Wer auch im Winter noch frisches Gemüse vom Balkon ernten will, kann jetzt noch Samen in die Erde bringen. Zwei Expert:innen erklären, welche Gemüse sich eignen und warum das Wintergemüse vom Balkon auch perfekt für Unerfahrene geeignet ist.
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Von wegen Tannenzweige in die Balkonkästen und auf den Frühling warten: Mit Wintergemüse kann das Balkongärtnern weitergehen. Und zwar ganz in Ruhe. Dazu braucht es gar nicht viel, erklären zwei Expert:innen.
Welches Gemüse kann ich jetzt im Oktober noch auf dem Balkon aussäen?
„Alles, was schnell wächst: Spinat etwa kann man jetzt noch aussäen, auch Pflücksalate, Rucola und Radieschen“, sagt Daniela Haferkorn, Gärtnerin beim Mietgartenanbieter Meine Ernte. Bei den Radieschen sollte man aber fix sein, rät Wolfgang Palme, Abteilungsleiter Gemüsebau an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn, und sie lieber heute als morgen säen.
Er empfiehlt auch Spezialsalate, die es als Mischungen zu kaufen gibt, etwa Asiasalate. „Asiasalate sind mit dem Chinakohl verwandt, werden aber nicht als fertiger Kopf, sondern im Babyleaf-Stadium geerntet.“
Was bedeutet Babyleaf?
Babyleaf heißt: Die jungen Blätter werden mit einer Blattlänge von acht bis zwölf Zentimetern gezupft. Die Ernte erfolgt ungefähr drei bis vier Wochen nach der Aussaat, oft ist eine Mehrfachernte möglich. Der Vorteil der aromatischen Asia-Salate: Sie wachsen schnell – und in der kalten Jahreszeit fast durchgängig weiter. Da sie extrem kältefest sind, sind sie ideal für den Winter geeignet.
Orientalmix-Salate bieten nicht nur Vitamine, sondern punkten auf dem Balkon auch optisch, so Palme, „weil sie ganz bunt, in ihren Blattformen so vielfältig sind. Da gibt es rundblättrige bis ganz fein gekrauste; gelbe, grüne, rote.“ Manche Sorten sind mild im Geschmack, andere fast so scharf wie Meerrettich. Die Mischung macht’s: Aus einer bunten Mixtur verschiedener Sorten wird nachher eine bunte Salatschüssel.
Was ist beim Anbau von Balkon-Wintergemüse wichtig?
„Das Wichtigste ist die Lage. Am besten platziert man Wintergemüse möglichst windgeschützt vor eine sonnenbeschienene Wand. Und je nach Art haben die Pflanzen unterschiedliche Bedürfnisse, was den Boden angeht“, erklärt Haferkorn: „Für den Anbau von Gemüse in Töpfen oder Kübeln verwenden wir Pflanzerde oder spezielle Gemüseerde, für Kräuter Kräutererde. Keine Blumenerde, die ist zu stark aufgedüngt.“ Die Erde sollte in jedem Fall torffrei sein – den Mooren und der Umwelt zuliebe.
Experten-Tipp: Geranienkästen recyceln
Noch einfacher: Alternativ kann man das Wintergemüse prima in die Kästen und auch die Erde säen, in der vorher Geranien oder Sommergemüse war, sagt Wolfgang Palme. Sein Tipp: Die Feinwurzeln der Sommerpflanzen drinlassen: „Sie sind Futter für das Bodenleben.“
Wie pflege ich das Wintergemüse am besten?
Auf dem Balkon gilt, was sonst auch fürs Beet gilt: Du solltest Bescheid wissen, was die Pflanze braucht. Diese Informationen stehen übersichtlich auf dem Samenpäckchen.
Gießen ist auch im Herbst und Winter ein Thema. Hier solltest du darauf achten, dass die Pflanzen nicht austrocknen, aber auch nicht ertrinken. „Die Gefahr besteht bei Kübeln oder Übertöpfen ohne Untersatz“, erklärt Daniela Haferkorn. „Gerade im Winter verschimmelt und verfault mehr Gemüse, als dass es erfriert“, so Wolfgang Palme.
Was ist mit dem Frost?
Palme hat an seinem Institut dazu lange geforscht und sagt: „Wir glauben immer, dass der Frost so bedrohlich ist für die Pflanzen. Die richtigen Pflanzen, die man für den Winter setzt, sind eigentlich sehr gut ausgerüstet, wenn es um Kältefestigkeit geht. Salate halten unter –11 Grad Frost aus, so kalt wird es im städtischen Umfeld selten.“
Und wenn die Pflänzchen ganz traurig die Blätter hängen lassen? „Da darf man sich nicht schrecken lassen. Wenn die in der Früh nach einer klirrend kalten Nacht eingefroren sind, dann tauen sie wieder auf tagsüber.“ Und Palme hat noch einen wichtigen Tipp parat: „Eingefrorene Pflanzen berührt man nicht. Am besten, wir schauen sie nicht einmal an.“ Also nicht anfassen, auf keinen Fall beernten. Wenn man sie in Ruhe mit dem Frost arbeiten und auftauen lässt, kann man zur Mittagszeit schon wieder ernten.
Generell gilt: Bei Frost sollte man die Pflanzen nicht gießen, schon gar nicht mit heißem Wasser – das schadet den Wurzeln. „Da warte ich besser, bis die Erde angetaut ist, etwa vormittags bei Sonne, und gieße dann“, so Gärtnerin Haferkorn.
„Wenn es tatsächlich mal länger kalt ist, kann man das Wintergemüse schützen, indem man etwa einen Jutesack um die Kübel legt. Wenn der Behälter groß genug ist, kann man auch Stroh oder andere Materialien, Laub etwa, zum Mulchen verwenden, dann bleiben die Zersetzungs-Prozesse, also das Bodenleben aktiv.“
Auch ohne Balkon oder falls es nicht klappt, muss keiner auf selbst gegärtnerte Vitamine im Winter verzichten, denn: „Kräuter können auch auf der Fensterbank gedeihen, und auch Sprossen lassen sich einfach direkt in der Küche ziehen“, so Haferkorn.
Buchtipp: „Ernte mich im Winter“, Wolfgang Palme, Löwenzahn Verlag, ISBN 978-3-7066-2661-3, Preis: ca. 30 Euro. Kaufen: im Buchhandel und über Buch7 oder Thalia.
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