In einem Tierversuchslabor in der Nähe von Hamburg wurden Affen, Hunde und Katzen brutal gequält – das zeigen Undercover-Videoaufnahmen, die zwei Tierschutzorganisationen kürzlich veröffentlicht haben. Jetzt reagieren die Behörden.
Katzen mit zerstochenen Beinen, Hunde, die kopfüber an einem Metallhaken hängen und Affen, die am Hals festgekettet sind – es sind schockierende Aufnahmen, die die „Sonderkommission Tierschutz“ (Soko Tierschutz) gemeinsam mit „Cruelty Free International“ veröffentlicht hat. Die beiden Organisationen hatten eine Person in das „Laboratorium für Pharmakologie und Toxikologie“ (LPT) in Mienenbüttel in der Nähe von Hamburg eingeschleust. Die Person arbeitete dort mehrere Monate als Tierpfleger und filmte heimlich die Zustände.
Die Aufnahmen sorgen seit einigen Tagen deutschlandweit für Empörung. Auch die Behörden befassten sich mit dem Fall. Wie Focus Online unter Berufung auf die Hamburger Morgenpost berichtet, haben Veterinäre das Labor vergangene Woche unangekündigt durchsucht – und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt. Das „Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ (Laves) habe eine Strafanzeige gegen das LPT gestellt.
Das LPT könnte die Genehmigung für Tierversuche verlieren
Falls das Labor verurteilt wird, könnte es seine Genehmigung für Tierversuche verlieren. Das würde das Aus für das Labor bedeuten, schreibt Focus Online. LPT führt der Soko Tierschutz zufolge Giftigkeitsversuche an Hunden, Katzen, Affen und Kaninchen durch und hat Auftraggeber aus verschiedenen Ländern.
Eigentlich ist es unmöglich, Einblicke in das Labor zu bekommen. Soko Tierschutz ist es gemeinsam mit „Cruelty Free International“ gelungen. Die Bild- und Videoaufnahmen aus dem Inneren der Einrichtung sind zwischen Dezember 2018 und März 2019 entstanden.
Hier das Video bei Youtube (Achtung: In dem Video ist Gewalt an Tieren zu sehen)
Wieso sind solche Zustände bei Tierversuchen überhaupt möglich?
Grausam sind nicht nur die blutigen Tierversuche selbst, sondern auch, wie die Tiere in dem Labor gehalten werden. Am schlimmsten seien die Zustände bei den Affen, berichtete der Soko-Ermittler. Die Affen leben in winzigen Käfigbatterien, die nicht einmal gesetzliche Mindeststandards erfüllen. Vorgeschrieben sei beispielsweise „Beschäftigungsmaterial“ für die Tiere – die Käfige im LPT sind jedoch leer. Die Folge: Die Affen drehen sich hysterisch im Kreis, rütteln an den Gitterstäben und versuchen verzweifelt, zu entkommen.
Laut Tierschutzgesetz (§10) muss jede Tierversuchseinrichtung einen Tierschutzbeauftragten haben, der in „besonderem Maße auf den Schutz der Tiere“ achten soll. Wie die Aufnahmen aus dem LPT zeigen, bringt diese Vorgabe allerdings nicht viel. Das liegt daran, dass der Tierschutzbeauftragte im Labor angestellt ist und oft selbst Tierversuche durchführt – unabhängige Kontrolle sieht anders aus.
Der Aufenthalt im Versuchslabor endet für die Tiere in der Regel mit dem Tod. Auch im Video sieht man tote Tiere – etwa eine verstorbene Katze in einem Müllbeutel. Soko Tierschutz zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr mindestens 2,8 Millionen Tiere an Tierversuchen.
Deutschland steht wegen Tierversuchen in der Kritik
Aber LPT ist nur Teil eines größeren Problems – und nicht das einzige Labor, das Mindeststandards nicht einhält. Auch von der EU gibt es schon länger Kritik, weil Deutschland EU-Vorgaben nicht umsetzt. Seit Oktober 2018 führt die EU-Kommission sogar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik.
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