Schreibst du Tagebuch, kannst du darin Erlebnisse und Erinnerungen festhalten. Total veraltet? Nein – wir zeigen dir, warum es sich lohnt, ein Tagebuch zu schreiben und wie du es am besten angehst.
Tagebuch schreiben im digitalen Zeitalter?
Ist Tagebuch schreiben heute, wo jede*r sowieso alles gleich auf Instagram, Snapchat oder Facebook postet, überholt? Nein, denn gerade hier schafft ein Tagebuch Raum für ganz persönliche, private Gedanken oder Erlebnisse.
Ein Tagebuch ist ein Zwiegespräch, das du mit dir selbst führst. Es hilft dir, deinen Tag zu reflektieren, zu philosophieren, schöne Momente festzuhalten, dir negative Erinnerungen von der Seele zu schreiben, schlechte Laune zu reduzieren, Gedanken und Ideen zu sammeln und dir selbst Raum zu geben. Du bist dein*e eigene*r Kritiker*in – niemand wird dich kritisieren oder schlecht von dir denken wegen dem, was du schreibst, weil niemand davon weiß.
Tagebuch schreiben kann auch eine Art Meditation sein. Der Akt des Schreibens bündelt deine Konzentration und lässt das Tagesgeschehen nochmal an dir vorbeiziehen. Es ist ein Akt der Besinnung und Rückbesinnung auf dich selbst und das, was dir wichtig ist.
Ein Tagebuch kann dich kreativer machen, Ideen und Gedanken anregen. Es kann dir helfen, dein Leben zu ordnen und Prioritäten. Du kannst damit dich und deine Stärken und Schwächen entdecken, deine Persönlichkeit und dein Selbstbewusstsein stärken.
Dein Tagebuch als Lebensbegleiter
Ein Tagebuch kann auch ein Begleiter fürs Leben sein: Wenn du Jahre später darin liest, weckt das vielleicht wieder Erinnerungen, wie du eine ähnliche Lebenssituation schon mal gemeistert hast. Im Angesicht der Zeit und all dem, was du schon erlebt hast, verlieren deine derzeitigen Schwierigkeiten vielleicht ein wenig an Gewicht – oder die Erinnerungen, die das Tagebuch erweckt, locken dir ein Schmunzeln auf die Lippen.
Denn ist es nicht spannend zu lesen, wie du vor fünf, zehn, zwanzig Jahren über dein Leben und die Welt gedacht hast? Zu sehen, welche Menschen dich wann begleitet haben? Erfolge nochmal zu durchleben? Zu sehen, welche Krisen du schon erfolgreich gemeistert hast? Ein Tagebuch kann dein ganz persönlicher Ratgeber fürs Leben werden – oft kommen und gehen die Menschen, aber deine Gedanken bleiben und geben dir Halt.
Ein Tagebuch spendet dir Hoffnung, Trost und die Erinnerung an schöne Momente. Vielleicht entdeckst du durchs Lesen sogar längst vergessene Träume und Talente wieder.
Dein Tagebuch gibt dir die Rückmeldung, ob du noch auf dem Weg bist, den du einschlagen wolltest oder was sich verändert hat. Mit deinem Tagebuch kannst du auch viel über dein derzeitiges Leben reflektieren. Es hilft dir, zu hinterfragen, umzudenken, die Perspektive zu wechseln.
Dein Tagebuch schlägt die Brücke zwischen Vergangenheit, Erlebtem, Erinnerungen, und Zukunft, Träumen, Plänen.
Was für ein Tagebuch möchtest du führen?
Bevor du mit dem Tagebuchschreiben anfängst, kannst du dir einige Fragen stellen:
- Möchtest du dich jeden Tag deine Erlebnisse aufschreiben oder vielleicht nur einzelne Gedanken festhalten?
- Möchtest du regelmäßig schreiben? Oder nur, wenn dir danach ist?
- Möchtest du einfach so schreiben, wie es dir in den Sinn kommt? Oder schreibst du vielleicht sogar Gedichte, Kurzgeschichten, andere literarische Werke?
- Sammelst du Erinnerungen? Oder sammelst du Ideen und Träume?
- Schreibst du jeden Tag? Oder vielleicht nur zu besonderen Zeiten? Nach besonderen Ereignissen? Ein Reisetagebuch? Ein Tagebuch in der Phase eines Umbruchs oder einer Veränderung?
- Hältst du nur schöne Momente fest, die dir später in schweren Zeiten Kraft spenden? Oder schreibst du dir nur schwere Momente von der Seele?
Für ein Tagebuch gibt es keine Regeln. Deshalb liegt die Entscheidung, was, wann und wie du schreibst, ganz bei dir. Vielleicht möchtest du dir selbst Regeln schaffen, vielleicht möchtest du, dass dein Tagebuch komplett regelfrei bleibt. Vielleicht nimmst du dir für eine Zeit das Schreiben ganz bewusst vor, beispielsweise für eine große Reise, und anschließend schreibst du mehrere Jahre nicht mehr – all das liegt bei dir.
Du weißt nicht, was du möchtest? Dann probiere es aus. Nur so kannst du herausfinden, was dir liegt. Und vorneweg: Es ist nicht jedermanns Sache, ein Tagebuch zu führen. Deine Entscheidung kann von Tag zu Tag, von Moment zu Moment ganz anders ausfallen.
Wie möchtest du schreiben?
Kein Tagebuch ist wie das andere. Wähle erstmal, worauf du schreiben möchtest:
- lose Seiten
- ein festes Buch
- ein Notizbuch von einem besonderen Ort
- ein von dir selbst gebundenes Buch
- eine App oder ein Computerprogramm
- einen Blog (das ist natürlich nicht mehr privat)
Und dann muss du dir überlegen, wie du das Ganze gestalten möchtest. Folgende Anregungen können dir dazu weiterhelfen:
- das Datum: Es hilft dir, Tagebucheinträge einzuordnen oder wiederzufinden.
- Überschriften schreiben
- Klassische Berichte für jede*n
- Gedankennetze und -bilder aufschreiben
- deine Gedanken formlos festhalten
- dein Tagebuch direkt anschreiben als Gesprächspartner mit „Liebes Tagebuch“.
- ein Bilder- und Maltagebuch führen
- vielleicht entwickelst du sogar einen eigenen Comic über dein Leben.
- ein Fototagebuch gestalten
- kritzle und schreibe die Seiten ganz voll oder lasse Seiten leer, wie immer du es magst
- Normalerweise wirst nur du dein Tagebuch lesen: Ob du Rechtschreibfehler machst oder unleserlich schreibst, wird also niemanden interessieren. Fühl dich also frei. Ein Tagebuch muss nämlich nicht „gut“ sein.
Eines solltest du allerdings immer beachten, egal, was oder wie du schreibst: Sei ehrlich mit dir.
Und noch etwas: Tagebuch schreiben ist keine Pflichtaufgabe. Es mag schon mal Überwindung kosten, regelmäßig zu schreiben. Aber es sollte nie zu einem Akt werden, der nur Pflicht und kein Spaß mehr ist.
Besondere Tagebücher
Du hast wenig Zeit oder Lust, täglich Tagebuch zu schreiben? Vielleicht sind diese Formen was für dich:
Reisetagebuch: Während einer Reise kommen uns oft ganz neue Gedanken, Ideen, Anregungen. Oder die Zeit ist besonders schön oder aufregend. Oft müssen wir beim Reisen auch mit ungewohnten Situationen klar kommen. Die Erinnerung daran kann uns auch im alltäglichen Leben weiterhelfen oder stärken. Deshalb lohnt es sich, sie festzuhalten.
Minuten-Tagebuch: Stell dir eine Stoppuhr mit einer bestimmten Zeit und schreibe einfach das, was dir gerade in den Kopf kommt. Das können Erlebnisse des Tages sein oder einfach nur Gedanken, aber es hilft dir, den Kopf frei zu bekommen.
Morgenseite: Schreibe, ohne abzusetzen oder eine Pause zu machen, täglich eine Seite mit allem, was dir gerade durch den Kopf schwirrt. Das befreit deine Gedanken von Lasten und wirren Gedankenstürmen und fördert außerdem die Kreativität.
Zwei-Satz-Tagebuch: Morgens einen Satz, abends einen Satz – das dauert nicht lange, gibt dir aber einen Moment der Reflexion und Besinnung
Erlebnis-Tagebuch: Beschreibe täglich genau ein Erlebnis ausführlich. Wie hast du dich gefühlt, wer war dabei, was genau ist passiert?
Dankbarkeitstagebuch: Schreibe täglich eine Anzahl an Dingen auf, für die du dankbar bist oder worüber du glücklich bist. Das stimmt dich glücklicher und hilft dir, einen positiveren Blick auf dein Leben zu gewinnen.
Briefe schreiben: Du möchtest jemanden etwas mitteilen, traust dich nicht oder es ist vielleicht gar nicht möglich? Dann schreibe einen Brief an denjenigen, dem du etwas sagen möchtest.
Foto-Tagebuch: Halte jeden Tag einen schönen Moment mit einem Foto fest und schreibe ein paar Zeilen dazu.
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