Eine neue Supermarkt-Werbung – ein neuer Shitstorm: dieses Mal bei Edeka. Die Supermarktkette will sich mit ihrem aktuellen Werbespot bei Müttern bedanken. Im Netz kommt der Clip jedoch gar nicht gut an. Viele Nutzer finden den Spot männerverachtend – einige rufen jetzt sogar zum Boykott auf.
Am Sonntag ist Muttertag, passend dazu hat Edeka einen neuen Werbespot veröffentlicht: „Sag deiner Mama Danke“, lautet die Botschaft. Zu sehen sind allerdings erst einmal nur Väter – und zwar solche, die alles falsch machen.
Da ist der Vater, der es nicht schafft, seiner Tochter die Haare zu frisieren, oder der, der völlig damit überfordert ist, das Baby zu füttern. Ein anderer spielt mit seiner Tochter Basketball und wirft ihr vor lauter Ehrgeiz den Ball ins Gesicht. Im Hintergrund des Schwarz-Weiß-Videos läuft klassische Musik. Am Ende sagt die Stimme eines kleinen Mädchens: „Mama, danke, dass du nicht Papa bist.“
Hier das Video auf Youtube:
Edeka-Boykott: Reaktionen auf den Werbespot
Die Werbung wurde auf Youtube innerhalb von zwei Tagen mehr als 620.000 Mal aufgerufen (Stand 7.5.). Die Kommentare unter dem Video sind überwiegend negativ: „Danke, Edeka. Für diesen männerverachtenen Spot“, schreibt beispielsweise ein User. Eine andere Nutzerin kommentiert: „Das war das letzte Mal, dass ich bei euch einkaufen gehe.“
Immer wieder liest man auch Boykott-Aufrufe: Auf Twitter trended nun sogar der Hashtag #Edekaboykott. Darunter sind einige Kommentare von enttäuschten Kunden und entrüsteten Nutzern zu lesen.
Viele der Kommentatoren werfen Edeka Sexismus gegen Männer vor. Hätte ein Unternehmen einen entsprechenden Clip veröffentlicht, der Frauen ins schlechte Licht rückt, wäre die Aufregung noch viel größer – so eine häufige Meinung. Tatsächlich ist der Clip aber sexistisch gegenüber beiden Geschlechtern: Er propagiert ein veraltetes Rollenbild von Mann und Frau. Nämlich, dass Männer im Haushalt und der Kindererziehung unfähig sind – während Frauen in solchen Dingen super sind und sie folglich übernehmen sollten.
Auf Twitter findet man jedoch vermehrt auch Nutzer, die den Clip witzig finden – oder zumindest den Shitstorm bzw. Boykott-Aufruf für übertrieben halten:
Edeka hat sein Ziel erreicht
Edeka ging es mit dem Spot wahrscheinlich weniger darum, Männer als unfähig darzustellen oder das klassische Rollenbild von der Mutter als alleinige Kinderbetreuerin zu propagieren. Das Ziel war wohl eher, viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Und das ist der Supermarktkette gelungen: Der Hashtatg #Edeka trendete zeitweise auf Twitter, im Netz wird über den Spot diskutiert, und in den Medien darüber berichtet.
Die Aktion von Edeka erinnert stark an den Werbespot von Gillette Anfang des Jahres. Gillette hatte in dem Video toxische Männlichkeit kritisiert und ebenfalls einen Shitstorm ausgelöst. Das Thema Sexismus eignet sich gut, um die Aufmerksamkeit der Nutzer im Netz zu wecken (das hat auch Lidl schon entdeckt). Bewusste Provokationen nehmen die Unternehmen dafür gerne in Kauf. Aber nicht nur wegen fragwürdiger Werbung kann man Edeka und andere Supermärkte und Discounter kritisch sehen. Mehr dazu hier: Oxfam-Bericht: Aldi, Edeka und Co. kümmern sich am wenigsten um Menschenrechte
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