Heimliche Aufnahmen aus einem Tierversuchslabor in der Nähe von Hamburg haben vor rund einem Monat für Empörung gesorgt: Auf den Videos war zu sehen, wie die Versuchstiere brutal misshandelt wurden. Jetzt schließt das Labor – das Leid der Tiere ist damit aber noch nicht unbedingt vorbei.
Katzen mit zerstochenen Beinen, blutende Hunde und Affen, die am Hals festgekettet sind – die Bilder aus dem Video der „Sonderkommission Tierschutz“ (Soko Tierschutz) sind nur schwer zu ertragen. Die Organisation hatte eine Person in das „Laboratorium für Pharmakologie und Toxikologie“ (LPT) in Mienenbüttel in der Nähe von Hamburg eingeschleust, die dort heimlicht filmte. Das Labor führte seit Jahren Giftigkeitsversuche an Hunden, Katzen, Affen und Kaninchen durch.
Damit soll jetzt Schluss sein: Laut Soko Tierschutz steht das Tierversuchslabor „kurz vor der Schließung“. Eine große Affenstudie der Firma Meck solle noch beendet werden, dann werde der Betrieb eingestellt. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür allerdings noch nicht.
76 Affen wurden bereits abtransportiert
Vergangene Woche hat das Labor laut dem NDR bereits 76 Affen abtransportiert und zu einem Tierhändler in den Niederlanden geschickt. Behörden zufolge wurden an diesen Affen noch keine Tierversuche durchgeführt. Man kann allerdings nicht davon ausgehen, dass die Tiere nun gerettet sind. Tierschützer befürchten, dass sie an andere Tierversuchslabore verkauft werden. Was mit den im Labor verbliebenen Affen, Katzen und Hunden passiert, ist unklar. Ein Bündnis aus verschiedenen Tierschutzorganisationen fordert das LPT dazu auf, die Tiere an den Tierschutz zu übergeben.
Soko Tierschutz zufolge haben in dem Labor bei Hamburg mehr als 60 Jahre lang Tierversuche stattgefunden. Grausam waren nicht nur die blutigen Versuche selbst, sondern auch, wie die Tiere gehalten wurden. Am schlimmsten waren die Zustände bei den Affen, berichtete der Soko-Ermittler. Das „Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ hat Mitte Oktober eine Strafanzeige gegen das LPT gestellt – wegen Verletzung des Tierschutzgesetzes. Bei einer Verurteilung würde das Labor seine Genehmigung für Tierversuche verlieren – und müsste ohnehin schließen.
Hier das Video aus dem Labor bei Youtube (Achtung: Es ist Gewalt an Tieren zu sehen)
Noch mehr Tierversuchslabore
Dass das Labor bei Hamburg nun höchstwahrscheinlich schon vor einer Verurteilung schließt, ist ein großer Erfolg. Allerdings hat das „Laboratorium für Pharmakologie und Toxikologie“ auch noch Standorte in Neugraben Hamburg und Löhndorf in Schleswig-Holstein. Dort finden Tierversuche weiterhin statt.
LPT ist außerdem nur Teil eines größeren Problems – und nicht das einzige Labor, das Mindeststandards nicht einhält. Von der EU gibt es schon länger Kritik, weil Deutschland die EU-Vorgaben für Tierversuche nicht umsetzt. Seit Oktober 2018 führt die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik.
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