Unter den Protestbewegungen ist „Guerilla Gardening“ wohl die schönste, weil es um Blumen und Blüten geht. Allerdings kann man einiges falsch machen – hier die wichtigsten Tipps und Infos.
1973 sagte eine New Yorker Künstlerin der Betonwüste ihrer Heimatstadt den Kampf an: Sie füllte Christbaumkugeln mit Erde und Samen und warf sie nachts heimlich auf heruntergekommene, verlassene Grundstücke: Die „Seedbombs“ und das „Guerilla Gardening“ waren geboren.
Das heimliche Gärtnern mit dem Ziel, das eigene Viertel grüner, bunter und lebenswerter zu machen, erfreut sich seitdem steigender Beliebtheit. Mittlerweile sind die Garten-Guerilleros auch in fast allen großen Städten Deutschlands zuhause.
Guerilla Gardening: politischer Protest mit Blumen
Guerilla Gardening als Form des politischen Protests sorgte erstmals 2000 für Aufsehen, als Globalisierungsgegner und Umweltaktivisten mit Transparenten bewaffnet den Parliament Square in London bepflanzten. Die blumige Art der „Kriegsführung“ („Guerilla“ = spanisch für „kleiner Krieg“) erfolgt aber nur selten so öffentlich.
Meist werden die Samenbomben heimlich an relativ schwer zugänglichen Orten platziert. Im Unterschied zum Urban Gardening, das ähnliche Methoden und Orte zur Bepflanzung nutzt, haben die Garten-Guerilleros allerdings keine Erlaubnis zur Nutzung der Flächen. Und das kann durchaus ein Problem sein.
Recht und Gesetz für Garten-Guerilleros
Guerilla Gardening bewegt sich immer in einer Grauzone. Blumen und andere Pflanzen ohne Genehmigung auf öffentlichem Grund zu pflanzen ist strafrechtlich gesehen nämlich Sachbeschädigung. Gehen Samenbomben auf Privatgrundstücke nieder, könnten deren Eigentümer laut BGB sogar Schadenersatz verlangen.
So weit kommt es in der Regel aber nicht. Oft freuen sich Anrainer und Passanten über die bunte Abwechslung im Betongrau und gießen die Pflanzen sogar. Die für öffentliche Flächen zuständigen Stadtgartenämter haben selten etwas gegen die bunte Bürgerbeteiligung einzuwenden. Dennoch: „Zwangsbegrünen“ sollte man nur, wo man sicher sein kann, dass niemand Einspruch erhebt.
Und auch einige spezielle Pflanzen sollte man meiden. Der auch „Guerilla Growing“ genannte illegale Anbau von Hanfpflanzen auf Verkehrsinseln oder zwischen den Blumen des Stadtgartenamts rief in Berlin schon die Kripo auf den Plan. Und der Nabu weist darauf hin, dass die Samen oder Sprösslinge von einheimischen Arten stammen sollen, weil sonst die einheimischen Insekten wenig davon haben.
Übrigens: Mit dem Auspflanzen verlierst du alle Rechte an der Pflanze. Schneiden sie Mitarbeiter der Stadt oder die Grundstückseigentümer ab, kannst du nichts dagegen tun, ebenso wenig, sollte jemand die Früchte deiner Seedbombs ernten. Erstes lässt sich mit einer sorgfältigen Auswahl von Pflanzenart und Anbauort am einfachsten verhindern, zweiteres betrachte einfach als Kompliment für deine heimliche Begrünung.
5 praktische Tipps für den erfolgreichen Einstieg ins Guerilla Gardening
Neben der richtigen Auswahl der Samen für die Seedballs sind Ort und Zeitpunkt der grünen Guerilla-Aktion die entscheidenden Punkte. Deswegen findest du hier ein paar Praxistipps:
- Bloß nicht in die Ferne schweifen! Und zwar bei der Auswahl der Pflanzenarten für deine Seedbombs: Vermeide die sogenannten Neophyten und setze auf heimische Blumen und Sträucher. Nur sie liefern Schmetterlingen, Bienen und anderen nützlichen Insekten die dringend benötigte Nahrung.
- Samenbomben, Seedballs, Seedbombs: Die kugelförmigen Samenbälle gibt es mittlerweile fertig zu kaufen. Du kannst sie aber auch selbst aus Mutterboden, Samen und Dünger basteln. Anleitungen dafür findest du in Büchern zum Thema Guerilla Gardening, auf diversen Online-Plattformen und im Beitrag Seed Bombs eigenhändig basteln – Anleitung.
- Such dir Gleichgesinnte: In manchen Städten, beispielsweise München, gibt es Vereine oder Personen, die angehenden Guerilla-Gärtnern auf die Sprünge helfen. Die Blumen-Fans halten Treffen ab, wo Interessierte mehr zum Thema erfahren können. Auch auf Social Media Plattformen wie Facebook gibt es Gruppen, wo du um Unterstützung und Rat fragen kannst.
- Zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Kriegsentscheidend beim Guerilla Gardening sind Zeitpunkt und Ort der Aussaat (April bis Juni). Weder sollte kurz danach an deiner Pflanzstelle gemäht werden, noch sollten deine Blumen an Stellen landen, wo sie entweder stören oder als schädliches Unkraut eingeordnet werden. In allen Fällen sind deine Pflanzen in kürzester Zeit ausgerissen, platt getrampelt oder abgemäht.
- Lass dich nicht unterkriegen: Misserfolge sind im Guerilla Gardening an der Tagesordnung. Aufgrund der rechtlichen Situation kannst du daran auch nichts ändern. Aber je öfter du ein bisschen bunte Vielfalt aussäst, desto wahrscheinlicher findet jemand Gefallen an deinen „Werken“ und pflegt sie weiter.
Urbane Landwirtschaft als Alternative
Dir erscheint „Guerilla Gardening“ als zu radikal? Du willst aber trotzdem mehr Grün in der Stadt? Dann probiere es doch mal mit Urban Gardening oder Urban Farming. In beiden Fällen hast du die Erlaubnis, ein bestimmtes Stück öffentlichen Grund zu nutzen, um beispielsweise Tomaten, Radieschen oder Salat anzubauen. Auch das macht die Stadt ein Stück grüner, ist aber legal und du kannst auch ernten, was du gesät hast.
Spannend sind auch die beiden Initiativen Ackerhelden und Meine Ernte an vielen Standorten in ganz Deutschland an. Dort kann jeder einsteigen und 20 bis 30 verschiedene Gemüsesorten im Laufe der Saison ernten. Die Standorte sind selten urban … Spaß macht es trotzdem!
Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de
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