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Für das perfekte-Joker-Selfie: Instagrammer pilgern in Scharen zu einer einfachen Treppe

Joker, Instagram, Jokerstairs
Foto: Instagram gabirodas

Instagram-Touristen haben ein neues Reiseziel für sich entdeckt: eine Treppe aus dem Film „Joker“ in der Bronx. Die Treppe hat sogar einen eigenen Hashtag bekommen – Anwohner beschweren sich über Respektlosigkeit.

Grauer Beton, ein Geländer aus Metall und unscheinbare Wohnhäuser an den Seiten: Eigentlich ist die Treppe im New Yorker Stadtteil Bronx nichts besonderes – wenn nicht der „Joker“ auf ihr getanzt hätte. Die Tanzszene dauert etwa 20 Sekunden und gilt als einer der Schlüsselmomente im Film. Mit dem Treppentanz wird der Protagonist Arthur Fleck endgültig zum Joker (gespielt von Joaquin Phoenix).

Auf Instagram und anderen sozialen Medien ist die Treppe an der Shakespeare Avenue inzwischen zum beliebten Fotomotiv geworden. Manche Fototouristen posieren nur auf der Treppe, andere lassen sich mit komplettem Joker-Outfit und Make-up ablichten. Einige drehen die komplette Tanzszene nach. Besonders deutlich zeigt dieses Video auf Twitter, was für absurde Szenen sich auf der Treppe abspielen:

Die Joker-Treppen als „religiöse Stätte“ bei Google Maps

Auf Instagram sind unter dem Hashtag #Jokerstairs zahlreiche Treppen-Bilder und -Videos zu sehen:

Am beliebtesten sind Posen mit den Armen oder einem Bein in der Luft – also die typischen Joker-Posen, die schon seit Wochen als Memes verbreitet werden. Das Technikportal „Wired“ nennt dieses Phänomen „Meme-Tourismus“ – als eine neue Art von Tourismus. Die Treppen haben in kurzer Zeit so viele Besucher angezogen, dass Google Maps sie kurzzeitig sogar als „religiöse Stätte“ eingestuft hat.

Die Anwohner ärgern sich über die Instagram-Touristen

Für die Menschen vor Ort wurde der Andrang auf die Treppen zu viel. Die Anwohner müssen auf der Treppe ständig Leuten ausweichen, die Fotos machen oder posieren. Einige ärgern sich, dass die Touristen nur für die Fotos kommen, am Stadtteil selbst aber kein Interesse haben und auch kein Geld in lokalen Geschäften ausgeben.

„Es ist respektlos, unsere Community und Anwohner als Fotomotiv für eure sozialen Medien zu benutzen“, steht auf einem Plakat, das jemand an einer Straßenlaterne bei den Treppen aufgehängt hat. „Das ist das reale Leben und kein Film.“

„Ich-Ich-Ich-Tourismus“ und virale Trends

Dass berühmte Filmorte Touristen anziehen, ist nicht ungewöhnlich – verursacht aber immer wieder Probleme. Oft sind vor allem kleine Orte oder empfindliche Naturgebiete mit den Menschenmassen überfordert. Auf der Suche nach dem möglichst kreativen Selfie eignen sich Filmkulissen wie die „Joker-Treppe“ aber nun mal besonders gut. Eine Kolumnistin des britischen Guardians meint dazu: „Vergiss ‚Meme-Tourismus‘ – das ist eher Ich-Ich-Ich-Tourismus: Likes bekommen, indem man auf den neuesten viralen Trend aufspringt.“

Urlaub und ausgefallene Fotos machen geht aber auch anders – ohne der Umwelt oder Einheimischen zu schaden. Einige Tipps:

  • Mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt Taxis fortbewegen, um die Straßen mit nicht noch mehr Autos zu verstopfen.
  • Möglichst bei lokalen Familienbetrieben einkaufen.
  • Kultur und Privatsphäre der Einheimischen respektieren.
  • Müll vermeiden oder zumindest ordentlich entsorgen.

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