Der Streit um den Hambacher Forst hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Seit Donnerstag sind tausende Polizisten im Einsatz, die den Wald räumen und Aktivisten von Baumhäusern holen. Eine Aktivistin berichtet in einem bewegenden Video von ihrem Einsatz – und rührt tausende Menschen im Netz.
Der Stromkonzern RWE will den Hambacher Forst abholzen, um Braunkohle zu fördern – Aktivisten versuchen schon seit Jahren, das zu verhindern. Seit 2012 besetzen sie den Wald, über die Jahre haben sie zwischen 30 und 60 Baumhäuser errichtet. Am 14. Oktober will RWE jedoch Wald roden – die Baumhäuser samt Aktivisten müssen also weg.
Was das für die Menschen vor Ort bedeutet, zeigt ein Video, das zurzeit auf Facebook kursiert. Zu sehen ist eine Aktivistin, die gerade von ihrem Baumhaus geholt wurde. Sie erzählt von großen Maschinen, Hebebühnen und Polizisten, die das Baumhaus kaputt gemacht haben.
„Wir kämpfen nicht für uns, sondern für alle“
„Sie denken wahrscheinlich sie hätten gewonnen“, sagt die junge Frau unter Tränen. „Aber sie können nicht gewinnen. Weil sie den Wald genauso brauchen. Und diese Erde. Und das einfach nicht verstehen. Dass wir nicht für uns kämpfen, sondern für uns alle.“
Die Aktivistin hat schon einige Zeit im Hambacher Forst verbracht, ihre Kleidung ist staubig und ihre Hände schmutzig. Im Video erzählt sie auch von ihrem Leben auf dem Baumhaus und von der Gemeinschaft der Aktivisten: Sie berichtet von Respekt und Akzeptanz und was sie in dem Wald alles gelernt habe. „All diese Erinnerungen, die ich habe, können sie mir nicht mehr wegnehmen.“
Der Kampf um den Hambacher Forst geht weiter
Auch wenn das Baumhaus nun zerstört ist und die Aktivistin nicht mehr in den Wald kann – sie gibt die Hoffnung nicht auf: „Mir egal ob ich jetzt heute von diesem Baumhaus geholt wurde. Ich weiß die anderen kämpfen weiter und ich weiß die werden es den Menschen hier verdammt schwer machen.“
Ebenfalls im Video zu sehen sind vermummte Polizisten, einer von ihnen scheint die die Rede der jungen Frau aufmerksam zu verfolgen. Man bekommt den Eindruck, dass ihre Worte auch ihn bewegen – auch wenn sie die Polizisten verbal attackiert.
„Sie schaufeln ihr eigenes Grab“
So sagt sie an die Polizei, sowie wahrscheinlich auch an RWE und alle Braunkohle-Befürworter gerichtet: „Sie können diesen Kampf hier nicht gewinnen, weil da draußen so viele Menschen hinter uns stehen. So viele. Und hinter diesen Menschen [den Befürwortern] steht ein Konzern, ohne Zukunft. Hinter den Menschen steht nichts als ein Arbeitsvertrag. Das sind Lohnarbeiter, sonst nichts.“ Immer wieder kämpft die Aktivistin in dem Video mit den Tränen. „Diese Menschen schaufeln gerade einfach nur ihr eigenes Grab“, sagt sie zum Schluss.
Veröffentlicht hat das Video die Seite „Soli für Hambi“. Allein auf Facebook wurde der Clip inzwischen fast 1,8 Millionen Mal aufgerufen (Stand 17.9.) und tausenfach kommentiert, geliked und geteilt. „Danke den Menschen im Forst, die tapfer durchgehalten haben. Sie haben auf jeden Fall ein Zeichen gesetzt!“, schrieb beispielsweise ein Nutzer.
Hier das Video auf Facebook:
Hambacher Forst: Was kann jeder Einzelne tun?
Auch wenn der Protest vor Ort durch die Polizeieinsätze geschwächt ist – jeder hat die Möglichkeit etwas für den Hambacher Forst und gegen die Braunkohleförderung tun. Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Campact e.V. hat Greenpeace etwa eine Petition gestartet, bei der du mitmachen kannst. Ein wichtiges Zeichen gegen Braunkohle und die Rodung des Hambacher Forsts durch RWE kannst du auch ganz einfach setzen, indem du zu Ökostrom wechselst.
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