Superzellen können schadensträchtige Unwetter sein: Sie können großen Hagel, schweren Sturm oder gar Tornados verursachen. Wie Superzellen entstehen und warum sie so gefährlich sein können, erfährst du hier.
Die Superzelle wird immer häufiger als Ursache genannt, wenn schwere Gewitter übers Land ziehen. Sie treten in Deutschland jedes Jahr an mehreren Tagen auf und richten dabei erheblichen Schaden an: So verursachte sie unter anderem Deutschlands bisher teuerstes Hagelunwetter mit einer Schadenshöhe von 2,8 Milliarden Euro und hunderten Verletzten in Reutlingen in 2013.
Was ist eine Superzelle?
Superzellen sind gewissermaßen die „Königinnen“ der Gewitter. Sie treten in Deutschland vor allem im Sommerhalbjahr auf. Ihre Eigenschaften stellen die von den meisten Gewittern, sogenannten Einzel- und Multizellen, in den Schatten:
- Sie können, bezogen auf die Fläche, deutlich größer werden als gewöhnliche Gewitterzellen. 20 km Durchmesser sind keine Seltenheit, sogar bis zu 50 km wurden bereits beobachtet.
- Während sich die meisten Gewitterzellen nach kurzer Zeit wieder auflösen oder durch neue ersetzt werden, leben Superzellen besonders lange. Sie können bis zu sechs Stunden oder sogar noch länger wüten.
- In einer Superzelle kann die Luft in dem Bereich, in dem sie aufsteigt (Aufwindbereich), sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen. Geschwindigkeiten von über 100 km/h sind keine Seltenheit – also so schnell wie ein Auto durchschnittlich auf unseren Autobahnen fährt.
Eine Superzelle zeichnet sich in ihrem Aufbau durch einen klar getrennten Auf- und Abwindbereich aus. Der Aufwindbereich, die sogenannte Mesozyklone, dreht sich um seine eigene Achse. Weist eine Gewitterzelle diese Eigenschaften über einen Zeitraum von mindestens 30 Minuten auf, wird sie als Superzelle bezeichnet.
An dieser Stelle sei jedoch auch erwähnt, dass nicht jedes schadensträchtige Gewitter eine Superzelle ist. Superzellen sind in Deutschland deutlich seltener als gewöhnliche Gewitterzellen.
Wie entsteht eine Superzelle?
Damit sich eine Superzelle bildet, müssen die Bedingungen in der Atmosphäre grundsätzlich „gewitterfreundlich“ sein. Das bedeutet, es muss
- genügend Feuchtigkeit und Energie zur Verfügung stehen
- einen auslösenden Moment geben, der die Luft zum Aufsteigen bringt (zum Beispiel eine Kaltfront oder zwei zusammenströmende Luftmassen)
Dann kann sich zunächst ein Gewitter bilden. Damit sich das Gewitter zu einer Superzelle entwickelt, braucht es besonders viel Feuchtigkeit und Energie. Außerdem ist eine Änderung der Windrichtung und/oder -geschwindigkeit mit der Höhe, die sogenannte Windscherung, notwendig. Dadurch trennen sich der Auf- und Abwindbereich des Gewitters räumlich voneinander und der Aufwindbereich beginnt zu rotieren. Die Superzelle ist geboren und kann über viele Stunden hinweg am Leben bleiben.
Was macht sie so gefährlich?
Weil der Superzelle viel Energie zu Verfügung steht und sie meist sehr lange lebt, kann sie eine ungeheure zerstörerische Kraft entfalten. Das sind häufige Auswirkungen von Superzellen:
- Überschwemmungen durch Starkregen
- Zerstörungen durch Großhagel
- Sturmschäden durch Tornados und Gewitterfallböen
Viele Unwetter mit besonders hohen Schäden sind auf Superzellen zurückzuführen. Beim Hagelunwetter von München im Jahre 1984 fielen Hagelkörner in Größe von Tennisbällen herab. Die Bilanz des bis dato teuersten Unwetters in der Geschichte der deutschen Versicherungswirtschaft: Drei Tote, mehr als 300 Verletzte, 200.000 demolierte Autos und 70.000 beschädigte Häuser.
Im Mai 2015 verwüstete ein Tornado die Kleinstadt Bützow in Mecklenburg-Vorpommern. Mindestens 30 Menschen wurden verletzt und es entstand ein Schaden von 40 Millionen Euro.
Im August 2023 suchte ein schweres Hagelunwetter Bad Bayersoien und Benediktbeuern in Bayern heim. Nahezu jedes Haus wurde von dem Hagel in Mitleidenschaft gezogen. Die Versicherungskammer Bayern spricht von dem größten Schadereignis der letzten fünf Jahre.
Wie kann ich mich schützen?
Für fachfremde Personen ist es schwer, Superzellen zu erkennen, wenn sie draußen unterwegs sind. Selbst Meteorolog:innen brauchen ein geübtes Auge, um eine Superzelle direkt zu erkennen. Du kannst jedoch selbst einiges tun, wenn Gewitter angekündigt sind:
- Informiere dich genau über das vorhergesagte Wetter, zum Beispiel beim DWD, Kachelmannwetter oder Wetteronline
- Wenn starke Gewitter angekündigt sind, informiere auch deine Freund:innen und Familie darüber
- Plane deinen Tag so, dass du jederzeit innerhalb von kurzer Zeit Schutz suchen kannst
- Behalte den Himmel und deine Wetter- oder Warnapps im Auge. Kachelmannwetter bietet zum Beispiel auch ein Vorhersagetool an, mit dem du checken kannst, ob eine gefährliche Gewitterzelle in deine Richtung zieht
- Sollte ein Gewitter aufziehen, bringe dich und deine Liebsten an einen geschützten Ort (Auto, feste Gebäude, etc.) und schätze ab, wie weit das Gewitter noch von dir entfernt ist
- Wenn du keinen geschützten Ort aufsuchen kannst, befolge die wichtigsten Verhaltensregeln bei einem aufziehendem Gewitter unter freiem Himmel
Superzellen können wie weiter oben bereits beschrieben auch größere materielle Schäden verursachen. Es lohnt sich, dass du dich grundsätzlich über mögliche Versicherungen informierst. Zieht ein Gewitter auf, solltest du deine Wohnung/Haus sturmfest machen und dein Auto zum Beispiel an einem sicheren Ort (Garage) parken. Hat ein Gewitter Schäden bei dir angerichtet, so gilt es, schnell und gezielt zu handeln.
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