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„Milch ist Gift“ – YouTube-Star entfacht mit kontroversem Video hitzige Debatten

YouTube-Video: "Milch ist Gift"
Screenshot: © unge / YouTube

Der deutsche YouTube-Star „Unge“ mach derzeit mit einem viel diskutierten Video auf sich aufmerksam. Darin behauptet er „Milch ist Gift“ – und erntet Spott und Kritik. Zu recht?

Eigentlich macht Youtuber Unge Videos über seinen Alltag, das Reisen, Longboarden und Videospiele – relativ harmlose Themen. Doch vor einigen Tagen veröffentlichte der 27-jährige ein Video mit dem Titel „Milch ist GIFT!“ (Großschreibung im Original). Darin tut er nicht viel mehr, als genau diese Aussage mehrfach zu wiederholen.

Er präsentiert sein Video als inspiriert von einer Meldung von Peta Zwei derzufolge Kanada plane „sehr wahrscheinlich“ Milch aus seinen Empfehlungen für gesunde Ernährung zu streichen. Das findet der Youtuber gut.

„Ihr macht euch krank“

Zur deutschen Ernährungspyramide dagegen, die den Konsum von Milchprodukten zweimal täglich empfiehlt, sagt er: „Das ist der absolute Horror!“ Und: „Wenn ihr mindestens zweimal täglich Milch und Milchprodukte esst, dann macht ihr euch krank.“

Hinter der Tatsache, dass hierzulande der Konsum von Milch empfohlen wird, vermutet er die Macht der Milchlobby. Daran, dass die Agrarwirtschaft eine mächtige Lobby hat, ist sicher etwas Wahres.

Wie es dann aber weiter geht, lässt den den YouTube-Star wenig seriös erscheinen: „Ihr könnt euch das vorstellen wie eine riesige Verschwörungstheorie. Wir werden systematisch krank gemacht mit den Lebensmitteln.“ Unge glaubt: „Es gibt unfassbar viel Milchpropaganda.“ Und wiederholt dann drei Mal: „Milch. Ist. Gift.“

Leider allerdings liefert er im Video keinerlei Erklärung für seine Aussage. Seine Empfehlung: „Schaut euch auf YouTube an, warum Milch ungesund ist.“

Übrigens: Zur Behauptung, Kanada plane, Milch aus der Ernährungspyramide zu streichen konnten wir bei unseren Recherchen keine einzige seriöse Quelle finden. Alles, was wir finden konnten, war, dass die zuständigen kanadischen Behörden möglicherweise in Zukunft empfehlen wollen, man solle mehr pflanzenbasierte Lebensmittel zu sich nehmen.

Das ganze Video gibt es hier:

Heftige Kritik für das YouTube-Video

Das „Milch ist Gift“-Video wurde bisher rund 650.000 Mal aufgerufen und hat sich rasant verbreitet. Dabei bekam Unge im Netz jede Menge kritischer, spöttischer oder sogar feindseliger Reaktionen. Der hashtag #milchistgift trendete kurzzeitig bei Twitter, das Video landete auf Platz eins der YouTube-Trends – und es kursieren bereits jede Menge Memes im Internet.

Der Hauptkritikpunkt: Unges Aussage zur Milch wirkt unreflektiert und unbegründet und sein Video damit eher paranoid als aufklärerisch.

Reaktionen zahlreicher Youtuber, Blogger und Medien zeigen: Unge hat nicht nur einen wunden Punkt getroffen – beim emotionalen Thema Ernährung nicht ungewöhnlich –, er hat sich mit seinen unbedarften Äußerungen auch sehr angreifbar gemacht.

Denn auch wenn es dem Stil der meisten YouTube-Videos entspricht: Einem so komplexen und heiklen Thema wie dem Konsum tierischer Lebensmittel wird die naiv-anbiedernde und reisserische Tonart des Videos nicht gerecht. Trotz allem finden wir es unangemessen, den Youtuber gleich als „Verschwörungstheoretiker“ zu verunglimpfen, wie beispielsweise ze.tt und Vice das tun.

Zweites Video erklärt: „Warum Milch GIFT ist“

Wer zu einem so wichtigen und umstrittenen Thema einseitige Behauptungen aufstellt, ohne echte Begründungen zu liefern, muss mit Kritik rechnen und wird damit leben müssen.

Damit leben will unge aber offenbar nicht: Einen Tag nach der Veröffentlichung seines „Milch ist Gift“-Videos stellte der YouTuber ein zweites Video online, dieses mit dem Titel „Warum Milch GIFT ist“.

Darin gibt er zu, dass es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass Milch „ganzheitlich schädlich für den einzelnen“ sei. Er begründet sein vorheriges Video damit, er habe provozieren und „triggern“ wollen. Deutlich besser begründet erklärt er nun: „Milch ist Gift. Für die Tiere, die davon betroffen sind und […] für unseren Planeten.“

Und angesichts der klimaschädlichen, umweltschädlichen und oftmals tierquälerischen Tierhaltungsbedingungen, aus denen ein Großteil der Milchprodukte weltweit stammt, hat er damit auch nicht Unrecht – auch wenn die Formulierung immer noch unnötig provokant ist.

Immerhin hat Unge mit seinen Videos eines erreicht: „Egal auf welcher Seite die Menschen bei dieser Diskussion standen, sie wurden auf das Thema aufmerksam.“

Eine etwas differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema Milchkonsum findet ihr hier: Die 11 größten Milch-Mythen – und was wirklich dran ist.

Weiterlesen auf Utopia.de:

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