Utopia Image

Wie hoch ist der Stromverbrauch von Wärmepumpen?

Welche Alternativen gibt es zu Wärmepumpen? Das sind diene Möglichkeiten
Foto: CC0 / Pixabay / Sophieja23

Weil sie ohne Gas und Öl auskommen und im Idealfall klimaneutral betrieben werden, gelten Wärmepumpen als das Heizsystem der Zukunft. Doch der Stromverbrauch der Wärmepumpen sei zu hoch, sagen skeptische Stimmen. Wie viel Strom verbrauchen die Heizungen wirklich – und welcher Stromtarif ist der beste?

Strombetriebene Heizungen gelten im Allgemeinen als teuer und ineffizient – zumindest in Altbauten. Die Wärmepumpe ist eine Ausnahme: Sie nutzt für den Betrieb zwar Strom, aber auch Wärme aus der Umgebung. Mit Ökostrom betrieben ist die Nutzung quasi klimaneutral. Doch Kritiker:innen glauben: Der Stromverbrauch von Wärmepumpen ist zu hoch. Stimmt das? Wie viel Strom brauchen Wärmepumpen eigentlich?

Wofür brauchen Wärmepumpen Strom?

Wärmepumpen sind in ihrer Funktionsweise grob vergleichbar mit einem Kühlschrank. Während ein Kühlschrank einem Raum (dem Inneren des Geräts) Wärme entzieht und nach außen leitet, leitet die Wärmepumpe Wärme von außen in den Raum. Sie wandelt Umweltwärme aus der Erde, dem Grundwasser oder der Außenluft in Heizwärme um, indem es diese auf ein höheres Temperaturniveau bringt. Das funktioniert mittels eines Kreislaufs aus Kompression und Expansion eines Kältemittels. In Gang gehalten wird dieser Kreislauf mit einem Kompressor, Wärmetauschern und Ventilen – dieser Prozess braucht Strom.

Grafik: Funktionsweise einer Wärmepumpe
(Grafik: © Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V.)

Haben Wärmepumpen einen hohen Stromverbrauch?

Jede Heizungsart wandelt einen Energieträger in Wärmenergie um – das kann Öl, Gas oder Holz sein oder eben Strom und Umweltwärme. Dass die Wärmepumpen damit einen höheren Stromverbrauch haben als etwa Gasheizungen ist klar, denn sie müssen zusätzlich die Schwankungen der Umgebungstemperatur ausgleichen.

Eine wichtige Kenngröße ist für Wärmepumpen die sogenannte Jahresarbeitszahl (JAZ). Sie gibt an, wie viele Kilowattstunden Wärme aus einer Kilowattstunde (kWh) Strom generiert werden. Typischerweise liegt die JAZ für Wärmepumpen bei 3 bis 5, mitunter auch höher. Das heißt, dass eine Wärmepumpe aus 1 kWh Strom etwa 4 kWh Wärme herstellt. Wichtig: Wenn die JAZ unter 3 liegt, arbeitet die Wärmepumpe nicht effizient und benötigt zu viel Strom.

Der Hersteller Bosch leitet aus den oben genannten Zahlen ab, dass die Heizwärme für effiziente Wärmepumpen zu einem Viertel aus Strom und zu drei Vierteln aus Umweltenergie besteht.

Bei der Frage nach dem konkreten Stromverbrauch von Wärmepumpen spielen viele Faktoren eine Rolle: Um welche Art von Wärmepumpe handelt es sich? Welche Leistung kann die Wärmepumpe erbringen? Wie hoch genau ist die JAZ? Wie effizient ist das gesamte Heizsystem des Gebäudes aufgebaut? Wie gut ist die Dämmung? Und wie viel wird überhaupt geheizt? Diese Faktoren sind von Haushalt zu Haushalt unterschiedlich und können daher nicht pauschal beantwortet werden.

Weiter unten findest du dennoch den Versuch einer Beispielrechnung.

Brauchen Wärmepumpen jetzt also viel Strom? Ja, im Vergleich mit anderen Heizarten ist der Stromverbrauch hoch. Entscheidend ist, wie der Strom erzeugt wird. Wenn Wärmepumpen mit Ökostrom oder sogar selbst erzeugtem Solarstrom betrieben werden, ist der Betrieb nämlich dennoch CO2-neutral.

Wie finde ich heraus, wie viel Strom meine Wärmepumpe verbrauchen wird?

Zur groben Berechnung des Wärmepumpen-Stromverbrauchs solltest du folgende Daten kennen:

  • die Leistung deiner (geplanten) Wärmepumpe
  • die genaue oder geschätzte JAZ
  • die grobe Anzahl der jährlichen Heizstunden

Dann kannst du mit folgender Formel den ungefähren Stromverbrauch ermitteln:

Heizleistung in kW / JAZ x Heizstunden = Stromverbrauch pro Jahr in kWh

Wenn eine Wärmepumpe beispielsweise eine Heizleistung von 12 kW hat und eine JAZ von 4, ergibt das bei durchschnittlichen 2.000 Heizstunden im Jahr 6.000 kWh Strombedarf. Damit kannst du dann die Stromkosten berechnen, indem du den Strombedarf mit dem aktuellen Stromtarif pro kWh multiplizierst. Zum Beispiel: 6.000 kWh mal 0,40 Euro pro kWh = 2.400 €/Jahr

Je nach Dämmung des Hauses, Art des Heizsystems und der Wärmepumpe und tatsächlichem Heizbedarf kann sich der Strombedarf grob irgendwo zwischen 1.000 und 15.000 kWh bewegen. Finanztip geht davon aus, dass man einen gut gedämmten Neubau bereits mit rund 1.000 kWh beheizen kann. Laut Bosch liegt der mittlere Stromverbrauch für Wärmepumpen bei 27 bis 42 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche, also bei rund 4320 kWh bis 6720 kWh für ein Haus mit 160 Quadratmetern Wohnfläche.

Zum Vergleich:

  • Ein Drei-Personen-Haushalt im Einfamilienhaus hat laut CO2-Online einen durchschnittlichen Stromverbrauch von etwa 3.600 kWh im Jahr.
  • Ein durchschnittliches E-Auto mit 15.000 Kilometern jährlicher Fahrleistung hat einen Stromverbrauch von rund 2.250 kWh im Jahr.

Welche Wärmepumpen-Art hat den niedrigsten Stromverbrauch?

Luft-Wärmepumpen – die die Außenluft als Wärmequelle nutzen – haben grundsätzlich den höchsten Stromverbrauch. Denn sie müssen im Winter die kalte Außenluft erwärmen.

Die höchste JAZ (etwa 5) und damit den niedrigsten Stromverbrauch haben Wasser-Wärmepumpen, welche das Grundwasser als Wärmequelle nutzen. Erdwärmepumpen liegen mit einer JAZ von etwa 4 bis 5 dazwischen.

Ist das Heizen mit der Wärmepumpe dann nicht teuer?

Die Stromkosten kannst du mittels oben stehender Rechnung ganz einfach ermitteln, indem du den Strombedarf mit dem aktuellen Strompreis pro kWh deines Anbieters multiplizierst.

Bei der Planung gilt es jedoch zu beachten:

Erstens: Wärmepumpen können grundsätzlich mit bereits vorhandenen Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen kombiniert werden, was die Betriebskosten deutlich senkt.

Zweitens: Wärmepumpen werden oft nicht mit dem normalen Haushaltsstromtarif betrieben, der derzeit bei grob 40 Cent/kWh bzw. 30 Cent/kWh für Neukund:innen liegt und durch die Strompreisbremse bei 40 Cent/kWh gedeckelt ist. (Stand August 2023).

Viele Stromanbieter haben spezielle Wärmepumpen-Stromtarife im Angebot. Lange waren diese etwa 10 bis 20 Prozent günstiger als der übliche Haushaltsstrom. Von den Wärmepumpen-Stromtarifen konnte bislang profitieren, wer den Verbrauch der Wärmepumpe mit einem eigenen Zähler messen konnte und dem Netzbetreiber Zugriff auf die Steuerung der Wärmepumpe gewährte.

Im Gebäudesektor könne noch Energie gespart werden zum Beispiel durch die Installation von Wärmepumpen.
Im Gebäudesektor könne noch Energie gespart werden zum Beispiel durch die Installation von Wärmepumpen. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - HarmvdB)

Doch aktuell – in Zeiten steigender Stromkosten und unsicherer Energieversorgung – sind die Wärmepumpen-Tarife für Neukund:innen kaum noch günstiger als der Haushaltsstrom. Wer sich durch Vergleichsportale klickt stellt fest: Der Arbeitspreis pro kWh Strom ist in den aktuellen Wärmepumpen-Tarifen oft vergleichbar mit den gewöhnlichen Stromtarifen und liegt bei um die 30 Cent/kWh.

Vereinzelt findet man allerdings noch günstigere Wärmepumpenstromtarife bei Ökostrom-Anbietern – und nur mit Ökostrom betrieben ist der Einsatz einer Wärmepumpe wirklich ökologisch sinnvoll.

Wie die Entwicklung der Strompreise längerfristig weitergeht und ob es in Zukunft wieder günstigere Konditionen geben wird, lässt sich heute kaum sagen. Das Gleiche gilt allerdings für die Entwicklung der Gaspreise – unter den aktuellen Bedingungen ist eine langfristige Kostenplanung für fast jedes Heizsystem schwierig. Klar ist: Die Kosten für fossile Energieträger werden über kurz oder lang gegenüber erneuerbaren steigen. Die durchschnittlichen Anschaffungs- und Betriebskosten sowie die Lebensdauer der Wärmepumpen deuten im Moment eindeutig darauf hin, dass man gegenüber Gasheizungen einiges sparen kann:

Sind Wärmepumpen trotzdem besser als andere Heizungen?

Bisher haben wir auf die Zahl der jährlich benötigten Kilowattstunden Strom geblickt. Entscheidend ist aber die Effizienz von Wärmepumpen gegenüber anderen Energieträgern. Im Klartext: Verursacht der höhere Stromverbrauch höhere oder niedrigere Kosten und CO2-Emissionen als der alternativ anfallende Gas- oder Ölverbrauch?

Ausschlaggebend für die Effizienz von Wärmepumpen ist, wie groß die Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und Heizsystem ist. Je weniger Unterschied, desto höher ist die Effizienz. Als Wärmequelle können Boden, Wasser und Luft dienen. Durch die relativ stabile und hohe Grundtemperatur sind Erdreich und Grundwasser während des Winters eine gute Wärmequelle, da der notwendige Temperaturhub vergleichsweise gering ist und dadurch die Wärmepumpe effizient arbeiten kann. Erdreich, Grundwasser und Abwasser sind deshalb auch in der Regel bessere Wärmequellen als Außenluft, die im Winter sehr kalt sein kann.

Die Mehrzahl der Haushalte in Deutschland wird noch immer mit Gas beheizt. Genau wie beim Stromverbrauch der Wärmepumpe kommt es auch bei anderen Heizsystemen auf das eigene Heizverhalten an, auf das genaue Heizungsmodell, die Effizienz des verbauten Heizsystem, die Gebäudedämmung usw. Ein sauberer Vergleich ist deshalb schwierig.

Klar ist aber: Angesichts der Klimaauswirkungen kannt die Gasheizung nicht langfristig zukunfsfähig sein. Als wichtigste Alternative zur derzeit beliebten Wärmepumpe gilt – neben der lokal verfügbaren Fernwärme – oft das Heizen mit Holz, insbesondere Pelletheizungen.

Es kann schwierig sein, Monteur:innen für eine Wärmepumpe im Umkreis zu finden. Dann können Portale wie Aroundhome oder Heizungsfinder sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.

Kennst du schon den Utopia-Podcast auf SpotifyApple PodcastsGoogle Podcasts & Co?

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: