Viele Supermärkte schmeißen regelmäßig genießbare Lebensmittel weg – „Mülltaucher“ retten das Essen aus dem Müll. Dabei machen sie sich allerdings strafbar, wie ein Gericht nun erneut bestätigt hat. Zwei Studentinnen aus Bayern müssen nun eine Geldstrafe zahlen.
Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern, Produkte mit beschädigten Verpackungen oder abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum: Solche Lebensmittel lassen sich nicht mehr verkaufen, die Supermärkte schmeißen sie also weg. Oft ist das Essen aber noch genießbar. Schon vor Jahren ist daher die Bewegung des „Containerns“ entstanden: Menschen suchen nach Supermarkt-Müllcontainern und holen die Lebensmittel aus dem Müll.
Das haben im Sommer 2018 auch zwei Studentinnen bei einem Edeka-Markt in einem Münchner Vorort getan. Sie wurden dabei allerdings von der Polizei erwischt – und angeklagt. Der Vorwurf: Besonders schwerer Fall des Diebstahls.
Sozialstunden und Geldstrafe für die Lebensmittelretter
Die beiden Studentinnen wurden zunächst zu jeweils 1200 Euro Strafe verurteilt. Sie akzeptierten die Strafzahlung allerdings nicht, Anfang des Jahres wurde deshalb erneut vor Gericht verhandelt. Das neue Urteil: Acht Stunden Sozialarbeit und 225 Euro Geldstrafe auf Bewährung.
Aber auch gegen diese Strafe gingen die Studentinnen in Revision. Das Bayerische Oberste Landesgericht erklärte die Revision nun jedoch für unbegründet, berichtet der Bayerische Rundfunk (BR). Das bedeutet: Das Urteil von von acht Stunden Sozialarbeit und Geldstrafe auf Bewährung gilt weiterhin.
Die Studentinnen wollen vors Bundesverfassungsgericht
Die Begründung des Gerichts: Die Lebensmittel gehörten immer noch dem Supermarkt, auch wenn dieser sie weggeworfen hat. Außerdem sei Edeka für die „gesundheitliche Unbedenklichkeit“ der Lebensmittel verantwortlich. Die aussortierten Lebensmittel seien nicht mehr verkehrsfähig gewesen.
Für die beiden Studentinnen geht der Kampf weiter. Laut dem BR wollen sie prüfen, ob eine Verfassungsklage vor dem Bundesverfassungsgericht möglich ist. Sie haben außerdem bereits vor einigen Monaten eine Petition mit dem Titel „Containern ist kein Verbrechen!“ gestartet. Ziel ist, eine Gesetzesänderung zu erwirken, durch die Containern nicht mehr als Straftat eingestuft wird. Bislang haben mehr als 148.000 Menschen unterschrieben – das Ziel sind 200.000 Unterschriften.
Wir brauchen Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung
In einigen europäischen Ländern gibt es bereits Gesetze, die Lebensmittelverschwendung reduzieren: In Frankreich und Tschechien müssen die Supermärkte unverkäufliche Ware spenden. Italien geht mit Steuererleichterungen gegen die Verschwendung vor.
Utopia meint: Auch in Deutschland wäre ein entsprechendes Gesetz wünschenswert, denn Essen wegzuwerfen ist ein großes Problem in unserer Gesellschaft: Fast ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landen hierzulande im Müll. Die Nahrungsmittel werden aufwendig produziert, verpackt und transportiert – für nichts. Noch dazu ist es bislang eine Straftat, Nahrungsmittel aus dem Müll zu holen. Eigentlich sollte es im Sinne aller sein, wenn ausrangierte Lebensmittel verwertet werden.
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