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„Widerlich und von vorgestern“: Edeka-Plakat löst Shitstorm aus

Einigung im Supermarkt-Streit: Edeka holt beliebte Marken zurück
Foto: Utopia.de

Die Supermarktkette Edeka hat mit ihrer aktuellen Kampagne eine Spontan-Demo von Landwirt*innen provoziert – und im Netz einen Shitstorm ausgelöst. Schuld war ein Werbeplakat, das für niedrige Preise wirbt. Edeka hat sich mittlerweile dazu geäußert.

Die Supermarktkette Edeka hatte nahe Oldenburg ihre niedrigen Preise beworben: Auf Werbeplakaten war Otto Waalkes zu sehen und der Slogan „Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten“. Landwirt*innen riefen laut dpa-Meldung daraufhin zu einer Spontan-Demo auf und blockierten in der Nacht zum Montag die Zufahrten zum Edeka-Großlager in Wiefelstede bei Oldenburg – mit 200 Traktoren.

Edeka spricht von einem Missverständnis

Edeka entfernte die Plakate auf die Proteste hin und sprach in einer Mitteilung von einem Missverständnis. In der Erklärung heißt es, dass mit „Essen“ nicht etwa Lebensmittel gemeint seien. „Ziel der Marketingkampagne war es, alle Ortschaften, wie z.B. auch Minden oder Bremen in unserem Absatzgebiet individuell anzusprechen. Es war somit eindeutig der Ort „Essen/Oldenburg“ gemeint“. In Berlin etwa hängen die gleichen Plakate mit dem Slogan „Berlin hat einen Preis verdient: den niedrigsten“, wie dieser Tweet zeigt: (Eventuell musst du die Ansicht aktivieren“)

Wegen Werbepanne: Edeka erntet Shitstorm

Nicht nur „offline“ löste die Werbepanne Proteste aus. Auf Twitter trat Edeka einen regelrechten Shitstorm los. Dort trendet der Hashtag #Edeka aktuell immer noch. So twitterte Grünen-Politikerin Renate Künast: „Diese Kampagne sollte gleich heute beendet werden! Wer heute noch #geizistgeil bedient, hat nix verstanden.“

Ein anderer Nutzer kritisierte die Niedrigpreispolitik von Supermärkten: „Die Bauern im Preis bis unter die Existenzgrundlage drücken, dadurch Niedrigpreise anbieten können und der Konsument fordert dann zudem u.a. Tierwohl, Nachhaltigkeit, Regionalität, Bioqualität. Natürlich alles zum Nulltarif. Genau mein Humor.“

Die hessische Umweltministerin und Grünen-Politikerin Priska Hinz schrieb, die Kampagne sei eine Ohrfeige für die heimische Landwirtschaft, und sie bedauerte, dass sich Otto Waalkes dafür hergebe.

„Die Kampagne ist widerlich und von vorgestern“

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz twitterte: „Die Kampagne von Edeka ist widerlich und von vorgestern – im Hinblick auf den täglichen Existenzkampf von zehntausenden Bäuerinnen und Bauern, und im Hinblick auf die Haltung von Tieren und die unnachhaltige Ertragsmaximierung, aus den Böden herauszuholen, was geht.“

Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, kritisierte die Werbekampagne scharf: „Wir haben kein Verständnis dafür, dass Edeka zu seinem Jubiläum nichts anderes als „der niedrigste Preis“ einfällt. Hier sollen hochwertige Lebensmittel verramscht werden.“

Utopia meint: Missverständnis hin oder her: Das Statement entschärft die Botschaft der Werbeplakate zwar, es macht das Ganze aber nicht besser. Denn Edeka wirbt immer noch für billige Preise – auch wenn die Kette erklärt, dass die angekündigten Preisreduzierungen nicht zu Lasten der Landwirt*innen gehen.

Es ist kein Geheimnis, dass große Supermarktketten mit ihrer Marktmacht einen extremen Preisdruck auf Produzent*innen ausüben. Die Folge: Um ihre Lebensmittel möglichst billig zu produzieren, arbeiten die Erzeuger*innen mit Pestiziden, Monokulturen, Massentierhaltung. Auch unmenschliche Bedingungen für die Arbeiter*innen in der Tierhaltung, in Schlachthäusern und auf Plantagen sind ein Ergebnis der „Alles muss billig sein“-Mentalität.

So kritisierte die Organisation Oxfam in einem Bericht von 2018 die vier großen Supermarktketten in Deutschland, zu denen auch Edeka gehört: Sie missbrauchten ihre Macht, „indem sie einen enormen Preisdruck auf Lieferanten ausüben.“ Um solche Praktiken nicht weiter zu unterstützen, müssen wir endlich weg vom Sparwahn – und unseren Lebensmitteln wieder die Wertschätzung zukommen lassen, die sie verdienen.

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