Coffee-to-go-Becher verursachen jährlich riesige Müllberge, die der Umwelt massiv schaden. Das Mehrweg-Pfandsystem Recup will Abhilfe schaffen. Nach einer erfolgreichen Testphase 2016 machen inzwischen mehr als 850 Cafés, Bäckereien und Röstereien in ganz Deutschland mit – in Augsburg ist jetzt sogar McDonald’s Partner.
Morgens in der U-Bahn, beim Spazierengehen oder in der Mittagspause – ein Coffee-to-go im Pappbecher ist praktisch. Für die Umwelt allerdings ist diese Zeit sparende Form des Kaffeekonsums verheerend: 2,8 Milliarden Coffee-to-go Pappbecher werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen, das sind etwa 320.000 Becher pro Stunde – 40.000 Tonnen Müll pro Jahr. Mit einem Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher wollen die beiden Jungunternehmer Fabian Eckert und Florian Pachaly das Müllproblem lösen.
Coffee-to-go: Müllvermeidung durch flächendeckendes Pfandsystem
Das Prinzip ist denkbar einfach: Der bis zu 500 mal wiederverwendbare Recup soll in so vielen Cafés, Bäckereien und Restaurants wie möglich zur Verfügung stehen. Kauft man seinen Kaffee im Recup zahlt man einen Euro Pfand. Der Kaffee kostet sogar weniger als im regulären Pappbecher, was einen Anreiz zum Kauf schaffen soll. Bei allen Recup-Partnern kann man den leeren Coffee-to-go-Becher dann wieder abgeben und erhält sein Pfand zurück. Die Becher werden vor Ort gereinigt und sofort wieder eingesetzt.
Recup: In Augsburg wird McDonald’s Partner und Hamburg führt einheitliches Pfandsystem ein
Nachdem es Recup nach eigenen Angaben bereits in 23 deutschen Städten gibt, ist das Münchner Start-up jetzt auch offizieller Partner der Stadt Hamburg. Die Stadtvertretung Hamburg hatte schon im November 2016 versucht, eine einheitliche Pfandlösung anzustoßen. Mit Recup habe man jetzt den richtigen Partner dafür gefunden, teilte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Donnerstag mit.
In Augsburg findet man die Recups jetzt sogar bei der Fast-Food-Kette McDonald’s: In insgesamt sieben Filialen startet das Recup-System dort. Es sind deutschlandweit die ersten McDonald’s Filialen, die mitmachen.
Besser als Pappbecher, da recyclebar, BPA frei und wiederverwendbar
Als Material für den Recup haben sich die Gründer Fabian und Florian für den Kunststoff Polypropylen (PP) entschieden. Dieser gilt als unbedenklicher für die Umwelt als andere Kunststoffe, da er einfacher und mit weniger Energieaufwand recycelt werden kann. Polypropylen ist dennoch problematisch, da er – wie die meisten Kunststoffe – auf Erdöl-Basis hergestellt wird.
„Uns von Recup ist vollkommen bewusst, dass PP langfristig gesehen nicht die perfekte Alternative zum Einwegbecher ist. Momentan sind wir aber der Meinung, dass unser Becher zumindest ein Schritt in die richtige Richtung ist“ meint Fabian Eckert, Co-Founder von Recup.
Die Recups werden in Deutschland produziert, sind BPA frei, recyclebar und können bis zu 500 mal wiederverwendet werden. „Es gibt zwar andere interessante Materialen, die zukünftig vielleicht einen größeren ökologischen Vorteil erzielen können. Für ein flächendeckendes Mehrwegsystem müssen die Becher allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllen, die wir momentan leider bei keinem anderen Material finden“, so Fabian Eckert. So muss das Material stabil, häufig wiederverwendbar, leicht, stapelbar, recyclebar, spülmaschinenfest, lebensmittelecht und gesundheitlich unbedenklich sein.
Recup: Kaufdeckel statt Pfanddeckel
Die beiden Gründer wählten bewusst ein schlichtes Design, damit Coffee-to-go-Fans den Becher nicht zu Hause behalten. Für den Becherdeckel gab es bis vor kurzem noch keine Mehrweglösung – seit zwei Wochen bietet Recup welche zum Kauf an. Ein Pfandsystem war hier aus hygienischen Gründen nicht möglich: „Je nach Gastro-Spülmaschine können nämlich nicht alle Partner garantieren, die vielen Ecken und Kanten der Deckel wirklich immer zu 100% blitzeblank reinigen zu können“, heißt es auf der Website von Recup.
Die Kaufdeckel bestehen ebenfalls aus PP, sie sind günstig (etwa 1,30 Euro) und sehen schick aus: Man bekommt sie in den Farben Mint, Cappuccino, Zartbitter und Beere. Momentan gibt es sogar noch eine limitierte Edition mit Sprüchen wie „Karma Kaffee“ und „In caffeine we trust“.
Den eigenen Deckel muss man dann natürlich immer dabei haben. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Leute, die sich für Recup entscheiden, oft sowieso schon einen Leinenbeutel zum Einkaufen dabei haben. Da macht der kleine Deckel keinen Unterschied mehr“, sagt Johanna Perret, Designerin bei Recup. „Damit nach dem Kaffeetrinken nichts in die Tasche geht, lasse ich ihn beim Zurückgeben des Pfandbechers im Café einfach kurz ausschwenken und packe ihn in eine kleine Zip-Tasche“.
Rosenheim, München, Hamburg: Recup gibt es bereits in 23 deutschen Städten
Nach einer erfolgreichen Testphase im November und Dezember 2016 in Rosenheim, gibt es den Recup inzwischen in über 850 Cafés, Bäckereien, Supermärkten und Läden in ganz Deutschland, darunter München, Köln und jetzt Hamburg, in Berlin hat Recup das Mehrwegbechersystem Just-Swap-It übernommen. Auf der Website oder über die App (für iOS und Android) kann man herausfinden, wo es den Recup überall gibt.
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