Am Girls‘ Day können Mädchen und Frauen in technische und naturwissenschaftliche Berufe hineinschnuppern. Wir klären dich über die Ziele und Hintergründe dieses Aktionstages auf.
Was ist der Girls‘ Day?
Der Girls‘ Day ist auch unter dem Namen „Mädchen-Zukunftstag“ bekannt. Dieser Aktionstag findet jedes Jahr im April statt. Er bietet Mädchen und Frauen die Möglichkeit, technische, naturwissenschaftliche und handwerkliche Berufe kennenzulernen – also Berufe, in denen aktuell vorwiegend Männer tätig sind.
Das Pendant dazu ist der Boys‘ Day, an dem sich Jungen in Berufen des sozialen Bereichs und der Pflege ausprobieren können. Bei beiden Aktionstagen handelt es sich um Projekte des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. Gefördert wird der Zukunftstag vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen & Jugend sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Neben Führungen und Einblicken in die Arbeit des jeweiligen Unternehmens, der Hochschule oder des Handwerkbetriebs können Mädchen am Girls‘ Day auch an praktischen Workshops in Laboren, Werkstätten oder Büros teilnehmen. Sie können Fragen zu Ausbildung, Studium und Berufschancen stellen und wichtige Kontakte knüpfen, die ihnen für ihren Karriereweg weiterhelfen können. Nach der Projektinformation des Girls‘ Day stelle nämlich etwa jedes vierte Unternehmen ehemalige Teilnehmerinnen des Aktionstages als Praktikantinnen oder Auszubildende ein.
Girls‘ Day: So kannst du mitmachen
Seit der Einführung im Jahr 2001 haben bisher rund 2 Millionen Schülerinnen am Girls‘ Day teilgenommen. Mittlerweile existiert der Aktionstag nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene in 20 verschiedenen Ländern in Europa, Asien und Afrika. In diesem Jahr findet der Girls‘ Day am 28. April 2022 statt. Aufgrund der Corona-Pandemie wird er hauptsächlich online durchgeführt. In erster Linie richtet sich das eintägige Praktikum dabei an Mädchen zwischen zehn und 16 Jahren.
Mädchen, die mitmachen wollen, sollten zuerst die Erlaubnis ihrer Eltern und der Schule einholen. Anschließend können sie sich auf der Website registrieren und die Angebote in der Nähe ihres Wohnortes einsehen. Dort kann man sich auch gleich online anmelden. Da es sich hierbei um ein schulisches Betriebspraktikum handelt, sind übrigens alle Schülerinnen während des Girls‘ Days über die Schule versichert, wenn sie an Angeboten vor Ort teilnehmen.
Ziele des Aktionstages
Das zentrale Ziel des Girls‘ Days besteht darin, das Interesse von Frauen an Berufsfeldern zu wecken, in denen sie bisher unterrepräsentiert sind. Das betrifft insbesondere den naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Der Aktionstag soll Mädchen und Frauen darin bestärken, ihre Berufung zu finden – unabhängig von gesellschaftlichen Normvorstellungen. So solle auch die Chancengleichheit von Männern und Frauen im Berufsleben gestärkt werden.
Noch immer steht die Berufswahl in engem Zusammenhang mit den traditionellen Rollenbildern. Aktuelle Studien legen nahe, wie wenig Frauen bisher noch in sogenannten MINT-Berufen, -Ausbildungen und -Studiengängen vertreten sind. MINT steht dabei für die Bereiche Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Ein Report der Hans-Böckler-Stiftung zeigt die frauen- und männerdominierten Berufsfelder mit den jeweiligen Anteilen an erwerbstätigen Frauen und Männern auf. Dazu gehören beispielsweise:
- Gesundheitsberufe: 82,2 Prozent Frauen und 17,8 Prozent Männer
- Soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe: 73,7 Prozent Frauen und 26,3 Prozent Männer
- Reinigungsberufe: 75,3 Prozent Frauen und 24,7 Prozent Männer
- IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe: 23,7 Prozent Frauen und 76,3 Prozent Männer
- Verkehrs- und Logistik-Berufe: 20,1 Prozent Frauen und 79,9 Prozent Männer
- Bau- und Ausbau-Berufe: 6,5 Prozent Frauen und 93,5 Prozent Männer
Über den Tellerrand hinausschauen
Die Realität in der Arbeitswelt zeigt, was auch zahlreiche Studien mittlerweile bestätigen: Frauen sind in den MINT-Berufen nach wie vor unterrepräsentiert. Schuld daran sind die traditionellen Rollenbilder, die Frauen und Männern bestimmte Kompetenzen zuschreiben. Mädchen und Jungen suchen sich in der Regel Vorbilder aus der Familie, dem Freundes- und Bekanntenkreis oder den Medien, die oft ein stereotypes Bild vermitteln. Eine gleichberechtigte Teilhabe existiert in der Studien- und Berufswelt aktuell noch nicht.
Sich entgegen der „Norm“ zu verhalten, schürt Ängste und sorgt für Aufsehen. Dabei wäre es wichtig, sich an den Interessen und Fähigkeiten der/des Einzelnen zu orientieren und sich so alle Wege – auch außerhalb des Mainstreams – offen zu halten, die zur eigenen Person passen. Aktionstage wie der Girls‘ Day ermutigen dazu, über den Tellerrand zu schauen und stereotype Rollenbilder kritisch zu hinterfragen.
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