Hackfleisch, Burger, Chicken Nuggets: Lidl macht diese Woche Werbung für vegane Fleisch-Alternativen. In einem Prospekt vergleicht der Discounter die pflanzlichen Ersatzprodukte mit ihrem jeweiligen Gegenstück aus Fleisch. Dabei wird ein grundlegendes Problem sichtbar.
Lange waren Soja-Bratlinge, Tofu-Würstchen und Co. nur in Bioläden und Reformhäusern zu finden, inzwischen gibt es sie in so gut wie jedem Supermarkt und Discounter zu kaufen. So auch bei Lidl: Der Discounter bietet mit seiner Eigenmarke „Next Level Meat“ ein ganzes Sortiment an pflanzenbasierten Fleischalternativen an.
In einem Prospekt wirbt Lidl diese Woche für veganes Hackfleisch, Burger und Chicken Nuggets der Eigenmarke. Ohne es beabsichtigt zu haben, weist Lidl mit der Werbung aber auf einen Missstand hin: die unverhältnismäßigen Billigpreise von Fleisch.
Vegane Burger sind bei Lidl deutlich teurer als reguläre
Das Prospekt zeigt auf der rechten Seite konventionelles Hackfleisch, Burger-Patties und Chicken Nuggets – und auf der linken Seite die entsprechenden pflanzlichen Ersatzprodukte. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob sich die beiden Varianten preislich nur wenig unterscheiden: Das Next-Level-Hackfleisch kostet 2,90 Euro, reguläres Hackfleisch der Eigenmarke „Landjunker“ 2,70 Euro.
Allerdings ist die Packung veganes Hackfleisch deutlich kleiner. Betrachtet man die Kilopreise, wird der Preisunterschied offensichtlich: Ein Kilogramm konventionelles Hackfleisch kostet 5,40 Euro, die vegane Alternative 10,55 Euro – fast doppelt so viel.
Die Konsequenzen von Billigfleisch
Es ist also deutlich günstiger, sich für Fleisch zu entscheiden. Aber sollte es nicht andersherum sein? Immerhin ist die Fleischproduktion aufwändig: Tiere müssen gezüchtet und mehrere Monate lang aufgezogen werden. Sie brauchen Wasser, Medikamente und Tierfutter, das eigens für sie angebaut wird. Hinzu kommen Schlachtung und Weiterverarbeitung der Tiere. Vegane Burger hingegen bestehen aus Pflanzenproteinen, deren Herstellung deutlich weniger Ressourcen benötigen.
Dass Fleisch trotzdem so viel günstiger ist, liegt am System der extremen Massentierhaltung. Um die Billigpreise zu ermöglichen, müssen die Betriebe so viel Fleisch wie möglich so schnell wie möglich produzieren – und gleichzeitig Kosten sparen. Die Konsequenzen sind katastrophale Bedingungen für Tiere und Angestellte.
Die Tiere leben auf engstem Raum, stehen in ihren Fäkalien und können sich nur wenig bewegen. Oft verletzen sie sich selbst oder gegenseitig. Allein in deutschen Schweinemastanlagen sterben wegen solcher Zustände jährlich mehr als 13 Millionen Schweine oder müssen „notgetötet“ werden. Auch die Angestellten der Fleischindustrie werden in dem System ausgebeutet: Unbezahlte Überstunden, Lohnabzüge für die Arbeitskleidung und extremer Druck: Ausbeutung ist Teil des Geschäftsmodells vieler konventioneller Massenbetriebe.
Der hohe Fleischkonsum ist eine Belastung für die Umwelt
Ein weiterer Nebeneffekt: Die billigen Fleischpreise sorgen dafür, dass mehr Menschen mehr Fleisch essen – was der Umwelt schadet. Vor die Rindfleischproduktion verursacht extrem hohe CO2-Emissionen.
Billigfleisch verursacht also soziale Probleme, Tierleid und Umweltschäden. Supermärkte und Discounter wie Lidl bieten zwar erfreulicherweise immer mehr vegane Alternativen an, Massentierhaltung nehmen sie aber weiter in Kauf. Um die Ausbeutung in der Fleischindustrie zu stoppen, braucht es vor allem politische Maßnahmen – aber auch die Bereitschaft von Kund*innen weniger Fleisch zu essen und dafür angemessene Preise zu bezahlen.
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