Die Transformationsforscherin Prof. Maja Göpel war in den letzten Monaten öfter in Talkshows zu sehen, um über die Klimakrise zu sprechen. So auch vor kurzem bei „Talk aus Berlin“ vom rbb (Rundfunk Berlin-Brandenburg) mit Moderator Jörg Thadeusz. Der stellte unfassbar absurde Fragen – die Göpel sich aber nicht gefallen ließ.
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In der Sendung sollte es um Maja Göpels Buch „Unsere Welt neu denken: Eine Einladung“ gehen. Göpel liefert darin Denkanstöße für den Umgang unter anderem mit der Klimakrise. Moderator Jörg Thadeusz interessierte sich aber zunächst nicht für dieses Thema – sondern wollte von Göpel wissen, warum sie denn auf dem Buchcover so ernst schaut. Bestimmt habe sie auch Bilder, auf denen sie lächelt.
Als Thadeusz dann endlich auf die Inhalte des Buches zu sprechen kam, erklärte er erst einmal, dass er sich von Göpels Einleitung „nicht geworben“ fühle. Göpel schreibt darin etwa, dass die Menschheit nur noch wenig Zeit hat, etwas zu ändern – Thadeusz stört der alarmierende Ton.
Thadeusz: „Schweres protestantisches Schuldverständnis“
Als Göpel im Verlauf der Sendung das Artensterben erwähnte und erklärte, dass der Mensch vielen Tierarten den Lebensraum nimmt, reagierte Thadeusz ähnlich: „Auch das ist die Sache, wenn ich Ihnen sage, das wirbt mich nicht.“ Wenn man so denke, gehe man mit einem „schweren protestantischen Schuldverständnis“ durch die Welt. „Tatsächlich habe ich persönlich ja noch überhaupt kein Tier verdrängt von irgendwo.“
Überhaupt würden Umweltschützer:innen die Natur übertrieben verherrlichen. Fridays for Future und Klimaaktivist:innen würden sie „so Gott-gleich, so Götzen-gleich“ darstellen.
In der ersten Hälfte der Sendung ließ sich Göpel von solchen Aussagen nicht aus der Ruhe bringen. Sie antwortete mit sachlichen Argumenten und konstruktiven Vorschlägen. Spätestens als Thadeusz die Klimawissenschaft infrage stellte, hatte sie jedoch genug.
Auf die Wissenschaft hören
Der Moderator versuchte, einen Vergleich zwischen Corona und der Klimakrise aufzustellen. Bei Corona habe die Welt auf die Wissenschaft gehört: „Wir haben der Virologie zugeguckt, wir haben Herrn Drosten zugeguckt. Herr Drosten hat von Anfang an gesagt, das kann so sein, wie ich es beschreibe, das ist meine These, ich kann mich irren.“ In der Klimawissenschaft gebe es solche Relativierungen – dass man sich irren könne – „merkwürdigerweise“ nicht.
Maja Göpel reagierte entschieden: „Herr Thadeusz, das ist nicht ihr Ernst oder? Sie vergleichen 40 Jahre, 50 Jahre Klimawissenschaft mit neun Monaten Corona-Wissenschaft?“ Wenn Thadeusz diskutieren wolle, ob der Klimawandel denn nun stattfinde oder nicht, sei sie die falsche Person.
Maja Göpel: „Haben sie den Eindruck, uns Wissenschaftlern macht das Spaß?“
Immer wieder stellte Thadeusz außerdem infrage, ob politische Maßnahmen nötig sind, um gegen die Klimakrise vorzugehen. Besonders stören ihn Diskussionen um Verbote – etwa um ein Verbot von SUVs. Seiner Ansicht nach wäre es sinnvoller, Menschen zu inspirieren und zu motivieren, sich klimafreundlicher zu verhalten. Von Verboten und angsteinflößenden Zukunftsszenarien hält er nichts.
Maja Göpel antwortete darauf am Schluss der Sendung mit einem längeren Monolog – der ein grundlegendes Dilemma auf den Punkt brachte: „Möchten wir das jetzt ernstnehmen mit der Umweltkrise oder möchten Sie das insgesamt in Frage stellen? Haben Sie den Eindruck uns Wissenschaftlern macht das Spaß? Meinen Sie nicht, dass ich das nicht supergeil fände, hier zu sitzen und zu sagen ‚Jeder soll 14 Häuser haben, 23 SUVs und 434 Mobiltelefone‘. […] Ich frag mich immer, was ist das Motiv, was Sie uns unterstellen wollen? […] Sie tun immer so, als wollte ich den Leuten den Spaß verderben. […] Entweder wir wollen das ernstnehmen mit diesen physikalischen Größen oder wir lassen’s.“
Utopia meint: Die Talksendung war unangenehm anzusehen – bei den absurden Fragen von Jörg Thadeusz kam immer wieder Fremdscham auf. Maja Göpel hat meisterhaft auf die Provokationen reagiert und den Zuschauer:innen wertvolle Impulse mitgegeben. Jörg Thadeusz – und seine Fragen – stehen exemplarisch für viele Menschen, die noch immer die Dringlichkeit der Klimakrise nicht begriffen haben. In der Wissenschaft gibt es daran jedoch keine Zweifel mehr. Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der rbb sollte sich eher darum bemühen, über das Thema aufzuklären – anstatt solche Zweifel weiter zu verbreiten.
Die gesamte Sendung mit Maja Göpel gibt es in der ARD-Mediathek zu sehen.
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