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Absurde Aktion: Wie die Fleischindustrie versucht, ihren Ruf zu retten

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Fotos: CC0 Public Domain / Pixabay und Utopia

Spinathersteller Iglo macht Werbung für vegetarische Hackbällchen – und spricht eine Warnung an die Fleischindustrie aus. Der „Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie“ reagiert mit einer eigenen Anzeige – und merkwürdigen Argumenten.  

Iglo verkauft seit kurzem pflanzliche Tiefkühl-Hackbällchen. Um das neue Produkt zu bewerben, hat das Unternehmen vor zwei Wochen eine Anzeige in der „Lebensmittel Zeitung“ geschaltet. „Liebe Fleischindustrie! Nur, dass ihr nicht sagt, wir hätten euch nicht gewarnt: Fleischersatzprodukte wachsen jährlich um 31,6%“, steht in dem Inserat.

Die „Fleischindustrie“ beschloss, Iglo zu antworten – mit einer eigenen Anzeige in der Lebensmittel-Zeitung. Der „Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie“ (BVDF) richtet sich dort an die „lieben Freunde von der Spinatfront“.

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Die Anzeige von Iglo. (Utopia)

„Original bleibt nun mal Original“

Zu sehen ist ein Bild der Präsidentin des Verbandes. Sie steht mit verschränkten Armen hinter einem Brett, auf dem Salami, Wiener, Schinken und andere Wurstwaren aufgereiht sind. „Wir finden es prima, dass Ihr so ausgeschlafen seid und nun unsere beliebten Produkte nachmacht“, schreibt der Bundesverband. Aber Original bleibe nun mal Original.

Die Mehrheit der Deutschen freue sich täglich auf Wurst – der Pro-Kopf-Verbrauch von Wurst-Produkten sei seit 20 Jahren nicht gesunken. „Und wir tun eine Menge dafür, dass das auch in Zukunft so bleibt.“

In der Anzeige erwähnt der Verband außerdem die „konkurrenzlos kurzen Zutatenlisten“ von Fleisch und Wurst. Er kritisiert damit indirekt pflanzliche Fleisch-Alternativen, die oft aus vielen verschiedenen Zutaten bestehen.

Der Verband der Fleischwarenindustrie lobt sich selbst

Besonders absurd ist der Teil des Inserats, in dem der BVDF die Entwicklungen der Fleischindustrie lobt: „Ständige Verbesserungen und Engagement bei Geschmack, Tierwohl, Energieeffizienz, Wasserverbrauch und Integration in den Arbeitsmarkt.“ Das ist ein ziemlich unkritischer Blick auf die Fleischherstellung: Einer Studie zufolge schaden Fleischkonzerne dem Klima mehr als die Ölindustrie. Fragwürdige Haltungsformen wie Kastenstände oder Anbindehaltung sind in der konventionellen Viehzucht noch immer gebräuchlich.

Am Schluss der Anzeige heißt es, der Verband freue sich auf den Wettbewerb mit Unternehmen, die pflanzliche Fleisch-Alternativen herstellen. „Die letzten Jahrhunderte ohne euch waren echt langweilig.“

Der Markt für pflanzliche Fleisch-Alternativen wächst

Der BVDF gibt sich bewusst locker und witzig, aber ist der Verband wirklich so erfreut über die Konkurrenz? Die negativen Folgen der Tierhaltung für die Umwelt und die Missstände in den Viehbetrieben werden einer immer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Der Ruf der Fleischindustrie hat gelitten – und der Markt für pflanzliche Alternativen wächst. Die Rügenwalder Mühle – ein ehemals traditionelles Fleischunternehmen – macht inzwischen fast 40 Prozent ihres Umsatzes mit vegetarischen Ersatzprodukten. Die Kampagnen der Fleischindustrie werden diese Entwicklungen nicht aufhalten können.

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