Brauchen wir vegane Alternativen zu Fleisch? Diese Frage hat Markus Lanz am Donnerstag mit fünf prominenten Gästen in seiner Sendung diskutiert – darunter auch die Verbandspräsidentin der Fleischindustrie. Gegen die Argumente des Besitzers einer veganen Supermarktkette hatte letztere keine Chance.
Fleisch-Konsum, -Alternativen und die Klimabilanz: Bei Markus Lanz drehte sich am Donnerstagabend alles um das Thema Fleisch. Der Talkshow-Gastgeber hatte unter anderem den TV-Koch Tim Mälzer, die Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Fleischwarenindustrie, Sarah Dhem, und Grünen-Politikerin Katharina Schulze in seiner Sendung. Auch der Besitzer der veganen Supermarktkette „Veganz“, Jan Bredack, und Naturfotograf Michael Martin waren eingeladen.
Jan Bredack rechnet vor: Vegan ist besser
Vor allem das Thema „vegane Alternativen zu Fleisch“ wurde heiß diskutiert: Vor allem Supermarktkettenbesitzer Jan Bredack, der selbst seit Jahren vegan lebt, stiehlt mit seinen Argumenten den anderen Gästen die Show.
So erklärte er zum Beispiel, wie groß der Einfluss von Fleisch auf den Klimawandel sei: Insgesamt verursache die Landwirtschaft 24 Prozent der gesamten CO2-Emissionen – 70 Prozent davon allein die Tierhaltung. „Wenn wir bis 2050 alle Veganer werden, was jetzt utopisch ist, würden wir zwei Drittel des CO2-Ausstoßes eliminieren können.“
Bredack erklärte den übrigen Gästen, dass für ein Kilogramm deutsche Butter rund 28 Kilogramm CO2 ausgestoßen werden. „Mal im Vergleich: Bei den Schweinen liegen wir bei 3,8 Kilogramm. Und wenn man deutsches Rindfleisch nimmt, dann liegt man bei 20 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Fleisch.“ Kartoffeln hingegen produzieren nur 0,6 Kilogramm CO2. (Mehr Informationen: Diese 6 Lebensmittel sind am schlimmsten fürs Klima)
Bredack: Vegane Ernährung kann mehr Menschen ernähren
Der vegane Supermarktkettenbesitzer Jan Bredack erklärte auch, die Menschheit müsse ihren Fleischkonsum rein rechnerisch bald ändern. Er verwies auf eine NASA-Studie, laut der wir in 20 Jahren rund 10 Milliarden Menschen sein werden. „Wie kriegen wir die alle satt?“, fragte Bredack.
Mit Fleisch jedenfalls nicht, so Bredack. Seinen Aussagen zufolge halten wir heute bereits genug Nutztiere, um den ganzen Kontinent Afrika füllen. Um für diese Tiere Futter anzubauen, müsste man die Fläche von ganz China, Australien, Europa und Nordamerika aufwenden. „Das heißt übersetzt: verzichten wir auf Tierhaltung – nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Milch – dann können wir 83 Prozent der Flächen frei machen“, so Bredack. Dort könne man pflanzliche Lebensmittel zum direkten Verzehr anbauen. Auf diese Weise könne man die menschliche Bevölkerung plus vier zusätzliche Milliarden mit 2.700 Kilokalorien pro Tag ernähren. „Mit Tierhaltung geht diese Gleichung nicht auf,“ schloss der langjährige Veganer.
Fleischwarenindustrie-Präsidentin Sarah Dhem konnte diese Argumente nicht widerlegen. Sie warf im Verlauf der Diskussion ein, dass man Tiere wie zum Beispiel Schafe brauche, um Flächen zu pflegen. „Manche Flächen kann man anders nicht bewirtschaften.“ Gleichzeitig lenkte sie ein, dass auch ihre Branche nichts dagegen hätte, wenn wir alle weniger Fleisch essen würden.
Ihre Gegenargumente hatten mit Bredacks Ausführungen nicht wirklich viel zu tun. Sie erklärt zum Beispiel: „Wir sind gerade dabei, unsere Autoindustrie komplett kaputt zu machen. Wenn wir das mit unserem Ernährungssektor so weiter betreiben, dann haben wir auch da ein Problem.“ Wie man den Ernährungssektor gestalten kann, um dem Klimawandel oder Bevölkerungswachstum zu begegnen, sprach sie aber nicht an.
Vegane Fleisch-Alternativen: Braucht es so viele Zusatzstoffe?
Und wie sollen vegane Alternativen zu Fleisch aussehen? Hier sah Sarah Dhem ihre Chance: „Alles was wir die letzten zehn bis 15 Jahre rausgelassen haben, war [bei veganen Produkten] wieder drin,“ behauptete sie. Damit spielte sie auf Zusatz- und Farbstoffe an, die veganen Produkten den Geschmack, das Aussehen und Konsistenz von Fleisch verleihen sollen.
Das stritt Supermarktbesitzer Bredack nicht ab. Er tat den Beyond-Meat-Burger sogar als „Chemiebaukasten“ ab. Gleichzeitig argumentierte er: „Wir würden so ein Produkt nie auf den Markt bringen.“ Der Trend gehe dahin, ein perfektes Imitat aus so wenig Zutaten wie möglich herzustellen. Das klappt zum Beispiel bei veganem Käse. Der besteht oft aus nur drei Zutaten – Chashews, Kokosöl und Salz.
Tim Mälzer war von Bredacks Argumenten überzeugt. „Ich fühle mich gerade wahnsinnig dumm, dass ich noch nicht die Entscheidung getroffen habe, Veganer zu werden,“ gab der TV-Koch zu.
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