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Ikea kauft jetzt gebrauchte Möbel zurück – was steckt hinter der Aktion?

Ikea Lagerhaus
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay

Gebrauchte Möbel findet man auf dem Flohmarkt oder in lokalen Kleinanzeigen – und bald auch bei Ikea: Unter dem Motto „Zweite Chance“ kauft der Möbelriese künftig alte Ikea-Möbel seiner Kunden zurück, um sie weiterzuverkaufen. So will der Konzern nachhaltiger werden, doch wie sinnvoll ist das Konzept?

Ikea widmet sich seit neuestem dem Thema Kreislaufwirtschaft: Ab 1. September testet das Unternehmen den Verkauf gebrauchter Regale, Kommoden oder Tische aus dem eigenen Sortiment in zunächst fünf deutschen Filialen (Berlin-Lichtenberg, Siegen, Kaarst, Hannover-Expo Park, Würzburg). Dabei will Ikea seinen Kunden die alten Möbel abkaufen, sie bei Bedarf aufmöbeln – und in der Fundgrube zu einem günstigeren Preis weiterverkaufen.

Mit der Aktion wolle man seine Kunden darin unterstützen, nachhaltiger zu konsumieren, so der Konzern. Möbel würden so länger genutzt und auch Kunden mit weniger Geld könnten sich die Möbel dann leisten.

Ikea kauft deine Möbel – aber nicht für Bares

Konkret soll das Ganze dann so ablaufen: Kunden können sich online informieren, ob ihr Möbelstück für einen Rückkauf infrage kommt. Ikea fragt dazu bestimmte Kriterien ab und macht dem Kunden einen unverbindlichen Preisvorschlag. Dann soll der Kunde mit dem bereits aufgebauten Möbelstück in die Filiale kommen und erhält den Wert des Möbelstücks in Form eines Ikea-Gutscheins.

Voraussetzung: Das Möbelstück befindet sich in dem Zustand, den der Kunde angegeben hat. Am Weiterverkauf will Ikea nichts verdienen, in der Fundgrube kommt zum Einkaufspreis lediglich die Mehrwertsteuer dazu.

Nachhaltiges Konzept für billige Möbel?

Was H&M für die Modebranche ist, das ist Ikea irgendwie für die Möbelbranche: Hier bekommt man billig produzierte Möbel zu einem günstigen Preis. Das häufig wechselnde Sortiment verführt zusätzlich dazu, immer wieder immer neue Möbel zu kaufen – und die alten lange bevor sie ausgedient haben, zu entsorgen.

Weil die Möbel durch die Aktion länger genutzt werden können, begrüßt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) die Bemühungen von Ikea: Ein funktionierender Gebrauchtwarenmarkt sei wichtig, um „ein klares Zeichen gegen die Ex-und-hopp-Mentalität und für eine längere Nutzung“ zu setzen, meint Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Bei Greenpeace dagegen ist man skeptisch. „Die Gutscheinregelung zeigt, dass es nicht um die Ressourcen geht, sondern darum, den Konsum weiter anzukurbeln“, sagt Sprecherin Viola Wohlgemuth gegenüber stern.de. Das Prinzip „fast fashion“ werde immer mehr von anderen Branchen übernommen. „Die Leute konsumieren nicht mehr, weil sie Dinge benötigen, sondern weil sie auf der Jagd nach dem neuesten Modell sind“, so Wohlgemuth.

Fazit: Lieber nachhaltige Möbel kaufen

Allein die Möglichkeit, alte Ikea-Regale wieder gewinnbringend verkaufen zu können, regt zum Konsum an. Und weil der Kunde einen Warengutschein erhält, kann er nicht anders, als wieder bei Ikea zu kaufen. Der Konzern kurbelt den Konsum an – und Möbel, die aufwendig und energieintensiv produziert werden, werden zu Wegwerfartikeln.

Ikea Möbel verleihen
Kunden erhalten für ihre alten Möbel einen Warengutschein – und kaufen so immer wieder Neuware. (Foto: © Ikea Deutschland / André Grohe)

Abzuwarten bleibt zudem, ob die Möbel tatsächlich in der Fundgrube landen oder nicht einfach vernichtet werden. Denn das ist häufig billiger für Konzerne.

Immerhin ist die „Zweite Chance“-Aktion besser als die vorherige Firmenstrategie: Bisher konnte man Ikea-Möbel in jeglichem Zustand bis zu ein Jahr zurück geben und bekam den vollen Kaufpreis erstattet. Ein Freifahrtschein, seine gesamte Einrichtung jährlich zu wechseln. Ab 1. September gilt diese Regelung nicht mehr. Dann können nur noch Produkte zurückgegeben werden, die neu und unbenutzt sind.

Utopia meint: Holz aus Raubbau, schlechte Qualität, massenweise Produktion – wer in Billig-Möbelhäusern kauft, tut sich und der Umwelt meist nichts Gutes. Wir raten deshalb zu  nachhaltig produzierten Möbeln. Diese sind zwar teurer, sind dafür langlebig, ökologisch und kommen ohne giftige Ausdünstungen aus. In unserer Bestenliste nachhaltiger Möbelhäuser findest du eine Auswahl an Öko-Möbeln. Wem das zu teuer ist, der kann sich auf Flohmärkten oder in Sozialkaufhäusern nach gut erhaltenen, gebrauchten Möbeln umschauen. Tipps dazu in unserem Artikel Second Hand kaufen: Alt ist das neue Neu!

Bei aller Kritik: Es ist es begrüßenswert, wenn ein großes und einflussreiches Unternehmen wie Ikea Initiativen für mehr Nachhaltigkeit ergreift. Das schafft ein Bewusstsein dafür, wie notwendig ein Umdenken hin zu nachhaltigerem Konsum in unserer Gesellschaft ist. Und vielleicht hat Ikea sogar einen positiven Einfluss auf andere Unternehmen.

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