Die Wilde Karde ist durch ihr stacheliges Aussehen einen Hingucker und bringt zahlreiche Insekten und Vögel in deinen Garten. Wie du die Staude pflanzt und pflegst, erfährst du hier.
Die Wilde Karde ist eine krautige Pflanze, die im Frühjahr in grün, im Sommer violett und im Winter braun daherkommt. In der freien Natur wächst das heimische Kardengewächs an Wegrändern, Bächen und Auen. Sie ist vor allem in Mittel- und Südeuropa verbreitet.
Die Pflanze wächst zweijährig. Im ersten Jahr bildet sich die Rosette mit großen Blättern aus. Die einzelnen Blätter sind dunkelgrün und an der Unterseite bedornt. Im zweiten Jahr wachsen mehrere hohe Stängel, die ebenso mit Stacheln versehen sind. Die Stängelblätter wachsen paarweise und sind am Rand eingekerbt. Die Wilde Karde wird bis zu zwei Meter hoch, die zapfenförmigen Blütenstände zwischen fünf und neun Zentimetern. Diese sind mit zahlreichen winzigen Einzelblüten besetzt. Das Besondere: Die Blüten öffnen sich ringförmig von der Mitte ausgehend nach unten und oben. Die Wilde Karde blüht violett von Juli bis Ende August. Der Blütenkopf ist umgeben von stacheligen, länglich-schmalen Hüllblättern. Aus den Blüten entwickeln sich nach erfolgreicher Befruchtung kleine Nussfrüchte.
Aufgrund ihres Aussehens wird die Wilde Karde auch als Kardendistel bezeichnet. Da sie an fast allen Pflanzenteilen stachelig ist, solltest du sie von Kindern fernhalten.
Die Wilde Karde und die Tierwelt
Das ganze Jahr über versorgt die Wilde Karde verschiedene Tierarten mit Wasser und Nahrung:
- Die Pflanze bildet mit ihren großen Blättern kleine Becken, die Regenwasser auffangen. Expert*innen vermuten, dass dies ein Schutz vor Insekten wie Ameisen ist. Kleinvögel wie Meisen und Rotkehlchen nutzen das Wasserbecken als Tränke und Badestelle. Die Wilde Karde wird deshalb auch Zisternenpflanze genannt.
- Die Blüten der Wilden Karde bieten von Juli bis Oktober Nahrung für langrüsslige Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.
- Im Inneren der Blütenköpfe befinden sich die Samenstände der Wilden Karde. Nach der Blüte wachsen an den Blütenköpfen Früchte, und zwar kleine Nüsse. Die Samen sowie Früchte bieten im Winter Nahrung für Vögel wie Dompfaff oder Stieglitz. Im Naturgarten zu Hause solltest du die Blütenköpfe und Stängel deshalb bestmöglich nicht oder erst im Frühjahr abschneiden. Ist der Winter besonders mild, ist es möglich, dass die Samen dann bereits schon zu keimen beginnen.
- Die Wilde Karde ist ein Tierstreuer. An ihren Stacheln und Blütenständen bleiben Insekten leicht hängen. Selbst durch Vorbeistreifen von Vögeln und Insekten werden die Samen der Wilden Karde in die Umgebung geschleudert. Das kannst du dir wie eine Art Katapult vorstellen. Auf diese Weise und durch Wind verbreitet sich die Wilde Karde und sät sich selbst aus.
Wilde Karde pflanzen
Wie erwähnt, ist die Wilde Karde eine stachelige Pflanze. Trage beim Pflanzen und weiter auch bei der Pflege stets dicke beziehungsweise robuste Gartenhandschuhe und lange Kleidung.
- Zeitpunkt: Die Aussaat ist im Frühjahr von Ende März bis Mitte April, aber auch im frühen Herbst möglich. Die Samen pflanzt du dann direkt ins Beet. Sie keimen nach maximal 30 Tagen. Du bekommst sie im (Fach-)Kräuterhandel oder Baumärkten. Häufig sind die Samen Bestandteil von Wildpflanzen-Mischungen. Auf dem Balkon ist es leider nur schwer möglich, die Wilde Karde zu züchten.
- Standort: Die Wilde Karde bevorzugt einen sonnigen Platz. Sie kommt aber auch mit Halbschatten zurecht. Halte einen Pflanzabstand von 35 bis 40 Zentimetern zu anderen Pflanzen ein. Da die Karde hoch wächst, macht sie sich sowohl neben Büschen und Stauden als auch im Blumenbeet gut. Wenn du einen Gartenteich haben solltest, sorgt sie auch hier für einen Hingucker.
- Boden: Wichtig für die Karde ist ein hohe Feuchtigkeitsgehalt im Boden. Daher sollte dieser locker und durchlässig sein. Dies erreichst du, indem du Sand oder Steine unter die Erde mischst. Ebenso sollte die Erde kalkhaltig sein. Durch einen pH-Test findest du heraus, ob zusätzliches Kalken notwendig ist. Einen nährstoffreichen Boden erhältst du, wenn du Humus dazugibst. In Böden mit hohem Anteil an Lehm gedeiht die Wilde Karde am besten.
So pflegst du die Wilde Karde
- Gießen: Wie erwähnt, mag die Wilde Karde Feuchtigkeit. Immerhin kommt sie in der Natur meist auf feuchten Böden vor. Dies solltest du der Staude auch im eigenen Garten ermöglichen. Der Boden sollte bestmöglich nie ganz austrocknen und leicht bis mäßig feucht sein. Gieße die Wilde Karde daher täglich. An heißen Tagen solltest du morgens und abends gießen.
- Düngen: Im ersten Jahr bildet sich die Blattrosette, hier ist kein Düngen notwendig. Mische im zweiten Jahr organischen Dünger wie Kompost unter die Erde um die Pflanze. Auf diese Weise unterstützt du ihr Wachstum.
- Schneiden: Wie oben beschrieben, sät sich die Wilde Karde selbst aus und verteilt sich so im Garten. Wünschst du dies nicht, solltest du die Pflanze nach der Blüte schneiden. Gezieltes Aussäen ist möglich, indem du die reifen Samen erntest und direkt aussäst. Allerdings sind die Samen und Früchte der Wilden Karte eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel. Schneide sie daher besser im Frühjahr zurück.
- Überwintern: Die Wilde Karde kommt gut mit Kälte klar. Temperaturen bis zu minus 35 Grad Celsius machen ihr nichts aus. Aus diesem Grund musst du die Pflanze nicht zusätzlich schützen.
- Krankheiten und Schädlinge: Typische Krankheiten der Wilden Karde sind nicht bekannt. Auch Schädlinge kann sie durch ihren Wassertrog und die vielen Stacheln von selbst abwehren.
Wilde Karde verwenden
Die Wilde Karde soll bei verschiedenen Krankheiten durch äußere sowie innere Anwendung helfen. Hauptsächlich wird die Pflanze bei Beschwerden der Verdauungsorgane, geschwächten Immunsystemen und bei Hautproblemen verwendet.
Vor allem die Wurzel soll Bitterstoffe, Kaffeesäuren, Glucoside und Saponine enthalten. Bisher gibt es zwar noch kaum Studien über die Wirkung der Wilden Karde an sich, jedoch gibt es Studien zur Wirkung der einzelnen Inhaltsstoffe.
- Borreliose: Eine Studie von 2011 zeigt die Hemmung von Borreliose-Bakterien durch Tropfen einer Tinktur aus der Wurzel unter Laborbedingungen. Klinische Untersuchungen und somit Bestätigungen gibt es allerdings bisher noch nicht.
- Magen-Darm: Bitterstoffe sollen sich positiv auf die Verdauung auswirken, indem sie die Verdauungssäfte anregen. Damit zusammenhängend sollen sie den Appetit fördern und bei Leber- sowie Gallenbeschwerden helfen. Lies mehr dazu in unserem Artikel Bitterstoffe: Darum sind sie so gesund. Dieselben Wirkungen werden Kaffeesäure nachgesagt. Sie soll weitergehend entzündungshemmend wirken, Magenschwäche und einem Reizmagen entgegenwirken.
- Haut: Glucoside sind häufig Bestandteil von Hautpflegeprodukten. Immerhin sollen sie beruhigend und reinigend wirken. Daher sollen sie kleine Wunden, Risse, Schrunden, Ekzeme, Furunkel und Akne heilend unterstützen können. Dies zeigen Studien, unter anderem eine von 2012 und eine weitere von 2018.
- Entzündungen und Schmerzen: Saponine sollen eine Art Immunsysteme von Pflanzen sein. Der Stoff soll also entzündungshemmend, schmerzlindernde, schleimlösend schweiß- und harntreibend wirken – kurzum: entschlackend. Konkret werden Saponine gegen Gicht, Rheuma, bakteriellen Infektionen, Kopfschmerzen und Immunschwäche eingesetzt. Lies mehr dazu in unserem Artikel Saponine: Wirkung und Funktion der Pflanzenstoffe.
In der Volksmedizin wurde die Wilde Karde früher für weitere Beschwerden eingesetzt, was allerdings noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde. Zu den Nebenwirkungen zählen Hautirritationen, Kreislaufprobleme und Schüttelfrost. Möchtest du die Wilde Karde als Heilkraut einsetzten, solltest du dich mit der Dosierung langsam herantasten und austesten, wie du die Inhaltsstoffe verträgst.
In der Heilkunde kommen vor allem die Wurzel und die Blätter der Wilden Karde zum Einsatz. Diese kommen in der Naturheilkunde meist als Extrakt, Tinktur, Teemischung oder Bad daher. Produkte bekommst du unverarbeitet oder verarbeitet im (Fach-)Kräuterhandel, zum Teil in Reformhäusern oder auch in manchen Apotheken.
Wichtig: Achte stets auf die Reinheit der Inhaltsstoffe und hole vor der Anwendung immer ärztlichen Rat ein. Eigendiagnosen können leicht falsch ausfallen. Wenn du Tinkturen selbst herstellen möchtest, solltest du fachkundige Expert*innen befragen. Solltest du Teile der Wilden Karde aus dem eigenen Garten verwenden, achte unbedingt darauf, dass es sich tatsächlich um eine Wilde Karde handelt, botanischer Name Dipsacus fullonum. Insgesamt gibt es nämlich über 20 Kardenarten, die zum Teil giftig sind. Optisch ähnelt die Wilde Karde zum Beispiel der giftigen Schlitzblatt-Karde, die weiße Blüten und wenige Stacheln am Stängel aufweist.
Die Wilde Karde eignet sich auch wunderbar als Deko für dein Zuhause. Schneide dafür einige Stängel ab und lasse sie trocknen. Alleine oder kombiniert mit anderen getrockneten Blumen bilden sie eine hübsche Herbstdeko.
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