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Tierwohl bei Aldi-Fleisch: Entlarvender Facebook-Post geht erneut viral

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Foto: CC0 Public Domain / Pixabay und Screenshot Christian Heinenbruch

Mit Billigfleisch bessere Haltungsbedingungen für Tiere unterstützen – das klingt nicht gerade logisch. Genau dafür warb der Discounter Aldi Süd jedoch in einem Prospekt. Aktuell geht bereits zum zweiten Mal ein kritischer Facebook-Post zum Thema viral.

Die „Dicke Rippe“ und Kassler Kotelett für 2,99 Euro – die Fleischpreise in dem Aldi-Prospekt waren gewohnt niedrig. Allerdings gab es bei den Produkten eine Besonderheit: Sie waren Teil der „Initiative Tierwohl“. „Mit 6,25 Cent von jedem verkauften Kilo Hähnchen- und Schweinefleisch fördern wir das Tierwohl in den teilnehmenden Betrieben“, heißt es in dem Prospekt.

Das Fleisch, das Aldi mit diesen Worten bewarb, ist jedoch nicht nur billig. Wie ein Facebook-User in einem Post zeigt, trägt seine Verpackung das Siegel für die „Haltungsform 1“. Das Haltungsform-Kennzeichen soll Verbraucher darüber informieren, wie die Tiere gelebt haben – Haltungsform 1 ist der Mindeststandard.

„Noch mieser ist verboten“

„Das heißt im Klartext, übelste Massentierhaltung mit 0,75m² Platz pro armem Schwein, eine ‚bewegliche Kette‘, Spaltenboden, kein Tageslicht usw.“, schreibt der Facebook-User in seinem Post. „Mit anderen Worten: Noch mieser ist verboten. … Das als ‚Tierwohl‘ zu bezeichnen, ist schon mehr als frech.“

Der Facebook-Post stammt von Mitte Juli – bislang wurde er mehr als 14.500 Mal geteilt und tausendfach kommentiert. Eines sorgt jedoch für Verwirrung: Das Prospekt stammt vom Oktober 2019 und ist damit – anders als im Post behauptet – nicht aktuell.

Gleiches gilt auch für den Post an sich: Zwar hat der User ihn Mitte Juli veröffentlicht. Aber bereits im Oktober 2019 hat ein anderer User ihn mit denselben Worten auf Facebook gepostet. Damals hatte Aldi Medienberichten zufolge auf die Vorwürfe reagiert: „Unsere Kunden können selber entscheiden, auf welche Haltungsstufe sie zurückgreifen.“ Die Nachfrage sei bei der Haltungsstufe 1 am höchsten.

Supermärkte verkaufen vor allem Fleisch niedriger Haltungsformen

Auch wenn das Aldi-Prospekt und der dazugehörige Post veraltet sind – das Problem mit Billigfleisch ist aktueller denn je. Greenpeace hat Anfang des Jahres analysiert, wie die Tiere für Supermarkt-Fleisch gehalten werden. Die Organisation hat dafür neun Supermarktketten befragt, darunter Aldi, Lidl, Edeka, Rewe und Penny. Das Fazit von Greenpeace: „Rund 88 Prozent des Frischfleischs der Supermarkt-Eigenmarken stammt von Tieren, die qualvoll und häufig tierschutzwidrig gehalten wurden.“

Die hohe Nachfrage nach Billigfleisch

Mit der Haltungsform-Kennzeichnung wollten Supermärkte ihren Kund*innen eigentlich die Möglichkeit geben, sich für besseres Fleisch zu entscheiden. Das wird allerdings schwierig, wenn der Großteil der Fleischprodukte aus problematischer Tierhaltung stammt.

Dass die Haltungsform 1 in den Kühlregalen am häufigsten vertreten ist, liegt aber auch an der hohen Nachfrage nach möglichst billigem Fleisch. So lange die Konsument*innen nicht bereit sind, angemessene Preise für tierische Produkte zu zahlen, werden Tiere und Menschen weiter für ihre Herstellung ausgebeutet. Wer das nicht unterstützen möchte: Tierqual für Fleisch und Milch – was kann ich tun?

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