Unter dem Motto „Nestlé Ade“ hatte der Jugendverband der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) bereits letztes Jahr im Juni einen Boykott von Nestlé-Produkten beschlossen. Die Aktion zeigt jetzt Wirkung: Nestlé hat reagiert – und den Verband zum Gespräch eingeladen.
Dem Lebensmittelkonzern Nestlé wird immer wieder vorgeworfen, Arbeitnehmer*innenrechte zu ignorieren, Kinderarbeit zu akzeptieren oder riesige Flächen bedrohten Regenwalds für Palmöl zu roden. Unter dem Motto „Nestlé Adé“ hatte der Bundesverband der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) im Juni 2019 den Boykott von Nestlé-Produkten beschlossen. Er ruft seine Gruppen und Vereine bundesweit dazu auf, mitzumachen. So will die KjG auf das Fehlverhalten von großen Konzernen aufmerksam machen und sie zum Umdenken bringen.
Nestlé-Boykott hat Signalwirkung
Konkret soll künftig in den Bildungsstätten und Häusern, die sich in Trägerschaft des Jugendverbands befinden, auf alle Produkte von Nestlé und seinen Tochterfirmen verzichtet werden. Aber auch auf Veranstaltungen, in den einzelnen Jugendgruppen und Vereinen.
Die KjG ist nach eigenen Angaben einer der größten Kinder- und Jugendverbände in Deutschland. Er zählt mehr als 80.000 Mitglieder. Insofern hat der Nestlé-Boykott eine große Signalwirkung.
KjG stellt Infomaterial bereit
Damit der Boykott deutschlandweit in den einzelnen Vereinen und Gruppen umgesetzt werden kann, hat die KjG eine Info-Broschüre herausgegeben. Dort findet man unter anderem Informationen zur Kritik am Konzern und alle zu Nestlé gehörenden Unternehmen.
Das Ziel sei jetzt, alle 24 Diözesanverbände, also die kleineren Verwaltungseinheiten der KjG, mit an Bord zu holen. Sie sollen soweit informiert werden, dass sie den Boykott in ihren Vereinen, Jugendgruppen und auf Veranstaltungen umsetzen können, erklärt Marc Eickelkamp, Bundesleiter der KjG. „Das Problem ist ja, dass viele gar nicht wissen, welche Marken alle zu Nestlé gehören.“
Der Verband versucht, das Thema auch an anderen Orten anzusprechen. „Zum Beispiel in Jugendherbergen. Unsere Intention ist dabei, die Problematik nach außen zu tragen und Aufklärung zu betreiben,“ sagt Eickelkamp.
Verzicht ist gar nicht so einfach
Herausforderungen sieht er besonders bei der Umsetzung vor Ort oder bei Veranstaltungen. Etwa Ersatz für Snacks aufzutreiben, die man auf Konferenzen so esse, wie Kitkat oder Smarties. Auch bei sich selbst hat Eickelkamp festgestellt, dass der Verzicht gar nicht so einfach ist. „Mir ist es zum Beispiel schwergefallen, auf die Schoko-Karamell-Riegel Rolo zu verzichten. Die habe ich seit meiner Kindheit gegessen – das geht jetzt eben nicht mehr.“
Dabei zweifelt er nicht am Erfolg des Boykotts und ist zuversichtlich, dass deutschlandweit alle Verwaltungseinheiten der KjG mitmachen, „wir boykottieren jetzt auch schon seit fast zehn Jahren Coca-Cola und das klappt gut.“
„Wir sind nicht irgendeine Vereinsgruppe“
Angesichts der Größe des Verbands ist es nicht verwunderlich, dass Nestlé auf den Boykott reagiert und sich mit der KjG in Verbindung gesetzt hat. Ende Januar kam es zu einem Treffen, bei dem Nestlé seine Nachhaltigkeitsbemühungen dargelegt hat.
Die KjG war davon nicht überzeugt. Eickelkamp sagt Utopia gegenüber: „Wir haben uns in unserem Verband sehr intensiv mit Nestlé sowie unserer Vorstellung von fairem Handel bzw. kritischen Konsum auseinandergesetzt. Vor dem Hintergrund dieser Expertise sind wir mit einer kleinen Delegation ins Gespräch gegangen. Uns war wichtig zu zeigen, dass wir nicht irgendeine Vereinsgruppe sind“, sagt Eickelkamp. Er betont, dass der Verband auch nach dem Gespräch weiter an einem kritischen Konsum festhalten will – und auch in Zukunft auf Nestlé-Produkte verzichten wird.
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