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Debatte um Lebensmittelpreise bei Lanz: Heiner Lauterbach setzt den Tiefpunkt der Sendung

Markus Lanz, Heiner Lauterbach
Foto: Screenshot ZDF

Sollen unsere Lebensmittel teurer werden? Darum ging es unter anderem am Dienstag bei Markus Lanz. Die Diskussionen entwickelten sich in eine merkwürdige Richtung – der Soziologe Harald Welzer war zwischendurch sogar vom Publikum genervt.

Anfang der Woche hat Angela Merkel die Chefs von Aldi, Lidl, Edeka und Rewe ins Kanzleramt geladen, um mit ihnen über Billigpreise von Lebensmitteln zu reden. Markus Lanz hat das Treffen zum Anlass genommen, das Thema in seiner Sendung zu behandeln.

Die Talkgäste: Schauspieler Heiner Lauterbach, Höhle-der-Löwen-Jurorin Dagmar Wöhrl, ihr Sohn Marcus Wöhrl sowie Soziologe Harald Welzer – eine ungewöhnliche Zusammensetzung für eine Diskussion um Lebensmittelpreise und Nachhaltigkeit.

Scheinheilige Argumente für billige Lebensmittel

Dagmar Wöhrl freute sich darüber, dass Konsument*innen stärker auf Qualität bei Lebensmitteln achten. Heiner Lauterbach sprach sich dafür aus, die niedrigen Preise bei Lebensmitteln beizubehalten, damit sie auch für einkommensschwache Personen bezahlbar bleiben.

Harald Welzer reagierte genervt auf Lauterbachs Argument: „Wenn wir die politische Normaldebatte übers Jahr betrachten, dann hat man nicht den Eindruck, dass die Armen oder die sozial Benachteiligten im Vordergrund stehen. Merkwürdigerweise kommen sie immer aus der Kiste, wenn es um Nachhaltigkeit geht, um Klimaschutz, um CO2-Bepreisung und jetzt eben an der Stelle.“

„Man tut so, als gebe es ein Menschenrecht auf das Hähnchen für 1,99 Euro.“

Man müsse die Perspektive wechseln, meint Welzer. Die Frage sollte nicht heißen „Wie können wir die Nahrungsmittel so billig machen, dass auch noch die ohne Geld die irgendwie kaufen können?“ – sondern: „Wieso können in einem der reichsten Länder der Erde mit einer unfassbaren Volkswirtschaft, sich nicht alle Menschen anständiges Essen leisten?“

Der Soziologe kritisierte außerdem die „Kultur der extremen Knickrigkeit“ in Deutschland. Demnach geben die Menschen aktuell weniger als zehn Prozent des Monatsgehalts für Nahrungsmittel aus. Zum Vergleich: In den 60er-Jahren waren es laut Welzer noch 40 Prozent des Einkommens. Die Gesellschaft sei so reich wie nie zuvor, trotzdem gehöre es zum „Sozialprestige“, extrem sparsam zu sein. „Man tut so, als gebe es ein Menschenrecht auf das Hähnchen für 1,99 Euro.“

„Ehrlich gesagt erschüttert es mich, wenn bei solchen Aussagen geklatscht wird“

Unangenehm wurde es, als Heiner Lauterbach zur Debatte stellte, ob der Klimawandel wirklich menschengemacht ist. „Ich kann es nicht beurteilen“, sagte er an Welzer gerichtet. „Ich fürchte auch Sie können es nicht beurteilen. […] Denn darüber streiten sich Wissenschaftler. Und was ja auch klar ist: Dass hinter beiden Lagern Lobbyismus steckt. Immer nur Geld.“

Dagmar Wöhrl gab ihm Recht und erwähnte Subventionen für Solarenergie und Windräder – daraufhin applaudierte das Publikum. „Ehrlich gesagt erschüttert es mich, wenn bei solchen Aussagen geklatscht wird. Also das ist wirklich irre“, sagte Welzer. In den verschiedenen Disziplinen der Klimawissenschaft gebe es eine über 90-prozentige Übereinstimmung, dass der Klimawandel menschengemacht sei. So einen Konsens herrsche in keinem anderen wissenschaftlichen Bereich.

Die ganze Sendung von Markus Lanz in der ZDF-Mediathek.

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