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Siemens-Kontroverse in Australien: „Eine historische Fehlentscheidung“

Luisa Neubauer Joe Kaeser Siemens Adani Projekt Fridays for Future
Foto: © Siemens AG/ © Jörg Farys – WWF

Um Siemens davon abzubringen, sich an einem umstrittenen Kohle-Projekt in Australien zu beteiligen, hat sich Klimaaktivistin Luisa Neubauer am Freitag mit Konzern-Chef Joe Kaeser getroffen. Jetzt hat er seine Entscheidung bekanntgegeben. Fridays for Future ruft derweil zu Spontan-Demonstrationen auf. 

In den vergangenen Wochen haben Fridays-for-Future-Aktivist*innen in den Sozialen Medien zum Protest gegen Siemens aufgerufen. Deswegen hatte sich Konzern-Chef Joe Kaeser am Freitag mit Klimaaktivistin Luisa Neubauer getroffen und seine Entscheidung über die Beteiligung an dem Projekt auf Montag verschoben. Seit Sonntagabend liegt die Entscheidung vor: Siemens wird sich wie geplant an der umstrittenen Kohlemine in Australien beteiligen.

„Es wird weitere Proteste geben“

„Herr Kaeser hat sich heute gegen das Paris Abkommen, gegen die Betroffenen aus aller Welt, gegen zukünftige Generationen & nicht zuletzt gegen die Klimaschutz-Reputation von Siemens entschieden. Eine historische Fehlentscheidung. Es wird weitere Proteste geben“, twitterte Neubauer am Sonntagabend, nach der Bekanntgabe. (Um den Tweet sehen zu können, musst du möglicherweise die Ansicht aktualisieren.)

Wenige Stunden nach der Entscheidung kündigte Fridays for Future Spontan-Demonstrationen an. „Es geht hier nicht um irgendeinen Auftrag. Es geht um 1.5° Grad wovon sich mit dem Adani-Projekt verabschiedet wird, um Zukunft & Verantwortung,“ twitterte Neubauer.

Neubauer lehnt Siemens-Angebot ab

Kaeser hatte der Klimaaktivistin am Freitag einen Posten im Aufsichtsrat von Siemens Energy angeboten. Neubauer lehnte dieses Angebot später ab. „Ich werde das Angebot persönlich nicht annehmen können, habe aber Siemens darum gebeten, das Angebot an einen Vertreter oder Vertreterin der Scientists for Future weiterzugeben“, erklärte die 23-Jährige der Deutschen Presse-Agentur (dpa) laut sz.de. „Wenn der Firma ernsthaft an Klimaschutz und Fridays for Future gelegen ist, wird sie meine Entscheidung respektieren.“

Unter dem Namen „Scientists for Future“ haben sich tausende Wissenschaftler*innen zusammengetan, um die Klimaaktivist*innen von Fridays for Future zu unterstützen.

Auch Greta Thunberg hatte sich in die Kontroverse eingeschaltet: Es scheine, als hätte Siemens die Macht, den Bau der Adani-Kohle-Mine zu stoppen, zu verzögern oder wenigstens zu unterbrechen, twitterte die 17-Jährige am Sonntag. „Am Montag werden sie ihre Entscheidung bekannt geben. Bitte helft mit, sie dazu zu bringen, die einzig richtige Entscheidung zu treffen.“

Wortbruch bei Klimaversprechen

In den Tagen davor warf Neubauer dem Konzern Wortbruch vor: „Was da in Australien passiert ist absurd“, sagte die 23-Jährige im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen. „Dass Siemens als Konzern, der öffentlich immer wieder bekundet, Klimaneutralität bis 2030 anzustreben und seiner Verantwortung in Zeiten der Klimakrise gerecht werden zu wollen, jetzt durch einen Auftrag ein Projekt stützt, das bis 2080 Kohle fördern wird, widerspricht dem in so vielen Dimensionen“, kritisierte Neubauer.

Ausgerechnet die australische Regierung plant derzeit eines der größten Kohleabbauprojekte der Welt: Auf Initiative des indischen Konzerns Adani soll im Galilee-Becken im australischen Bundesstaat Queensland bis zum Jahr 2080 klimaschädliche Kohle gefördert werden. Siemens hat den Auftrag für die Signalanlagen entlang der Bahnlinie für das Projekt erhalten. Der Bau der Kohlemine erscheint besonders angesichts der verheerenden Buschfeuer in Australien absurd.

Adani-Projekt zerstört Umwelt und Klima

Umweltschützer kritisieren das Milliardenprojekt seit Jahren heftig: Die Förderanlage würde gigantische Mengen Wasser benötigen, CO2-Emissionen würden sich deutlich erhöhen und das bedrohte Great Barrier Reef würde weiter geschädigt.

Die 200 Meilen lange Bahnstrecke, für die Siemens die Signalanlagen bereitstellen soll, birgt Umweltschützer*innen zufolge eine zusätzliche Gefahr: Sie würde die geplante Kohlemine im abgelegenen Galilee-Becken mit dem Hafen Abbot Point am Barrier Reef verbinden und könnte die Region damit für den Ausbau weiterer Minen öffnen.

Das Magazin Rolling Stone nannte die Kohlemine das „verrückteste Energieprojekt der Welt“. Unter dem Hashtag #stopadani äußerten sich zahlreiche User in den sozialen Medien kritisch und forderten den Siemens-Chef direkt auf, sich von dem Projekt zurückzuziehen.

Siemens-Chef auf Twitter

Schon im Dezember hatte sich Siemens-Vorstand Kaeser zu den kritischen Stimmen auf Twitter geäußert. Er hatte allen sich für die Kritik bedankt und erklärt, „die Sache sorgfältig ansehen und sich bald zurückmelden“ zu wollen. Gleichzeitig hatte er vor zu großen Erwartungen gewarnt: Die Entscheidung von Siemens könne sich ändern oder eben nicht. (Um den Tweet sehen zu können, musst du evtl. die Ansicht aktivieren.)

Utopia.de meint: Derzeit werden laut Greenpeace noch 40 Prozent des weltweiten Stroms mithilfe von Kohle erzeugt. Dabei hat Kohle die mit Abstand schlechteste Energiebilanz aller Energieträger. Bei der Kohleverstromung und -verbrennung werden große Mengen klimaschädliches CO2 ausgestoßen. Die Förderung zerstört zudem die Umwelt und benötigt riesige Mengen Wasser. Um die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen wir auf fossile Brennstoffe verzichten und auf erneuerbare Energien umsteigen. Angesichts der Folgen der Klimakrise, die aktuell vor allem in Australien zu spüren sind, erscheint es besonders absurd, dass genau dort neue Kohleabbaugebiete erschlossen werden sollen.

Darum müssen wir auch an Unternehmen appellieren, Verantwortung zu übernehmen. Um dich am Protest gegen Siemens und damit Adani zu beteiligen, kannst du:

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