Pünktlich zu Beginn der Weihnachtszeit hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Schoko-Adventskalender auf Mineralöl untersucht. Drei von fünf Produkten enthalten bedenkliche Mineralöl-Rückstände.
In den vergangenen Jahren wurden bei Untersuchungen von Stiftung Warentest, Foodwatch und dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wiederholt Mineralöl-Bestandteile in Schoko-Adventskalendern gefunden. Das bayerische LGL hat in diesem Jahr sowohl die Schokolade als auch die Kartonverpackungen von (leider nur) fünf Adventskalendern auf Mineralölbestandteile untersucht.
Das bayerische LGL fand in allen untersuchten Verpackungen Mineralöl-Bestandteile: Die Kartonverpackungen enthielten gesättigte Kohlenwasserstoffen (MOSH). MOSH können sich im Körper anlagern und Organe schädigen.
Die Kartonverpackungen enthielten jedoch keine aromatischen Kohlenwasserstoffe (MOAH). MOAH, die häufig mit MOSH zusammen vorkommen, stehen im Verdacht krebserregend und erbgutschädigend zu sein. Sowohl die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weisen auf das krebserregende Potential der MOAH hin.
Wie kommt das Mineralöl in Adventskalender?
Kartonverpackungen von Adventskalendern bestehen teilweise aus recyceltem Altpapier. Die Druckfarben der recycelten Materialien (Zeitungen, Zeitschriften oder Verpackungen) enthalten oft Mineralöle. Beim Kontakt der Schokolade mit dem Recyclingkarton können Bestandteile von Mineralöl auf die Schokolade übergehen.
Anstelle von Recyclingkarton handelte es sich bei der Verpackung der untersuchten Adventskalender laut LGL jedoch um Frischfaserkartons. Zwei der Adventskalender hatten zudem eine Barriere. Die Schokolade eines Kalenders war zusätzlich in Alufolie gewickelt, in anderer Kalender enthielt zusätzliche eine Zwischenlage.
Die Hersteller scheinen sich der Recyclingkarton-Problematik also bewusst zu sein. Fraglich ist allerdings, ob die Verwendung von Frischfasern und zusätzlicher Aluminium-Folie überhaupt sinnvoll und notwendig ist.
Drei von fünf Adventskalendern enthalten MOAH
Bei diesen drei Adventskalendern wurden – trotz Frischfasern und Barrieren – MOAH in der Schokolade nachgewiesen:
- „Santa Claus in town“ von Netto Marken-Discount
- „Goldora Weihnachtsmann mit Schlitten“ von Rübezahl
- „Goldora Weihnachtsmann mit Tieren“ von Rübezahl
Da die Kartonverpackungen keine MOAH enthielten, ist ausgeschlossen, dass die Mineralöl-Bestandteile aus der Verpackung stammen. Die schädlichen MOAH stammen offensichtlich aus anderen Quellen. Das LGL führt derzeit ein Forschungsprojekt durch, welches neben Adventskalender-Schokolade auch andere Schokoladenerzeugnisse auf Mineralöl-Bestandteile untersucht. Auch der Ursache der Kontaminationen soll dabei auf den Grund gegangen werden.
Denkbar ist, dass die Mineralöle aus Jutesäcken stammen, die für den Transport von Kakaobohnen verwendeten werden. Die Säcke können mit Mineralölen behandelt sein. Möglich ist auch die Verunreinigung der Schokolade der Adventskalender durch Maschinenöl oder Abgase aus Industrie und Verkehr.
Die anderen beiden getesteten Adventskalender enthielten zwar keine MOAH, jedoch fand das bayerische LGL die organschädigenden MOSH in dem „Feodora Adventskalender Engel mit festlichen Pralinés“ von Feodora Chocolade GmbH & Co. KG, sowie dem „Weihnachtsmann auf Weihnachtsmarkt“-Kalender der Windel GmbH & Co. KG.
Foodwatch warnt vor den Adventskalendern
Das LGL sieht trotz des Untersuchungsergebnisses keinen Anlass zur Besorgnis und beruft sich dabei auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Das BfR ist der Meinung, dass die Menge der aufgenommenen Mineralölbestandteile zu gering ist, wenn täglich nur ein Stückchen Schokolade aus dem Adventskalender gegessen wird. Das BfR sagt aber auch, dass MOAH wegen ihres krebserregenden Potentials in Lebensmitteln generell unerwünscht sind.
Ganz anderer Meinung ist Foodwatch: Die Verbraucherschützer warnen vor dem Verzehr der Schokolade und fordern, dass die betroffenen Adventskalender aus dem Verkauf genommen werden. Foodwatch wirft dem bayerischen LGL vor, die Gesundheitsgefährdung zu verharmlosen. Foodwatch hatte die Behörde lange gedrängt die Ergebnisse der Untersuchung zu veröffentlichen. In den vergangenen Jahren wurden die Ergebnisse entweder unter Verschluss gehalten oder erst kurz vor Weihnachten veröffentlicht.
Fazit: Das Gefahrenpotenzial von Mineralöl-belasteten Adventskalender ist unklar. Wer sich oder seine Kinder dem vorsichtshalber nicht aussetzten möchte, muss (leider) gänzlich auf Schoko-Adventskalender verzichten. Denn getestet wurden dieses Jahr nur fünf Produkte – und eine Belastung mit Mineralöl lässt sich bei keinem Hersteller ausschließen. Die Alternative: Adventskalender selber basteln – 5 nachhaltige DIY-Ideen.
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