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Julia Klöckner kuschelt mit Nestlé – merkwürdige Begründung aus der CDU

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Fotos: "Untitled" von steve p2008 unter CC-BY-2.0 und Screenshot Twitter BMEL

Ein gemeinsames Video von Agrarministerin Julia Klöckner und dem Deutschland-Chef von Nestlé sorgt zurzeit für Aufregung: In dem Video geht es um die „Reduktionsstrategie“ des Ministeriums – es sieht jedoch eher nach einem Werbevideo für Nestlé aus. Ein CDU-Politiker hat eine interessante Erklärung.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft will, dass Konzerne weniger Salz, Fett und Zucker in ihren Fertigprodukten verwenden. „Und deshalb freue ich mich, dass wir uns heute über die Philosophie von Nestlé unterhalten haben“, sagt Julia Klöckner in einem knapp einminütigen Video, das ihr Ministerium auf Twitter veröffentlicht hat.

Neben der Politikerin steht Nestlé-Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch. Nach einer kurzen Einleitung von Klöckner erzählt er, dass Nestlé in den letzten Jahren die Zucker-, Salz- und Fettgehalte in Fertigprodukten um zehn Prozent gesenkt habe. Die Ministerin nickt und lächelt erfreut, während der Nestlé-Chef spricht.

CDU-Politiker: „Überschwang der Freude“ bei Klöckner

Dass sich das Bundesministerium ausgerechnet mit Nestlé zusammengetan hat, kommt auf Twitter und in anderen sozialen Medien gar nicht gut an. Zahlreiche User werfen dem Ministerium Schleichwerbung vor – und fragen sich, ob das Ministerium Geld oder Spenden für das Video erhalten hat.

Ein CDU-Parteikollege von Klöckner versteht die Aufregung jedoch nicht. Alois Gerig, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Landwirtschaft und Ernährung sprach mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über das Video. Seiner Ansicht nach hat die Ministerin „das halt im Überschwang der Freude gepostet, weil sie einen großen Konzern dazu bewegt hat, gesündere Produkte anzubieten“. Daran sei nichts „verwerflich, solange dabei keine Hintergedanken zum eigenen Vorteil eine Rolle spielen.“

Ob es wirklich nicht verwerflich ist, als Regierungspolitikerin einem umstrittenen Konzern wie Nestlé eine Plattform zu bieten, darüber lässt sich streiten. Entsprechend groß war die Kritik an dem Video auf Twitter:

Der Youtuber „Rezo“, der für sein Video „Die Zerstörung der CDU“ bekannt wurde, kommentierte unter dem Nestlé-Video: „Fun Fact: Hätte ich exakt diesen Tweet mit genau so einem Video gepostet, hätte ich es als #Werbung kennzeichnen müssen.“

Reaktionen aus der Politik

Auch Politiker haben sich zu Wort gemeldet – selbst aus Klöckners Partei, der CDU:

Überraschendes Statement von Nestlé

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat bei Nestlé nachgefragt, wie das Video zustande gekommen ist. Die unerwartete Antwort des Konzerns: Nestlé habe das Video weder initiiert noch ausdrücklich gewünscht. Vielmehr stamme die Idee vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Das sagt Klöckner selbst

Nestlé steht seit Jahren in der Kritik – vor allem wegen fragwürdiger Wassergeschäfte aber auch wegen LebensmittelskandalenPalmöl aus gerodeten Regenwald-Plantagen oder Kinderarbeit auf Kakaoplantagen. Julia Klöckner selbst verteidigte ihr Video.

Auf Twitter tweetete sie: „An die Hatespeaker, weil ich mit Nestlé gesprochen habe: […] Dass Unternehmen unsere Zielen für bessere Nahrungsmittel umsetzen, ist ein Erfolg. Erst unterstellen, dass nichts geschieht. Dann durchdrehen, wenn man was erreicht.“ Außerdem: „Herrje, es ist ja auch zu schön und einfach, Politiker als die letzten Deppen hinzustellen und Forderungen rauszuhauen, ohne sich wirklich ernsthaft differenziert mit dem Thema beschäftigt zu haben.“

Keine Werbeplattform für Nestlé

Auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat reagiert, und erklärt, für seine Reduktionsstrategie mit „allen“ zu sprechen – auch mit den „ganz Großen“.

Utopia meint: Mit den „ganz Großen“ zu sprechen ist wichtig: Die Lebensmittelkonzerne haben großen Einfluss auf Umwelt und Gesundheit – im Positiven wie im Negativen. Dass eine Bundesministerin jedoch eine Werbeplattform für ein umstrittenes Unternehmen wie Nestlé bietet, ist bedenklich. Nestlé und andere Konzerne haben ohnehin schon eine extreme Marktmacht und bedürften eher der Kontrolle als kritikloser Unterstützung durch die Politik.

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