Lucas Reiber ist mit den Fack ju Göhte-Filmen bekannt geworden. Wir haben mit dem Schauspieler über etwas anderes gesprochen: seine Begeisterung für Nachhaltigkeit. Lucas trägt faire Klamotten auf dem roten Teppich, ernährt sich vegan und will seine Freunde mit nachhaltiger Veränderung anstecken.
Im Kino ist der Berliner Schauspieler Lucas Reiber (24) bald als „Ploppi“ im dritten und letzten Teil von Fack ju Göhte zu sehen. Wir haben ihn in Berlin auf einen Tee getroffen.
Utopia: Lucas, was begeistert dich am nachhaltigen Leben?
Lucas Reiber: Zu wissen, selbst mit kleinen Dingen etwa für eine „bessere Zukunft“ tun zu können. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht so viele Ressourcen, vor allem Plastik, benutzen und verschwenden. Mit Wasser und Strom ist es genauso. Wasser spielt solch eine wichtige Rolle bei der Ernährung, für die Fleischproduktion zum Beispiel geht sehr viel Wasser drauf! Für die Produktion tierischer Produkte wie Käse und Milch natürlich auch.
Es sind die kleinen Sachen, über die man sich bewusst werden kann und die man easy ändern kann: Zum Beispiel über den Stromtarif erneuerbare Energien buchen oder wiederverwendbare Trinkflaschen nehmen. Bei meinen Freunden kommt das gut an, die sagen mir teilweise: „Jetzt mach ich das auch immer und habe extra keine Tüte bestellt beim Einkaufen!“ Das find ich super.
„Mein Vater ist auch Veganer geworden“
Utopia: Du warst lange Zeit Vegetarier, bis du vegan wurdest.
Lucas Reiber: Vor drei Jahren ungefähr bin ich auf vegan umgestiegen. Bei meinen Recherchen habe ich schnell herausgefunden, dass wir weder Fleisch noch Milch brauchen. Es fehlt oft nur die Information.
Ich dachte früher wirklich immer: „Ach du scheiße, wie kann man denn vegan sein? Da hat man doch nichts zu essen, wie soll das denn gehen?“ Und jetzt ist das für mich völlig normal. Weil ich kein Fleisch mehr essen möchte, schaffe ich es auch.
Utopia: Wie hat dein Umfeld reagiert auf deinen Umstieg?
Lucas Reiber: Meine Familie hat das gut angenommen, mein Vater ist auch Veganer geworden. Ein Freund von mir beispielsweise hat Probleme mit Laktose. Komplett vegan zu essen ist für ihn zu viel Aufwand im Moment. Wenn wir aber zusammen essen gehen, möchte er auch gern vegan essen.
Utopia: In Großstädten wie Berlin oder München ist es mittlerweile ja kein Problem mehr, vegane Angebote zu finden. Gibt es Momente, in denen es für dich schwierig ist?
Lucas Reiber: Als ich wandern war, hieß es pampig auf der Hütte: „Vegan? Da hab ich nur Krautsalat!“ Da stoße ich manchmal an meine Grenzen. Wenn man auf Nachhaltigkeit achtet, muss man eben oft abwägen: Sein eigenes Gewissen und seine Gesundheit oder seinen Luxus. Gleichzeitig sollte man sich damit nicht verkrampfen, dann wird es anstrengend.
Lucas Reiber: Man muss die Veränderung wollen
Utopia: Und wie sieht es mit dem Essen am Schauspielset aus?
Lucas Reiber: Vegetarisches Essen wird automatisch angeboten, veganes melde ich vorher an. Und es werden immer mehr Veganer am Set: Es sind oft nicht nur ein oder zwei Personen, sondern sechs, sieben Leute im Team. Bei den Vegetariern sind es deutlich mehr: In manchen Teams sind bis zu 80 Prozent Vegetarier dabei.
Teilweise möchten die Fleischesser dann auch das vegetarische Essen haben und sagen: „Heute brauche ich kein Fleisch.“
Utopia: Was steckt hinter dem Konzept „Green Production“?
Lucas Reiber: Einige Produktionen versuchen, ihre Filme so grün wie möglich zu produzieren. So stellen sie zum Beispiel am Set Wasserkanister auf und jeder nimmt sich davon mit seiner eigenen Flasche. Oder sie geben statt kleinen, große Flaschen heraus, auf die jeder seinen Namen schreibt. Es gibt dann im Catering keine Pappteller, sondern abwaschbare. Das sind nur einige Beispiele.
Utopia: Und wie kommt das Konzept an?
Lucas Reiber: Einige nervt das natürlich auch, die sagen dann: „Mann, ich will einfach nur meine Flasche!“ Ich habe den Eindruck, die kann man nicht ändern. Muss man vielleicht auch nicht. Denn wenn ich mit Leuten über Veganismus rede, will ich sie auch nicht umstimmen. Schließlich musst du selbst darauf kommen und die Veränderung selber wollen. Sonst machst du es letztlich nicht.
Utopia: Stimmt es, dass der rote Teppich nach Filmpremieren in der Regel weggeschmissen wird?
Lucas Reiber: Das weiß ich leider nicht genau, kann es mir aber gut vorstellen. Aber genau das ist ja das Problem: Es kann nicht sein, dass neu herstellen günstiger ist, als es sauber zu machen und wiederholt zu nutzen. Oder beim Beispiel Bahnfahren: Es kann nicht sein, dass ein Flug günstiger ist, als der Zug. Die umweltschonendere und langsamere Variante darf nicht teurer sein als die luxuriöse verschwenderische.
Ich habe den Eindruck, dass Gier und Geld immer viel wichtiger sind als das, was es für die Natur bedeutet – oder wie es uns damit geht.
Mit fairer Mode auf dem roten Teppich ein Statement setzen
Utopia: Du interessierst dich auch für faire Mode – trägst du die auf dem roten Teppich?
Lucas Reiber: Im Bereich fair produzierter Casual Wear und Schuhe gibt es reichlich Auswahl. Doch manchmal ist es nicht so einfach, passende Fair Fashion zu finden: Meine Suche nach einem schicken Anzug zum Beispiel war wirklich schwer. Dabei achte ich nicht unbedingt auf bestimmte Siegel, mir ist die Philosophie einer Firma wichtig. Manche Unternehmen produzieren ja auch fair, ohne eines der großen teuren Siegel zu haben.
Besonders auf dem roten Teppich will ich faire Kleidung tragen und somit aufmerksam machen: Hier wurde auf die Chemikalien geachtet, bei der Produktion leiden keine Menschen, es gibt vernünftige Arbeitszeiten und fairen Lohn.
Utopia: Oft ist faire Mode ja kaum teurer als Markensachen.
Lucas Reiber: Das stimmt. Das Ding ist nur: Marken haben viel Geld, um viel Werbung zu machen. Die Masse der Leute findet diese Firmen dadurch dann supercool; ihnen ist nur die Marke wichtig und nicht, unter welchen Bedingungen die Kleidung produziert wurde.
Es ist ein kleiner Kampf und ich versuche ihn nicht als Kampf zu sehen. Mir ist wichtig, mich mit dem gut zu fühlen, was ich selbst mache. Ein Bewusstsein für bestimmte Probleme ist der erste Schritt; die Veränderung dann durchzuziehen, ist der zweite. Und ich merke auch selber: Es geht nicht immer. Manchmal fährst du Auto oder nimmst dir den Luxus, den du brauchst. Das ist kein Weltuntergang.
Ab dem 26. Oktober ist Lucas Reiber in Fack Ju Göhte 3 in den deutschen Kinos zu sehen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Diese 15 Dokus muss man gesehen haben
- Hirnforscher: „Das Leben besteht nicht darin, sich irgendwelche Konsumbedürfnisse zu erfüllen“
- Chasing Coral: Die Netflix-Doku, die deine Sicht auf die Meere komplett verändern wird
War dieser Artikel interessant?