Immer mehr Instagram-Touristen reisen zurzeit nach Holland, um Selfies in Tulpenfeldern zu schießen. Beim Fotografieren zertrampeln sie jedoch achtlos Blumen. Nun setzen sich die Gärtner zur Wehr.
Wird ein Ort auf Instagram bekannt, dauert es nicht lange, bis er von Besuchermassen überschwemmt wird. Aus diesem Grund musste zum Beispiel der „Walker Canyon“ in Kalifornien im März für kurze Zeit schließen: Denn auf der Suche nach dem perfekten Foto hatten die Menschen die Natur, wegen der sie eigentlich angereist waren, regelrecht niedergetrampelt.
Nun sehen sich auch Gärtnereien in den Niederlanden gezwungen, ihre Tulpenfelder vor solchen Instagram-Touristen zu beschützen: In einigen Regionen haben die Besitzer Zäune um die Blumen errichtet und Schilder aufgestellt. Darauf stehen Sätze wie: „Genießt die Blumen, respektiert unseren Stolz“ – auf Englisch und Chinesisch.
Instagram-Touristen zerstören Tulpen: „Sie denken, das sei eine Art Plastik“
Simon Pennings war dem Guardian zufolge der erste Gärtner, der sein Feld abgezäunt und mit Warnhinweisen ausgestattet hat. Letztes Jahr habe eines seiner Felder durch die Touristengruppen Schäden im Wert von 10,000 Euro aufgewiesen. „Alles war zertrampelt … den Selfie wollen sie aber trotzdem machen.“
Pennings vermutet, das Unwissen hinter dem achtlosen Verhalten steckt. „Sie denken nicht darüber nach“, mutmaßt er gegenüber der holländischen Zeitung „Algemeen Dagblad“. „Die Leute haben aus den Augen verloren, wie Pflanzen wachsen und dass wir das ganze Jahr dafür arbeiten. […] Milch kommt für sie aus der Fabrik und nicht von einer Kuh. Dasselbe gilt für die Knollen – sie denken, das sei eine Art Plastik.“
Das will der Gärtner ändern. Zusammen mit etwa 40 Kollegen baut er Zäune, Plakate und Schilder. Sie empfangen neue Touristengruppen und führen sie zu geeigneteren Selfie-Spots.
Besserer Foto-Tourismus: Holländische Behörde erstellt Selfie-Guide
Pennings Kampagne wird auch von dem holländischen Fremdenverkehrsamt unterstützt. Die Behörde hat einen “dos and don’ts”-Guide erstellt. Dieser soll Touristen zeigen, wie man ein Selfie nahe einem Tulpenfeld macht, ohne Pflanzen dabei zu zerstören.
„Wir wollen die Touristen nicht wegschicken“, so Van Lieshout vom holländischen Fremdenverkehrsamt. „Die Gärtner machen die Felder für die Touristen schön, aber Bilder dürfen nur am Rand gemacht werden, nicht inmitten oder auf den Blumen.“
Foto-Touristen verursachen Stau über Ostern
In den letzten Jahren ist die Zahl der Touristen in Holland stark angestiegen. Allein den Keukenhof, eine berühmte Gartenanlage, besuchen laut Guardian derzeit etwa 1,4 Millionen Besucher jährlich. Vor sechs Jahren waren es etwa 800.000.
Die große Besucherzahl sorgte am vergangenen Osterwochenende für Chaos: Die Straßen zum Keukenhof waren an beiden Tagen komplett verstopft, weil viele Besucher ihre Autos verlassen hatten, um Fotos von den Feldern zu machen.
Auch im Keukenhof selbst verlassen die Touristen markierte Wege und machen Fotos mitten in den Feldern:
Auch in anderen Regionen kämpfen Gärtner mit diesem Problem:
Nachhaltig reisen statt Instagram-Tourismus
Die Situation auf holländischen Tulpenfeldern ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Massentourismus Orte zerstören kann. Denn oft sind gerade entlegene Naturgebiete, welche durch Instagram berühmt werden, nicht auf große Besuchermassen ausgelegt.
Wer Urlaub in der Natur machen will, sollte seine Reiseplanung keiner Social-Media-Plattform überlassen. Besser ist es, online nach geeigneten Regionen für einen Wanderurlaub zu suchen. Am nachhaltigsten reist du übrigens mit dem Zug oder dem Fernbus. Übernachte auf Campingplätzen oder suche nach Hotels, die sanften Tourismus betreiben. Bleibe auf gekennzeichneten Wanderwegen und hinterlasse keinen Müll. So bleibt die Natur erhalten und du kannst unterwegs trotzdem viele Fotos schießen.
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