Auf der Suche nach einer BPA-freien Trinkflasche stößt man auf Trinkflaschen aus dem Kunststoff „Tritan copolyester“ von Eastman. Sie sollen BPA-frei sein, aber sind sie für die Gesundheit auch unbedenklich?
Das synthetische Polymer Tritan copolyester wird von einer US-Firma namens Eastman Chemicals hergestellt. Diverse Trinkwasserflaschen verwenden das Material, auch wenn sie von anderen Herstellern kommen. Der thermoplastische Kunststoff ist geschmacksneutral, lebensmittelecht, wärmebeständig, bruchsicher und spülmaschinenfest bis 80 Grad. Zusammen mit guter Formbarkeit, hoher Stabilität und anderen positiven Produkteigenschaften ist Tritan ein interessanter Werkstoff für viele Gegenstände, auch für Trinkflaschen.
Trinkflaschen aus Tritan: ohne BPA, aber eben Kunststoff
Für eine Trinkflasche aus Tritan spricht:
- Tritan ist sehr leicht und stabil und für Trinkflaschen daher ein interessanter Kunststoff.
- Dieser Kunststoff ist nach Eastman-Chemicals-Angaben frei von Bisphenol A (BPA), das zwar in vielen (nicht allen) Bereichen zugelassen ist, von vielen Konsumenten aber zunehmend abgelehnt wird.
- Solange keine Daten zu gesundheitlichen Bedenken bei Tritan vorliegen, kann man eine Trinkflasche aus diesem Kunststoff empfehlen: als Alternative zu Plastikflaschen, deren Bedenklichkeit aufgrund von enthaltenem BPA als gesichert gilt.
Gegen Wasserflaschen aus diesem Kunststoff spricht:
- Es ist ein Kunststoff. Kunststoffe und Plastik stellen aus vielerlei Gründen ein generelles Umweltproblem dar. Plastik baut sich nicht natürlich ab und wird, sofern es nicht aktiv entsorgt und recycled wird, lange Zeit die Natur verschmutzen. Am Ende schadet alles Plastik der Umwelt und damit auch unserer Gesundheit. Das ist allerdings ein Problem von Kunststoff im Allgemeinen, nicht von Tritan speziell. Und eine Tritanflasche zum Wiederbefüllen mit Leitungswasser ist allemal umweltfreundlicher als Einwegflaschen aus PET mit unsinnigem Mineralwasser.
Utopia empfiehlt bei Trinkflaschen:
- Bevorzuge eine Trinkwasserflasche aus Glas oder Edelstahl statt solchen aus Kunststoff.
- Erwärme deine Trinkflasche aus Plastik nicht in der Mikrowelle.
- Wenn es eine Wasserflasche aus Kunststoff sein soll, empfehlen wir die Aladdin Aveo.
Aladdin Aveo – zur Bewertung der Utopia Community
Utopia-Tipps zur Reinigung deiner Tritan-Flasche
Du kannst Flaschen aus Tritan zwar auch bei Temperaturen bis zu 100 Grad Celsius in der Spülmaschine reinigen (empfohlen werden allerdings niedrigere Temperaturen). Je höher die Temperatur, desto schneller lassen die mechanischen Eigenschaften von Tritan nach. Dazu tragen (neben der Temperatur) auch das Geschirrspülmittel und ein eventueller Klarspüler bei.
Den Herstellern zufolge haben Tritan-Flaschen daher nur eine begrenzte Haltbarkeit. Die Empfehlung der Hersteller lautet, die Trinkflaschen nicht mehr als 60 Mal in einer Spülmaschine zu reinigen. Wenn du sie stattdessen schonend per Hand säuberst, liegt die Empfehlung bei 300 Reinigungsdurchgängen. Schonend bedeutet, dass du keine scharfen Reinigungsmittel verwenden solltest, sonst verringert sich die Lebensdauer deutlich.
Zur schonenden Reinigung:
- Wir empfehlen die Handreinigung. Dazu reicht heißes (am besten nicht kochendes) Wasser, dem du ein neutrales oder allenfalls ein schwach alkalisches Reinigungsmittel zufügst. Danach spülst du die Flasche gründlich mit klarem, lauwarmen Wasser nach.
- Wenn du die Trinkflasche in der Spülmaschine reinigen willst, wähle ein Spülprogramm, das unter 80 Grad Celsius liegt. Verwende außerdem ein schonendes Spülmittel und verzichte auf einen Klarspüler, um das Material zu schonen.
Bitte beachten: Wenn die Tritan-Wasserflasche sichtbare Haarrisse zeigt, solltest du sie austauschen.
Trinkflaschen kaufen
Eine Wasserflasche aus dem Eastman-Kunststoff kann man z. B. hier kaufen**:
Besuche auch unsere Liste der besten BPA-freien Trinkflaschen.
Eastman Tritan: ist der Kunststoff gesundheitsschädlich?
Der Erfolg von Eastman Tritan beruht vor allem darauf, dass andere Kunststoffe wegen des Gehalts an Bisphenol A (BPA) in Verruf geraten sind und als gesundheitsschädlich gelten. Bei Babyflaschen aus Plastik ist BPA deswegen bereits verboten (Quelle: EU) und Konsumenten suchen deswegen heute gezielt nach „BPA-freien“ Alternativen. Eastman Chemicals (9 Milliarden Umsatz 2012) hat mit dem BPA-freien Tritan also einen höchst attraktiven Kunststoff im Angebot, der auch für die Verwendung im Umfeld von Baby-Ernährung und Medizintechnik geeignet erscheint.
Der HCWH-Bericht „Non-toxic Healthcare: Alternatives to Phthalates and Bisphenol A in Medical Devices“ (PDF) nennt Tritan als sterilisierbare Alternative für Kunststoffe, die BPA enthalten, weist indes aber auch darauf hin, dass auch in Sachen Gesundheit „unabhängige Studien notwendig“ seien. Ganz allgemein heißt „BPA-frei“ nicht automatisch, dass nicht andere Stoffe und alternatives Plastik mit anderen Nebenwirkungen mit dem jeweils verwendeten Kunststoff verbunden sein können. „Dass Kunststoffe eine ganze Reihe endokrin wirksamer Substanzen enthalten und freisetzen können, konnte […] bestätigt werden“, heißt es dazu in einer Publikation des UBA (PDF) – in der es aber nicht speziell um Tritan geht.
Eastman Chemicals ließ sein Tritan testen und gibt auf Basis der Ergebnisse an, dass das Plastik generell frei sei von hormonell wirksamen Substanzen (PDF), die der Gesundheit schaden können. Allerdings veröffentlicht der Hersteller lediglich ein „Material Safety Data Sheet“, also ein Datenblatt, aus welchem keine Angaben zur Toxizität oder zu Umweltauswirkungen hervorgehen.
In den USA, in Kanada, in China und Japan und auch in der EU ist der Eastman-Kunststoff für Lebensmittel zugelassen. Tritan ist aber nicht unumstritten: So wollten Forscher des US-Unternehmen PlastiPure/CertiChem laut Spektrum der Wissenschaft eben doch östrogene Wirkungen festgestellt haben. Eastman klagte gegen diese Aussagen und bekam vor Gericht recht (PR-Meldung).
Das investigative US-Magazin Mother Jones widmete sich dem Thema hier 2014 noch einmal; der Beitrag ist höchst lesenswert in Sachen BPA-Streit in den USA. Er geht vor allem auf die Geschäftspraktiken amerikanischer Monopolisten ein, auf fragwürdige Expertengutachten, Zeugen, Richter und auf leichtgläubige Konsumenten. Wesentliche neue Fakten für Tritan ergeben sich daraus aber nicht. Allerdings ist Eastman Chemicals ja auch ein milliardenschwerer Konzern, mit dem man sich eben nicht leichtfertig anlegt.
Ein Bericht in The Atlantic findet es allgemein problematisch, das in den USA die Firmen selbst angeben können, welche toxischen Stoffe ihre Materialien enthalten (mit TTIP würde das auch bei uns so sein), und das wir daher möglicherweise nicht genug über neue Kunststoffe und Plastikarten wissen. Auch Organisationen etwa mightynest.com finden es besorgniserregend, dass „neue BPA-freie Kunststoffe“ auf breiter Basis genutzt werden, ohne dass dieses Plastik genauer erforscht wurde.
Eastman Tritan Copolyester im Video
Mit diesem Zeitraffer-Video demonstriert Eastman, dass sein Copolyester ein besonders robustes Plastik ist:
Habt ihr Erfahrungen mit Trinkflaschen aus Tritan gemacht? Schreibt uns in den Kommentaren!
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