Der Produzent von „Cowspiracy“ wirft einen Blick auf die Weltmeere: Die Doku Seaspiracy konfrontiert uns mit dem wahren Zustand unserer Ozeane und zeigt, wie dringend wir etwas daran ändern müssen.
Als „Seaspiracy“ 2021 bei Netflix erschien, sorgte die Doku für einigen Aufruhr. Der Film von Produzent Kip Andersen (Cowspiracy) und Dokumentarfilmer Ali Tabrizi sollte eigentlich eine Hommage an die Ozeane werden – doch weil der Mensch die Meere so drastisch ausbeutet, ist eine Doku über die Schattenseiten der Fischindustrie daraus entstanden.
Der Film zeigt die erschreckenden Auswirkungen auf die Meere und das Klima. Das fängt beim Müll an, der in immer größeren Mengen durch das Meer treibt. Auch der soll der zu großen Teilen Fischindustrie zuzuschreiben sein. Seaspiracy zitiert zum Beispiel eine Studie, der zufolge 46 Prozent des Müllstrudels im Pazifik aus weggeworfenen Fischernetzen bestehen. Plastikstrohhalme sollen dagegen gerade mal 0,03 Prozent des Plastikmülls im Meer ausmachen.
Wenn die Ozeane sterben, sterben auch wir
In Seaspiracy deckt Dokumentarfilmer Ali Tabrizi schlimme Zustände auf: Haie werden für ihre Flossen getötet. Auch Delfine werden gejagt und umgebracht – im Namen der Thunfischindustrie. Ihre Zahlen sollen geringgehalten werden, denn in Orten wie dem japanischen Taiji fürchtet man laut den Filmemachern, dass Delfine den Fischern den Fang wegessen. Und trotz Verboten werden Wale weiter gejagt.
Dabei können gerade die Wale und Delfine uns beim Kampf gegen den Klimawandel unterstützen. Sie sondern nämlich Phytoplankton ab. Und das soll jedes Jahr viermal so viel Kohlendioxid wie der Amazonas-Regenwald absorbieren und 85 Prozent des weltweiten Sauerstoffs generieren. Tabrizi macht klar: Wenn die Fischerei so weiter macht, werden die Ozeane bis zum Jahr 2048 leer sein. Und wenn die Ozeane sterben, dann sterben auch wir.
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Seaspiracy meint: Nachhaltige Fischerei gibt es nicht
Was können wir tun, damit unsere Ozeane nicht zerstört werden? Laut Seaspiracy gibt es nur eine Lösung: Sie in Ruhe lassen. Das heißt, keinen Fisch mehr essen und Reservate errichten.
Seaspiracy rät klar von „nachhaltig“ zertifiziertem Fisch ab. Im Laufe der Doku spricht Ali Tabrizi auch mit Organisationen wie „Dolphin Safe“. Deren Label soll Produkte kennzeichnen, für die Fisch so gefangen wird, dass Delfine nicht als Beifang in den Netzen landen und sterben müssen. Doch Mark J. Palmer, Leiter des Dolphin Safe Programms, gibt scheinbar selbst zu, dass es dafür keine hundertprozentige Garantie gibt. Beobachter:innen auf den Schiffen könnten bestochen werden und Fischer:innen könnten lügen.
Inzwischen hat Palmer auf der Website des Projekts dieses Statement noch einmal spezifiziert. Er habe lediglich klarstellen wollen, dass man nicht garantieren kann, dass nirgends irgendwelche Delfine von Thunfisch-Fischern getötet werden. Palmer verteidigt seine Organisation: Durch Regulationen und indem sie die Zahl der Boote senken, die die Tiere jagen und in Netzen fangen, sei die Anzahl an getöteten Delfinen sehr gering. Sein Statement sei im Film aus dem Kontext genommen worden.
- Wo: Netflix
- Dauer: 90 Minuten
Dass wir nicht gut mit unseren Ozeanen umgehen, weiß jeder, der in den letzten Jahren mal einen Strand besucht hat. Aber wie schlimm die Situation ist, das zeigt Seaspiracy eindrücklich, mit grausamen Bildern und harten Fakten. Der Film wurde kontrovers diskutiert: Einige NGOs sind begeistert, andere werfen ihm vor, Zusammenhänge falsch darzustellen. Auch für eine Tendenz zu „verschörungstheoretischem Denken“ wurde er gerügt.
Fakt ist: Seaspiracy hat sein Ziel erreich. Der Film soll uns wachrütteln und uns unseren Konsum hinterfragen lassen. Denn nur wenn genügend Druck auf der Fischindustrie liegt, wird sie etwas an ihrem Handeln ändern müssen. Deshalb will Seaspiracy auf den desaströsen Zustand der Meere aufmerksam machen – das ist der Doku auf jeden Fall gelungen.
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