auch: Renault Zoe – Bewertungen und Erfahrungen
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