Öko-Test hat Früherdbeeren getestet. Wie stark sind die Früchte mit Pestiziden belastet? Und unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen werden die süßen Früchte in Spanien angebaut? Der aktuelle Test zeigt: Nur zwei von insgesamt 14 Produkten sind empfehlenswert.
Schon lange bevor die Saison für regionale Erdbeeren überhaupt beginnt, leuchten uns in den Supermärkten Erdbeeren entgegen. Die Erdbeeren, die es im Frühling zu kaufen gibt, sind sogenannte Früherdbeeren, sie kommen allermeist aus Spanien. Die weit gereisten Früchte (botanisch sind Erdbeeren Nüsse) sind ökologisch äußerst problematisch und stehen zudem im Verdacht, voller Pestizide zu stecken.
Öko-Test hat 14 verschiedene Erdbeeren aus großen Supermärkten und Bio-Märkten ins Labor geschickt. Dort wurde zum einen ein umfangreiches Pestizid-Screening durchgeführt. Zum anderen schaute Öko-Test bei den ökologischen und sozialen Bedingungen genauer hin und nahm Pestizidmanagement, Bewässerungsstrategie und die Lieferkette unter die Lupe. Die Test-Ergebnisse überraschen in vielerlei Hinsicht.
Früherdbeeren bei Öko-Test: Bio-Früchte nicht immer die beste Wahl
Das Fazit des großen Erdbeer-Tests von Öko-Test: Nur zwei Produkte sind empfehlenswert. Mit einem „gut“ (und damit der besten Note im Test) schnitten die Früchte von Edeka Bio und Rewe Bio ab.
Erfreulicherweise waren zwar einige der getesteten Erdbeeren völlig pestizidfrei (dazu weiter unten im Text mehr), aber ausgerechnet in Bio-Erdbeeren fand das Labor jedoch ein problematisches Spritzmittel: Die Bio-Erdbeeren von Tegut waren mit dem Spritzmittel Spinosad belastet. Das Mittel ist im Bio-Anbau zwar erlaubt, Öko-Test bewertet es jedoch wegen seiner Giftigkeit für Bienen als problematisch. Die Tegut Bio Erdbeeren bekamen im Test ein „ausreichend“.
Norma-Erdbeeren: Sieben unterschiedliche Pestizide
Noch erschreckender ist der Fund von Pestiziden in einigen konventionellen Erdbeeren. So fanden die Prüfer:innen in den Erdbeeren von Norma gleich sieben unterschiedliche Pestizide. Das Test-Ergebnis lautet „ungenügend“, genauso wie bei den Erdbeeren von Aldi Süd. „In beiden Produkten stecken gleich mehrere aus unserer Sicht besonders bedenkliche Spritzmittel oberhalb von Spurengehalten“, so das Öko-Test-Fazit. Darunter Mittel, die in der EU eigentlich verboten sind (Ethirimol), krebserregende Mittel (Bupirimat und Cyflumetofen) und bienentoxische Fungizide (ebenfalls Ethirimol).
Erdbeer-Test: Die Testsieger bei Öko-Test
In einigen Früchten konnte das Labor erfreulicherweise keinerlei Spuren eines Pestizids nachweisen:
- Erdbeeren von Aldi Nord („ausreichend“)
- Erdbeeren von Lidl („befriedigend“)
- Bio-Erdbeeren Edeka Bio („gut“)
- Bio-Erdbeeren von Rewe Bio („gut“)
- Bio-Erdbeeren von Denn’s, Magellanes Fresh Bio („befriedigend“)
Der Grund, warum einige der pestizidfreien Früchte nichtsdestotrotz im Endergebnis nicht allzu gut dastehen, sind schlechte Noten wegen mangelnder Transparenz oder bei der CSR (steht für „Corporate Social Responsibility“ und meint die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens).
Früherdbeeren: Ökologisch immer eine schlechte Wahl
Auch wenn einige der Früherdbeeren nicht mit Schadstoffen belastet sind, solltest du sie trotzdem nicht kaufen. Das empfiehlt auch Öko-Test.
Denn Früherdbeeren kommen häufig aus dem trockenen Süden Spaniens – und bringen eine Vielzahl von Problemen mit:
- Der Weg von Spanien in unsere Supermärkte ist weit und sorgt für einen schlechten CO2-Fußabdruck. Die Klimabilanz von Erdbeeren aus Marokko und Ägypten ist noch schlechter. Sie kommen nicht mit dem LKW zu uns, sondern werden eingeflogen.
- Fast noch schlimmer ist aber die Tatsache, dass der Anbau der Erdbeeren äußerst wasserintensiv ist. Die meisten Felder liegen rund um den spanischen Nationalpark Coto de Doñana, der eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas ist. Obwohl Wasser hier mittlerweile eine extrem knappe Ressource ist, werden die durstigen Früchte häufig mit dem Wasser aus illegal gegrabenen Wasserlöchern bewässert.
- Auch Menschenrechte sind ein Problem auf spanischen Erdbeerfeldern.
Früherdbeeren aus Spanien: Was tun die Supermarkt-Konzerne gegen die Probleme?
Mit in der Verantwortung sind nicht nur wir Kund:innen, die die Erdbeeren kaufen, sondern natürlich auch deutsche Supermarkt-Konzerne, die die ökologisch problematischen Früchte in die Regale bringen. Öko-Test wollte deshalb von den Einzelhändlern wissen, ob diese ihren Einfluss und ihre Marktmacht nutzen, um Bewässerungspraktiken, den Pestizid-Einsatz und die Arbeitsbedingungen auf den Erdbeerfeldern zu hinterfragen und positiv zu beeinflussen. „Die Lebensmittel-Einzelhändler haben jeweils ein sehr unterschiedlich ausgeprägtes Verständnis davon, welche Verantwortung sie beim Einkauf von frischen Früchten tragen“, erklärt Öko-Test.
Zwei Drittel der getesteten Anbieter konnten immerhin ein Global-G.A.P.-/SPRING-Zertifikat nachweisen. Diese Zertifikate bestätigen eine Strategie zur nachhaltigen Bewässerung – zumindest auf dem Papier. Öko-Test bewertet die Zertifikate als „besser als nichts – aber trotzdem nur ein Mindeststandard“.
Öko-Test lobt in diesem Zusammenhang den Lidl-Konzern, der zusätzlich zum SPRING-Label eine konkrete Unternehmensstrategie zur Wasserreduktion in Huelva nachgewiesen und die Nutzung von legalen Quellen belegt hat.
Alle Testergebnisse kannst du in der Ausgabe 05/23 oder auf ökotest.de nachlesen.
Utopia-Fazit: Finger weg von Früherdbeeren
Verzichte unbedingt auf Früherdbeeren – vor allem, wenn sie aus Spanien, Marokko oder Ägypten kommen. Die Zeit, bis es endlich Erdbeeren aus regionalem Anbau gibt, ist nur noch kurz! Ab Mitte Mai kannst du Früchte aus Deutschland im Supermarkt kaufen. Die Belohnung fürs Warten sind besonders frische und aromatische Erdbeeren, bei deren Genuss du kein schlechtes Gewissen haben musst. Am besten ist es, wenn du die leckeren Früchte direkt auf dem Feld erntest.
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