Wood Wide Web: Was ist das und wie funktioniert es? Von Annika Reketat Kategorien: Wissen & Technik Stand: 27. März 2022, 13:00 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / fietzfotos Unter dem Waldboden verbirgt sich ein Geflecht aus Pilzfäden und Baumwurzeln: das Wood Wide Web. Dieses Netzwerk verbindet Bäume und Pilze auf symbiotische Weise. Warum das auch für das Klima wichtig ist, erfährst du hier. Menschen überall auf der Welt nutzen täglich das World Wide Web (deutsch: weltweites Netz), ein interaktives Informationssystem, das aus verlinkten Websites besteht. Dank des World Wide Web können wir digitale Dokumente wie Texte, Videos, Audio etc., weltweit austauschen und so miteinander kommunizieren. Bäume können auf ihr ganz eigenes System aus vernetzten Informationen zurückgreifen: das Wood Wide Web (deutsch: „holzweites Netz“). Das ist ein komplexes unterirdisches Netz aus Wurzeln, Pilzfäden und Bakterien, das Bäume miteinander verbindet. Das Wood Wide Web kann Bäume stärken und so auch einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten. Wood Wide Web: So verbinden sich Bäume und Pilze miteinander Der sichtbare Teil eines Pilzes ist der Fruchtkörper. Unterirdisch befindet sich der eigentliche Pilz: ein Geflecht aus Pilzfäden. (Foto: CC0 / Pixabay / eszterimreh) Bäume können über ihre Feinwurzeln Kontakt zu Pilzen aufnehmen, die laut des Zellbiologen Frantisek Baluska „wie eine Art Glasfasernetz den ganzen Boden durchziehen.“ Die Feinwurzeln der Bäume verbinden sich mit den unterirdischen Pilzfäden, den sogenannten Mykorrhiza, zu einem Geflecht. Über dieses Geflecht werden verschiedene Bäume in ein Netzwerk eingebunden. Das bezeichnen Forscher:innen auch als „Wood Wide Web“, weil es ermöglicht, Informationen von Baum zu Baum weiterzuleiten. Über die dünnen „Leitungen“ des Pilzgeflechts findet ein reger Austausch an Wasser und Nährstoffen statt. Die Verbindung zwischen Pilzen und Bäumen ist dabei symbiotisch, beruht also auf gegenseitigem Nutzen. Baluska erklärt, dass die Pilze Wasser und Mineralien an die Bäume abgeben. Dafür bekommen sie Zuckerlösung aus der Fotosynthese der Bäume zurück. Doch Forscher:innen vermuten auch, dass das Wood Wide Web mehr als ein unterirdisches Versorgungssystem ist. In einem Netzwerk eingebundene Bäume „helfen“ sich auch gegenseitig bei Stress. Vernetzte Bäume wachsen besser und sind gegenüber Schädlingsangriffen resistenter, wenn es in ihrem Netzwerk noch gesunde Bäume gibt. Wie genau diese Überlebenshilfen funktionieren, muss noch erforscht werden. Darum ist das Wood Wide Web für das Klima wichtig Wälder binden Kohlenstoff und regulieren das Klima. Ihre unterirdischen Pilz-Wurzel-Geflechte können sie resistenter machen. (Foto: CC0 / Pixabay / Kanenori) Das Wissen darum, wie Bäume vom Wood Wide Web profitieren können, ist von globaler Bedeutung, denn Wäldern kommt eine außerordentliche Rolle in der Regulierung des Erdklimas zu. Wälder sind gigantische Kohlenstoffspeicher. Greenpeace zufolge binden und speichern Bäume jedes Jahr mehrere Milliarden Tonnen klimaschädliches CO2. Doch die Wälder leiden bereits selbst unter den Auswirkungen des Klimawandels. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg erklärt, dass die Hitze der vergangenen heißtrockenen Sommer die Bäume geschwächt und so anfälliger für Schadorganismen gemacht hat. So seien viele Waldbäume einem massenhaften Befall des Borkenkäfers zum Opfer gefallen. Die erkrankten Bäume müssen schnell gefällt werden, damit gesunde Bäume in der Nachbarschaft nicht „angesteckt“ werden. Ein besseres Verständnis davon, wie sich in das Wood Wide Web eingebundene Bäume gegenseitig beeinflussen, könnte dabei helfen, neue Strategien im Kampf gegen solche Schädlingsplagen zu entwickeln. Eine Gruppe Forscher:innen aus der Schweiz und den USA hat weltweit Daten zu Mykorrhizanetzwerken gesammelt und daraus eine globale Karte der unterirdischen Pilz-Wurzel-Geflechte erstellt. Mithilfe dieser Karte können sie besser nachvollziehen, wie globale Ökosysteme funktionieren. Die Forscher:innen fanden nämlich heraus, dass bestimmte Arten von Mikroorganismen im Wood Wide Web in bestimmten Teilen der Welt vorkommen. Sie konnten dabei zwischen zwei unterschiedlichen Mykorrhiza unterscheiden: Arbuskuläre Mykorrhizapilze: Diese Pilze geben Kohlenstoff ab Ektomykorrhizapilze: Diese Pilze tragen dazu bei, Kohlenstoff zu binden Die Ektomykorrhizapilze sind jedoch anfällig für Klimaveränderungen. Steigen die Temperaturen, kommen sie um und werden von arbuskulären Mykorrhizapilzen ersetzt. Laut der Forschenden könnte dies zu einer Beschleunigung des Klimawandels führen. Die Ergebnisse dieser Forschung können jedoch die Grundlage gezielterer Aufforstungsprojekte bilden. Baumpflanzkampagnen können nun darauf achten, welche Baumarten je nach Art ihres Mykorrhizanetzwerks in welchem Gebiet der Welt gepflanzt werden sollten, um eine optimale Kohlenstoffbindung zu erreichen. Weiterlesen auf Utopia.de: Diese 7 Bäume sind besonders widerstandsfähig gegen Hitze, Dürre und Stürme Regenwald schützen: Mit diesen 7 Alltagstipps kannst auch du es Nachhaltige Forstwirtschaft: Das steckt dahinter ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 6 0 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Gewusst wie Pilze Wald HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: