Schon seit Jahren experimentieren Wissenschaftler und Start-ups mit künstlichem Fleisch – jetzt hat sich auch Deutschlands Marktführer für Geflügelfleisch eingeschaltet. Der Wiesenhof-Konzern beteiligt sich seit Anfang des Jahres an einer Firma, die Fleisch aus dem Labor entwickelt.
Der weltweite Fleischkonsum ist so hoch wie nie zuvor, für das Klima und unsere Umwelt ist das eine Katastrophe. Schon seit einigen Jahren versuchen Experten deshalb, künstliches Fleisch herzustellen – mit Erfolg: Burger und Fleischbällchen konnten bereits aus der Petrischale gezüchtet werden.
Jetzt will auch die PHW-Gruppe in dem neuen Markt mitmischen. PHW ist der größte deutsche Geflügelzüchter und -verarbeiter, unter anderem Wiesenhof gehört zu der Gruppe. Seit Anfang des Jahres beteiligt sich PHW an dem israelischen Start-up SuperMeat.
Fleischmaschinen für Restaurants und Supermärkte
Das Konzept von SuperMeat: Aus einer kleinen Gewebe-Probe aus der Haut eines Huhns werden Zellen gewonnen, die in einer Nährstofflösung vermehrt werden. Die Zellen formen winziges Muskelgewebe und daraus wächst in einem speziellen Bioreaktor schließlich richtiges Fleisch – in Portionen, die direkt verarbeitet werden können.
Der ganze Prozess soll schließlich, so die Vision der Unternehmer, in kleinen „Fleischmaschinen“ stattfinden, die in Restaurants, Supermärkten und Haushalten aufgestellt werden können. Das Fleisch würde so dezentral direkt dort hergestellt, wo es nachgefragt wird.
Künstliches Fleisch bald in Deutschland?
SuperMeat hat sich bislang nur auf Hühnerfleisch spezialisiert – damit ist das Start-up der ideale Partner für PHW und Wiesenhof. „Wir sehen dies als Beginn einer strategischen Partnerschaft […] Mit unserem Know-how wollen wir einen Beitrag zur Entwicklung von Fleisch aus Zellkulturen leisten“, so Peter Wesjohann, Vorstandsvorsitzender der PHW-Gruppe in einem Statement. Außerdem wolle PHW das Start-up dabei unterstützen, Fleisch aus dem Labor nach Europa zu bringen.
SuperMeat will das künstliche Hühnerfleisch ab 2021 auf den Markt bringen – wird es dann auch künstliches Wiesenhof-Geflügelfleisch im Supermarkt zu kaufen geben? Diese Frage ließ PHW noch offen.
Unterschiedliche Meinungen zu Fleisch aus dem Labor
Die Nachricht von PHWs Investition in künstliches Fleisch löste unterschiedliche Reaktionen aus: Ein Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik begrüßte den Schritt. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagsausgabe) erklärte er: „Wenn Retortenfleisch ein Weg sein kann, den großen Fleischhunger vieler Menschen auf ökologisch vertretbare Weise zu stillen, sollten wir diese Möglichkeit nicht von vornherein ausschließen.“
Der deutsche Bauernverband (DBV) hingegen zeigte sich skeptisch: „Kurz- und mittelfristig sehen wir im Bereich des sogenannten In-Vitro-Fleisches noch kein Potenzial. Aber das kann sich natürlich ändern, wenn es einen technischen Fortschritt gibt“, so DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken laut „Neuer Osnabrücker Zeitung“.
Fleisch ohne Tiere zu töten – die Lösung für eines unserer größten Probleme oder eine abartige Idee? Würdet ihr Kunstfleisch essen? Wir freuen uns auf eure Kommentare.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Ratgeber Bio-Fleisch: Qualität erkennen, richtig kaufen
- 10 einfache Tipps für weniger tierische Produkte
- In diesen 10 Produkten verstecken sich tierische Stoffe
War dieser Artikel interessant?