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Ein Twitter-Thread sammelt Bezeichnungen, die nur ein Geschlecht haben

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Foto: vgstudio / stock.adobe.com

Tante und Onkel, Arzt und Ärztin, Schüler und Schülerin: Die meisten Substantive haben sowohl eine männliche als auch eine weibliche Form. Es gibt aber auch solche, die nur ein Geschlecht beschreiben. Sie sagen einiges über alte Rollenverständnisse  aus – und über fortbestehende Diskriminierung.

„Familienvater“ und „Karrierefrau“ – diese Begriffe nannte die Twitter-Userin Quasselette als Beispiele für Worte, die es nur für ein Geschlecht gibt. „Familienmutter? Gibt’s auch Mütter ohne Familie? … Karrieremann? Ist ja klar, dass Männer Karriere machen, muss man nicht zusätzlich erwähnen“, schrieb sie dazu.

An die Twitter-Community gerichtet fragte sie nach weiteren solcher Begriffe. Daraus entstand mit fast 200 Antworten ein langer Twitter-Thread, auf den wir über die Webseite „Twitterperlen“ aufmerksam wurden. Wie absurd die Begriffe teilweise sind, wird deutlich, wenn man sie auch fürs andere Geschlecht formuliert:

  • Krankenschwester (Krankenbruder)
  • Sohnemann (Tochterfrau)
  • Zimmermann (Zimmerfrau)
  • Frauenversteher (Männerversteherin)
  • Putzfrau (Putzmann)
  • Tagesmutter (Tagesvater)
  • Lästerschwester (Lästerbruder)
  • Klatschweiber (Klatschmänner)
  • Müllmann (Müllfrau)
  • Doktorvater (Doktormutter)
  • Flittchen/Schlampe (hier ist auffallend, dass es gar keine gebräuchliche männliche Form gibt, die der Bedeutung entsprechen würde)
  • Empfangsdame (Empfangsherr)
  • Spielerfrau (Spielerinnenmann)
  • Kindermädchen (Kinderjunge)
  • Rabenmutter (Rabenvater)
  • Seemann (Seefrau)
  • Powerfrau (Powermann)

Geschlechterunterschiede bei Berufen

Die meisten Bezeichnungen beschreiben Berufe, die lange mehrheitlich von Frauen oder Männern ausgeübt wurden. Bei manchen Berufsgruppen hat sich die Geschlechterverteilung bis heute kaum geändert. Das kann verschiedene Gründe haben – manchmal spielt Diskriminierung eine Rolle.

Dass man beispielsweise nur vom „Doktorvater“ spricht und nicht von der „Doktormutter“ ist kein Zufall. Es gibt deutlich mehr Professoren als Professorinnen. (Aktuell sind es nur etwa 25.5 Prozent Professorinnen). Zugangsbarrieren machen es für Frauen schwerer, in der Wissenschaft eine Karriere zu verfolgen.

Teilweise gibt es inzwischen Versuche, die Begriffe geschlechtsneutraler zu formulieren – etwa Reinigungskraft statt Putzfrau oder Pflegekraft statt Krankenschwester. Das ist längst überfällig, immerhin arbeiten im Pflege- und Hygienebereich sowohl Männer als auch Frauen.

Negative Eigenschaften werden Frauen zugeschrieben

Auffallend häufig im Twitter-Thread wurde der Begriff „Powerfrau“ genannt. Eine Nutzerin schrieb dazu: „Bei Männern braucht es solche Betonungen wohl nicht.“ Außerdem finden sich viele negative Zuschreibungen wie „Lästerschwester“, „Flittchen“, „Rabenmutter“ oder „Klatschweiber“ in der Sammlung. Sie alle beziehen sich auf Frauen – gebräuchliche „männliche“ Pendants gibt es nicht. „Frauenheld“ als männliches Gegenstück zu „Flittchen“ ist sogar positiv konnotiert. Auch hier offenbart Sprache also ein Ungleichgewicht: Bestimmte negativ konnotierte Verhaltensweisen werden bei Frauen explizit benannt und zu Charaktereigenschaften erklärt – bei Männern nicht.

Utopia meint: Die Beispiele aus dem Twitter-Thread sind teils einfach nur kurios, teils liefern sie Hinweise auf strukturelle Ungleichheiten. Das ist nicht zu unterschätzen: Sprache beeinflusst, wie wir unsere Welt wahrnehmen und wie wir denken. Wenn in unserer Sprache Diskriminierung verankert ist, wirkt sich das auch auf unseren Umgang miteinander aus. Die Begriffe aus dem Twitter-Thread zeigen, warum geschlechtersensible Sprache so wichtig ist.  

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