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Renommierter Biologe: „Corona ist nichts gegen das, was noch kommt“

Corona, Pandemie, Klima, Zoonosen, Biodiversität
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay

Die Welt befindet sich wegen der Corona-Pandemie in einem Ausnahmezustand – schon seit Monaten. Wir müssen uns allerdings auf noch viel schlimmere Zeiten einstellen, warnt Professor Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.

Wir stecken noch mitten in der Corona-Krise, aber eines ist laut Umweltforscher und Biologe Josef Settele sicher: Die nächste Pandemie wird kommen – und womöglich wird sie noch tödlicher als Covid-19. Seine Begründung: Artensterben und Klimawandel werden dazu führen, das künftige Pandemien noch verheerender werden. Settele spricht in seinem neuen Buch „Die Triple Krise“ vom Zusammenspiel dieser Katastrophen.

Bereits an der Corona-Pandemie sei die „Triple Krise“ zu erkennen: „Ein Virus, das es vom Tier zum Menschen schaffte, bringt der gesamten Welt Leid und richtet schwere ökonomische sowie soziale Schäden an“, schreibt Settele in einem Gastbeitrag auf ntv.de.  „Die Hoffnung, dass sich die Natur durch den Corona-Stillstand erholt, hat sich weitgehend zerschlagen. Die jüngsten Brände in Australien und im Amazonas-Gebiet belegen: Die vor allem vom Menschen ausgehende Zerstörung des blauen Planeten geht ungebremst weiter.“

Je mehr Umweltzerstörung, desto mehr Pandemien

Wald, Brand, Feuer, Amazonas
Brennende Wälder: Hier geht Lebensraum für Tiere verloren. (Symbolbild; Foto: CC0 Public Domain / Pixabay)

Der Zusammenhang zwischen Epidemien und Umweltzerstörung sei wissenschaftlich belegt. „Je mehr der Mensch in bis dahin unberührte Natur vordringt und sie ausschlachtet, desto mehr Virenkrankheiten springen auf ihn über.“

Das liege vor allem daran, dass sich der Lebensraum für Tiere verkleinere. Nach Brandrodungen oder Feuersbrünsten leben die verbleibenden Tiere auf engerem Raum und Viren übertragen sich leichter. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis ein Erreger eine Gestalt annehme, die für den Menschen gefährlich sei. Indem der Mensch immer weiter in die Natur eindringt, gehen außerdem „Pufferzonen“ zwischen Wildnis und bewohnten Gebieten verloren.

Auch der Klimawandel trage seinen Teil zur Verbreitung von Krankheiten bei: Die steigenden Temperaturen führen dazu, dass sich Mücken-, Hornissen- und Zeckenarten in Regionen ansiedeln, in denen sie bislang den Winter nicht überlebt hätten. Sie bringen gefährliche Erreger mit, auf die Tiere und Menschen vor Ort nicht eingestellt sind.

„Covid-19 ist harmlos gegen das, was im Dschungel wartet“

Krankheiten, die sich von Tieren auf Menschen übertragen, heißen „Zoonosen“. Davon gibt es viele: Malaria, Aids, Ebola, Gelbfieber oder Schweinegrippe sind nur einige Beispiele. Laut dem Bundesamt für Risikobewertung werden fast zwei Drittel aller Erreger, die bei Menschen Infektionskrankheiten auslösen, von Tieren übertragen.

Bislang habe die Menschheit noch „einigermaßen Glück“ gehabt, was die Übertragbarkeit und Lebensdauer der Viren angeht, schreibt Settele in seinem Gastbeitrag. „Ich will mir gar nicht ausmalen, wie die nächste oder übernächste Pandemie aussehen wird. Aber ich garantiere Ihnen: Das Coronavirus, das uns Covid-19 brachte, ist harmlos gegen das, was noch im Dschungel auf uns Menschen wartet.“

Die Welt muss umdenken, fordert Settele. Wohlstand und steigende Wirtschaftszahlen dürfen nicht mehr das Maß aller Dinge sein. Schnelle Autos und ungezügelter Konsum dürfen nicht wichtiger sein als Gesundheit dank intakter Natur.

Utopia meint: Der Gastbeitrag von Josef Settele auf ntv bringt auf den Punkt, wovor Wissenschaftler:innen schon länger warnen: Unser Lebensstil begünstigt Pandemien. Wenn wir weiter Wald zerstören und Tierarten vertreiben, gefährden wir uns letztendlich selbst. Allerdings merken wir bei Utopia, dass Themen wie Klimawandel und Biodiversität seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten. Gerade wegen der Pandemie sollte die Menschheit diese Themen jedoch auf keinen Fall aus den Augen verlieren.

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