Am Sonntag war Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner in einer Kochsendung der BILD-Zeitung zu sehen. Gemeinsam mit dem Fernsehkoch Johann Lafer bereitete sie ein dreigängiges Menü zu – die beiden benutzten allerdings eine fragwürdige Zutat. Das Landwirtschaftsministerium verteidigte die Aktion.
Ein „einfaches aber gutes Essen“, das nicht zu teuer ist – und das vor allem Eltern im Home office unkompliziert kochen können: So bewarb Bild.de die Kochsendung von Johann Lafer und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Das Menü der Wahl: Rucolasalat mit gebackenem Ei und Speckstreifen, gefüllte Frikadellen mit Kartoffelpüree und Erdbeeren mit Apfelschaum.
Rund 50 Minuten kann man den beiden dabei zusehen, wie sie die Mahlzeit zubereiten und nebenbei über Lebensmittelpreise, Kochtipps und Lebensmittelverschwendung sprechen. Für ihren Auftritt in der Sendung wird Julia Klöckner nun jedoch scharf kritisiert.
Klöckner und Lafer kochen mit Billigfleisch
Der Grund: Lafer und Klöckner verwenden für die Frikadellen Rinderhackfleisch aus dem Supermarkt – Haltungsstufe 1. Diese Stufe entspricht dem gesetzlichen Mindeststandard: Die Rinder werden im Stall mit wenig Platz aufgezogen, Anbindehaltung ist erlaubt, Kälber dürfen ab einem Alter von sechs Wochen enthornt werden. Eine noch schlechtere Tierhaltung ist verboten.
Dass sich ausgerechnet Julia Klöckner vor der Kamera mit Billigfleisch zeigt, kommt nicht gut an. Denn öffentlich setzt sie sich gerne für bessere Bedingungen in der Tierhaltung ein. „Tiere sind Mitgeschöpfe, keine Wegwerfware“, sagte Klöckner beispielsweise vergangenes Jahr, als sie das staatliche Tierwohllabel vorstellte. Das Label besteht aus mehreren Stufen und soll den Konsument*innen die Möglichkeit geben, sich für besseres Fleisch zu entscheiden. Aktuell versucht Klöckner, das Label auch auf EU-Ebene einzuführen. Tierschützer*innen bemängeln, dass die Standards der niedrigeren Haltungsformen zu schwach sind.
Auch Billigpreise bei Milch- und Fleischprodukten kritisiert Klöckner immer wieder. In der Kochsendung von Sonntag wiederum macht sie indirekt Werbung für billiges Fleisch aus der niedrigsten Haltungsform. „Kannste dir nicht ausdenken“, kommentierte ein Nutzer auf Twitter:
Politiker*innen kritisieren die Kochsendung mit Klöckner
Auch aus der Politik gibt es Kritik an der Kochsendung – allerdings weniger wegen des verwendeten Fleisches, sondern weil die Sendung von der Supermarktkette Kaufland gesponsort wurde. „Dieser Vorgang ist definitiv aufklärungsbedürftig“, sagte etwa Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki.
Das sagt das Landwirtschaftsministerium
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat inzwischen reagiert und ein Statement zur Kochsendung veröffentlicht. „Sponsoring war weder im Vorfeld noch zum Zeitpunkt der Aufzeichnung bekannt“, heißt es darin. „Einkauf/Warenauswahl erfolgte durch Produktionsfirma und Koch“.
Heißt das also, dass eine Bundesministerien ungefragt Sponsorenschaften hinnimmt? Hackfleisch und Rucola sind außerdem am Anfang der Sendung noch verpackt. Klöckner hätte also spätestens während des Drehs erkennen können, mit welchen Zutaten gekocht wird.
Utopia meint: Vergangenes Jahr das Nestlé-Video, jetzt eine Kochsendung mit Billigfleisch: Julia Klöckner sorgt mit solchen Auftritten immer wieder für Schlagzeilen. Eigentlich hätte sie die Sendung dazu nutzen können, auf die Vorteile ökologischer Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Oder noch besser: nur vegane oder vegetarische Zutaten verwenden. Mit Billigfleisch aus fragwürdigen Haltungsbedingungen zu kochen, steht einer Landwirtschaftsministerin nicht gut.
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