Ein australisches Paar hat sein Kind von Geburt an streng vegan ernährt. Das Baby musste schließlich ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nun hat ein Gericht die Eltern zu 300 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Ein australisches Elternpaar musste sich in Sydney vor Gericht verantworten, weil es seine Tochter knapp eineinhalb Jahre lang mangelernährt hatte. Das Kind erhielt nur streng vegane Kost und war mit 19 Monaten stark unterentwickelt.
Am Donnerstag fällte das Gericht ein Urteil: Die Eltern müssen jeweils 300 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Die Strafe fiel vergleichsweise milde aus, als Höchststrafe hatte den Eltern fünf Jahre Haft gedroht. Die Ernährung des Kindes sei „völlig unangemessen“ gewesen, erklärte Richterin Sarah Huggett bei der Urteilsverkündung. „Es liegt in der Verantwortung aller Eltern dafür zu sorgen, dass die Ernährung ihrer Kinder ausgewogen ist und ausreichend Nährstoffe enthält, um richtig zu wachsen.“
Die Richterin hatte von einer Haftstrafe abgesehen, um die insgesamt drei Kinder des Paares nicht der „wichtigen Bindung“ zu ihren Eltern zu berauben. Die mangelernährte Tochter lebt nun bei Verwandten, die Eltern dürfen sie regelmäßig besuchen.
Veganes Baby: mit 19 Monaten noch keine Zähne
Laut Unterlagen, die dem Gericht vorliegen, erhielt die Tochter vor allem Haferflocken, Kartoffeln, Reis, Tofu, Brot, Erdnussbutter und Reismilch. Zudem ab und an „einen Mund voll Obst“ oder zwei Rosinen als Snack, schreibt der Sydney Morning Herald. Die Folge: Im Alter von 19 Monaten hatte das Mädchen laut Zeugenaussagen noch keine Zähne und wog unter fünf Kilogramm. Es war also ungefähr so weit entwickelt wie ein drei Monate altes Baby. Darüber hinaus leide das Kind an einer Knochenkrankheit, die offenbar vermeidbar gewesen wäre.
Die Eltern haben sich bei ihrer Anhörung dazu bekannt, ihr Kind nicht passend versorgt und seine Gesundheit damit aufs Spiel gesetzt zu haben.
Das Mädchen war im März 2018 mit Krämpfen in ein Krankenhaus eingeliefert worden – dort bemerkten Mediziner ihren Zustand. Zuvor war sie seit ihrer Geburt nicht mehr beim Arzt gewesen und hatte keine Impfungen erhalten.
So geht es dem Mädchen heute
Im Anschluss an ihren Krankenhausaufenthalt kam das Kind zu Pflegeeltern und wurde einmal täglich von Ärzten untersucht. Einem früheren Betreuer zufolge konnte es in der ersten Zeit nicht aufrechtsitzen und seine eigene Flasche nicht halten.
Inzwischen ist das Mädchen fast drei Jahre alt und geht zur Vorschule. Ihr Körper habe einiges an Gewicht zugelegt. Für ihr Alter sei sie aber auffallend klein – etwa so groß wie ein einjähriges Kind.
Kinder vegan ernähren: Wie groß ist das Risiko?
Kinder vegan zu ernähren, ist umstritten und mit Risiken verbunden: Durch einseitige Ernährung besteht die Gefahr, dass Heranwachsende nicht alle Nährstoffe erhalten und Mängel erleiden.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt besonders vor einem Vitamin-B12-Mangel in der Schwangerschaft und Stillzeit: Die Organisation bezieht sich auf Berichte von gestillten Säuglingen und Kleinkindern veganer Mütter. Diese hätten an „Störungen der Blutbildung, verzögerter körperlicher Entwicklung sowie […] Reizbarkeit, Krampfanfälle[n], Lethargie, Hirnatrophie, Retardierung und Regression der Entwicklung“ gelitten.
Die Academy of Nutrition and Dietetics in den USA vertritt wiederum die Position, dass eine gut geplante vegane Ernährung mit Nährstoffpräparaten und angereicherten Lebensmitteln auch für Schwangerschaft und Stillzeit angemessen ist. Fachgesellschaften in Australien, Portugal und Kanada und Organisationen wie die Albert-Schweizer-Stiftung stimmen mit dieser Haltung überein.
Lies auch: Schwangerschaft und vegane Ernährung – geht das?
Utopia meint: Eine vegane Ernährung hat viele Vorteile – für die Gesundheit, den Tierschutz und das Klima. Dabei ist es wichtig, sich ausgewogen zu ernähren, damit es nicht zu einem Mangel kommt. Besonders für ein Kind, dass sich noch im Wachstum befindet, kann ein Nährstoffmangel extrem gefährlich sein. Eltern, die ihre Kinder vegan ernähren wollen, sollten sich deshalb gut informieren und gegebenenfalls von einem Arzt beraten lassen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Vegane Ernährung: Vitamine aus pflanzlichen Quellen
- Bio, fair, nachhaltig? Warum vegan noch nicht genug ist
- 10 Tipps, um ein bisschen veganer zu werden
War dieser Artikel interessant?