Salz sei ungesund, Schnaps helfe bei der Verdauung – und wer abends isst, werde dick. Im Alltag begegnet man einer Unmenge an Gesundheitstipps. Wie viel Wahrheit steckt in den jeweiligen Behauptungen? Utopia hat den Faktencheck gemacht.
Gesundheitstipps gibt es viele – und sie halten sich hartnäckig. Doch was ist dran an gängigen Ratschlägen? Fünf Mythen im Check.
1. Gesundheitstipp: Muss man 2 Liter Wasser trinken?
Acht Gläser mit je 250 Millilitern Wasser sollen Menschen jeden Tag trinken, also insgesamt zwei Liter. So lautet zumindest ein Tipp, den sich Forschende der National Institute of Biomedical Innovation in Japan näher angeschaut haben. Ihr Urteil: „Die aktuelle Empfehlung ist wissenschaftlich nicht fundiert“, zitiert der Guardian den Wissenschafler Yosuke Yamada.
Er und seine Kolleg:innen kamen in ihrer Studie Anfang 2022 zu dem Schluss, dass der tatsächliche Wasserbedarf von verschiedenen individuellen Faktoren abhängt – etwa von der körperlichen Aktivität oder dem Klima, in dem die betroffene Person lebt. Demnach brauchen die meisten der untersuchten Menschen 1,5 bis 1,8 Liter, so das Studienergebnis.
Ein Problem der bisherigen Empfehlung ist laut Yamada, dass sie das Wasser in Lebensmitteln außer Acht lasse. Außerdem ist der Studie zufolge der Energieumsatz der größte Einflussfaktor für den Wasserverbrauch und folglich -bedarf.
John Speakman, Professor an der University of Aberdeen und Co-Autor, erklärte, dass es deshalb keine allgemeingültige Empfehlung („one-size-fits-all policy“) geben könne. „Ich denke, das ist ein Rat, den viele Menschen einfach ignorieren – sie hören auf das, was ihr Körper ihnen signalisiert“, zitiert der Guardian Speakman. Ihm zufolge sei es dennoch nicht schädlich für die Gesundheit, etwas mehr Wasser zu sich zu nehmen.
Mehr Infos zur Studie: So viel solltest du wirklich am Tag trinken
2. Bauschmerzen: Sollte man Kirschen essen und Wasser trinken?
Auch zu Wasser und dem Verzehr von Kirschen hält sich ein Mythos. Dieser lautet: Kirschen verursachten in Verbindung mit Wasser Bauchschmerzen. Doch der Tipp, den gleichzeitigen Konsum tunlichst zu vermeiden, stammt aus einer anderen Zeit.
„Viel wahrscheinlicher ist, dass die Warnung auf die schlechte Trinkwasserqualität in früheren Zeiten zurückzuführen ist“, so Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Keime im Wasser können demnach auch ganz ohne Kirschen Blähungen und Durchfall verursachen. Aufgrund der viel besseren Wasserqualität heutzutage sollte dieses Problem nicht mehr bestehen, daher empfiehlt das BZfE lediglich, Kirschen gut zu waschen und nicht zu viele auf einmal zu essen.
Grundsätzlich sind Kirschen aber gesund. Auch wegen der Nährstoffe wie Vitamin C, Kalium und der sekundären Pflanzenstoffe kann der Verzehr von Kirschen sogar positive Effekte auf die Gesundheit haben.
Wie bei vielen Nahrungsmitteln ist die Dosis für Bauchschmerzen entscheidend: Kirschen enthalten eine große Menge an Fruchtzucker und Sorbit, was zu Blähungen und Durchfall führen kann, wenn man zu viele davon isst. Insbesondere Menschen mit einer Fruchtzuckerunverträglichkeit oder einer Sorbitintoleranz sollten daher aufpassen und nur in Maßen Kirschen essen.
3. Verdauungsschnaps nach dem Essen: Wirklich wirksam?
Der Mythos, dass ein Schnaps nach dem Essen die Verdauung fördert, hat keine wissenschaftliche Grundlage. Tatsächlich kann Alkohol die Verdauung sogar beeinträchtigen und zu Reizungen der Magenschleimhaut führen.
„Der gefühlte Effekt, dass Alkohol den Magen aufräumt, kommt wohl eher daher, dass er eine leicht narkotische Wirkung hat – das unangenehme Völlegefühl wird also abgemildert“, so eine Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
Einige Getränke wie Sherry, Portwein, Pils und manche Prosecco-Sorten enthalten allerdings gesunde Bitterstoffe, die spezielle Zellen in der Magenschleimhaut dazu anregen, Säure freizusetzen und somit die Vorverdauung der Speisen vereinfachen. Der Effekt hat nichts mit dem Alkohol zu tun, sondern mit den Bitterstoffen im Getränk. Man könnte also auch ebenso gut einen Espresso trinken oder gleich Gemüsesorten essen, die besonders viel Bitterstoffe enthalten, etwa Chicorée.
4. Gesundheitstipp: Wie ungesund ist Salz?
Tatsächlich ist der Mythos, dass Salz per se ungesund sei, wissenschaftlich nicht belegt. Herkömmliches Kochsalz besteht aus Natrium und Chlorid und liefert wichtige Elektrolyte, die an der Regulierung des Wasserhaushalts und des Blutdrucks beteiligt sind. Zu wenig Salz zu sich zu nehmen, kann deshalb negative gesundheitliche Folgen haben. Einer Studie von 2018 zufolge steht Natriummangel in Verbindung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Trotzdem gilt auch bei Salz die Redewendung „Die Dosis macht das Gift“. Die WHO warnt vor den gesundheitlichen Risiken eines zu hohen Natrium- bzw. Salzkonsums, denn dieser erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die WHO empfiehlt eine tägliche Aufnahme von höchstens fünf Gramm Salz.
5. Gewichtszunahme durch spätes Essen
Es gibt widersprüchliche Meinungen darüber, ob spätes Essen dick macht oder nicht. Während einige Studien zeigen, dass es keine Rolle spielt, wann man isst oder ob man Mitternachtssnacks zu sich nimmt, haben andere Studien gezeigt, dass eine erhöhte Kalorienaufnahme am Abend das Risiko für Fettleibigkeit erhöht.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist für eine Gewichtszunahme dennoch vordergründig die Gesamtkalorienmenge ausschlaggebend. Sprich: Wer mehr Energie zu sich nimmt, als vom Körper verbrannt wird, kann zunehmen.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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