In deutschen Schweinemastanlagen sterben jährlich mehr als 13 Millionen Schweine oder müssen „notgetötet“ werden. Grund sind auch die katastrophalen Zustände in den Schweinemastanlagen – wie neue Bilder aus zwei Betrieben zeigen.
Es ist eine erschreckende Zahl, die die Ausmaße der Massentierhaltung verdeutlicht: Laut einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover werden jedes Jahr 13,6 Millionen Schweine in sogenannten „Tierkörperbeseitigungsanlagen“ entsorgt. Der Grund: Die Tiere verenden, noch bevor sie überhaupt geschlachtet werden können. Manche Schweine verhungern in den Mastanlagen. Teils müssen sie „notgetötet“ werden, weil sie krank oder verletzt sind.
Dass es den Tieren so schlecht geht, verwundert nicht, wenn man sich aktuelle Aufnahmen der Tierschutzorganisation „Animal Rights Watch“ ansieht. Die Organisation hat versteckte Kameras in zwei Schweinemastanlagen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg installiert – und schlimme Bilder veröffentlicht. Allein in der Anlage in Brandenburg sollen 20.000 Schweine leben.
35 Minuten Todeskampf in der Schweinemastanlage
Die Kameras dokumentierten, wie Arbeiter in dem Betrieb Schweine töteten – in einem Fall äußerst brutal mit zehn Knüppelschlägen auf den Kopf. Bis das Tier starb, vergingen 35 Minuten.
Zu sehen ist außerdem, wie drei kranke Schweine in einer leeren „Krankenbucht“ vor sich hinvegetieren. Sie haben große offene Wunden und können sich kaum bewegen – behandelt wurden die Tiere aber nicht. Laut Animal Rights Watch fraßen sich die Tiere mehrere Tage lang gegenseitig Ohren und Beine an.
„Entzündete Gelenke und offene Wunden, Nabelbrüche, Klauenerkrankungen sowie blutig gebissene Schwänze und Ohren sind direkte Folgen der üblichen Mastbedingungen. Die betroffenen Tiere sind von vornherein als ‚Verluste‘ einkalkuliert“, schreibt Animal Rights Watch. Die Schweine von einem Tierarzt behandeln zu lassen, würde sich nicht lohnen. Daher lassen die Arbeiter in den Schweinmastanlagen die Tiere lieber sterben – oder töten sie.
- Die Videoaufnahmen sind heute (Dienstag, 22.10.) um 21.45 Uhr bei Report Mainz (ARD) zu sehen.
- Animal Rights Watch hat außerdem eine Petition gestartet, die an Agrarministerin Klöckner gerichtet ist. Hier geht’s zur Petition.
Das Tierschutzgesetz geht nicht weit genug
Die Autorin der Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover geht davon aus, dass etwa 62 Prozent der „notgetöteten“ Tiere ohne Betäubung oder auf fehlerhafte Weise getötet wurden – das sind rund 730.000 Tiere pro Jahr. Sie fordert systematische Kontrollen in den Tierkörperbeseitigungsanlagen, um Missstände in den Betrieben aufdecken zu können. Das Tierschutzgesetz schreibt solche Inspektionen nicht vor – Kontrollen gibt es bislang nur auf freiwilliger Basis.
Bei Fleisch gilt deshalb: Weniger ist mehr – und wenn es doch mal ein Fleischgericht sein soll, lieber Bio-Fleisch kaufen. Vor allem Billigfleisch aus dem Supermarkt stammt immer aus Massentierhaltung, die für die Tiere in der Regel mit Leid verbunden ist.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Bio-Siegel: Was haben die Tiere davon?
- Nützliches Tool: Fleisch-Rechner für Vegetarier und Fleischesser
- Vegetarier werden: Einfache Tipps für Einsteiger
War dieser Artikel interessant?