Öko-Test hat 20 Spätzle aus dem Kühlregal getestet. In einigen Marken fand das Labor Rückstände von Mineralöl oder Pestiziden. Unser Hauptkritikpunkt sind jedoch die verwendeten Eier.
Frische Spätzle aus der Tüte gibt es inzwischen bei allen Supermärkten und Discountern im Kühlregal. Doch wie schmecken die Fertig-Spätzle und wie gut sind die Zutaten? Öko-Test hat 20 Produkte getestet und in einigen Spätzle-Packungen bedenkliche Pestizide nachgewiesen. Unter anderem steckt das besonders umstrittene Glyphosat in mehreren Spätzle-Produkten. Nur im Geschmack sind alle Spätzle einwandfrei – egal, ob es die billigsten Spätzle für 96 Cent oder teure Markenprodukte für 3,63 Euro pro 500-Gramm-Tüte sind.
Mineralöl in den Spätzle entdeckt
Öko-Test kritisiert im Spätzle-Test besonders häufig Mineralöl-Rückstände. In den Chef Select Schwäbische Spätzle von Lidl befindet sich Mineralöl in Spuren, in den Landfreude Spätzle von Aldi Nord und Aldi Süd sind die Mineralöl-Gehalte sogar leicht erhöht. Auch in den Settele G’schabte Spätzle hat Öko-Test leicht erhöhte Mineralölwerte festgestellt. Alle drei Produkte erhielten die Gesamtnote „befriedigend“. Es handelt sich bei den beiden leicht erhöhten Werten um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH), die sich in den Organen anreichen. In Tierversuchen haben sie bereits Organschäden hervorgerufen, weshalb Verbraucher:innen möglichst wenig MOSH zu sich nehmen sollten.
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Spätzle in der Kritik: Pestizide und viel Salz
Rückstände von Pestiziden hat Öko-Test in drei Spätzle-Packungen nachgewiesen, zweimal handelt es sich dabei um Glyphosat. Welche Auswirkungen Glyphosat beim Menschen hat, ist umstritten: Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC hat Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft, während die Europäische Chemikalienagentur ECHA keinen Krebsverdacht sieht. Ein weiteres Pestizid ist Pirimiphos-methyl, das ebenfalls in Spätzle entdeckt wurde. Es ist für Bienen giftig und sollte daher vermieden werden. Die Pestizid-Rückstände in den Spätzle sind zwar nicht hoch, doch in Lebensmitteln haben sie nichts verloren.
Ein weiterer Kritikpunkt ist zu viel Salz in den Spätzle: In einigen Produkten steckte so viel Salz, dass sie in Finnland nur mit Warnhinweis verkauft werden dürften. Mehr als 1,1 Gramm Salz sollte pro 100 Gramm Spätzle nicht enthalten sein.
Spätzle-Test: Warum „gut“ und „sehr gut“ trotzdem nicht empfehlenswert sind
Trotz dieser Kritikpunkte fällt das Gesamturteil von Öko-Test insgesamt gut aus: Kein einziges Produkt ist durchgefallen, viele haben mit der Note „gut“ und zwei Spätzle sogar mit „sehr gut“ abgeschnitten. Einer der beiden Testsieger ist das einzige Bio-Produkt im Test (Bio Verde Frische Eier Spätzle). Trotzdem ist aus unserer Sicht mit Ausnahme der Bio-Spätzle kein einziges Produkt wirklich empfehlenswert. Das Problem an den Spätzle sind die Eier: Bis zu 25 Prozent des Spätzleteigs besteht aus Eiern, die jedoch oft von Hühnern aus fragwürdigen Haltungsbedingungen stammen. In fast allen Fällen kommen die Eier für die Spätzle von Hühnern in Bodenhaltung. Nur vereinzelt setzen Unternehmen auf Freilandhaltung und ausschließlich in Bio-Spätzle stecken auch Bio-Eier. Einigermaßen angemessene Haltungsbedingungen gibt es demnach höchstens bei Bio-Spätzle.
Doch ein Problem bleibt auch beim Bio-Produkt: Für die Eier aller 20 Spätzle-Packungen im Test wurden männliche Küken getötet. Weil nur weibliche Hühner Eier legen, werden die männlichen Küken nach der Geburt geschreddert oder mit Gas getötet. 45 Millionen Tiere landen in Deutschland jedes Jahr auf dem Müll. Dagegen hilft nur, mit „besseren“ Eiern oder ganz ohne Eier Spätzle selber machen. Das spart auch Verpackungsmüll.
Bessere Eier für Spätzle erst ab 2022
Zum Glück gibt es „bessere“ Eier: In immer mehr Supermärkten können Kund:innen inzwischen zu Bruderhahn-Eiern greifen. Diese Eier sind ein paar Cent teurer, doch dies finanziert die Aufzucht der männlichen Küken. Lies mehr zu dem Thema in unserem Artikel „Großer Supermarkt-Check: Hier gibt’s Eier ohne Kükenschreddern“.
In verarbeiteten Lebensmitteln, wie etwa in frischen Spätzle, gibt es jedoch fast nie Eier aus der Bruderhahn-Initiative. „Lediglich ein Hersteller gab auf unsere Nachfrage an, auch Eier aus Bruderhahn-Aufzucht zu verwenden, aber eben nur teilweise“, schreibt Öko-Test. Sechs Unternehmen, darunter Aldi Nord und Aldi Süd, haben jedoch angekündigt, bis 2022 auf Eier ohne Kükentöten umstellen zu wollen. Dann soll das Kükentöten in Deutschland ohnehin gesetzlich verboten sein. Schlupflöcher für billige Eier mit Kükentöten gibt es aber genug, etwa durch den Import aus dem Ausland.
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Alle Details findest du in der Ausgabe 05/2021 von Öko-Test sowie online auf www.ökotest.de.
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