Die Drogeriemarktkette Dm will künftig einige Produkte seiner Bio-Eigenmarke nach den Anforderungen des Bioverbands Demeter produzieren. Die “biologisch-dynamischen” Produkte sollen aber ein anderes als das gängige Demeter-Siegel tragen. Nicht alle finden das gut.
Als Beispiel für die Produkte mit dem neuen Demeter-Siegel nannte die Drogeriemarktkette Babynahrung, die aus biologisch-dynamisch angebauten Rohstoffen hergestellt werden soll. Dm ist damit der erste Partner für die neue Marke von Demeter.
Neues Siegel: „Biodynamisch zertifiziert durch Demeter“
Das neue schwarz-weiße, ovale Siegel mit dem Schriftzug „biodynamisch zertifiziert durch Demeter“ unterscheidet sich klar vom bekannten weiß-orange-grünen Demeter-Schriftzug. Was sich aber nicht unterscheiden wird: Die Anforderungen, die die zertifizierten Produkte erfüllen müssen.
Demeter gilt als strengstes Siegel für den Bio-Anbau; es verfolgt das Ideal der Kreislaufwirtschaft: Der Landwirt hält nur so viele Tiere, wie er mit seinem Land ernähren kann, deren Mist wiederum wird als Düngemittel eingesetzt, das den Anbau qualitativ hochwertiger Lebensmittel ermöglicht. Pflanzenschutzmittel dürfen nur sehr begrenzt eingesetzt werden, in Lebensmitteln sind kaum Zusatzstoffe erlaubt.
Im Sortiment von Dm findet man bereits einige Marken mit dem bekannten Demeter-Siegel wie den Müsli-Hersteller Wyld, Zwieback der Marke Sommer oder Babybrei der Marke Holle.
Laut eigener Aussage verwendete die Drogeriemarktkette für die Bio-Eigenmarke auch bisher schon Rohstoffe, die über die Anforderungen des EU-Biosiegels hinausgehen: „Wir verwenden seit Anfang an […] bevorzugt Verbandsware“, sagt Kerstin Erbe, Geschäftsführerin von Dm. Gekennzeichnet werden durften die Produkte aber bisher nicht, weil es keine vertragliche Partnerschaft zwischen der Drogeriemarktkette und Demeter gab.
Bioverbände: bisher nur im Fachhandel
Bisher waren Produkte der deutschen Bio-Anbauverbände wie Demeter, Naturland oder Bioland hauptsächlich dem Fachhandel vorbehalten: Man fand sie fast ausschließlich in Bioläden, Reformhäusern und Naturkost-Märkten. Bereits im vergangenem Jahr habe sich das aber geändert, schreibt die taz: Weil Demeter-Partner – wie etwa die Müsli-Marke Wyld – inzwischen auch bei konventionell geprägten Ketten verfügbar sei, habe der Fachhandel weiter an Exklusivität verloren. 2017 sei er schwächer gewachsen als der Biomarkt insgesamt.
Kritisch sieht das zum Beispiel Volkmar Spielberger, Geschäftsführer der Spielberger GmbH Burgermühle. Gegenüber der taz wendet er ein, dass der konventionelle Handel am Ende immer nur Minimalpreise für eine bäuerliche, regionale Landwirtschaft zahle – die nicht reichen würden. Ihm zufolge fördern die Ketten durch ihre Preismacht eine industrielle Landwirtschaft. Also das Gegenteil von dem, was Bioverbände eigentlich erreichen wollen.
Bio kann billig sein – doch ist das das falsche Signal?
Bei Discountern wie Lidl, Aldi und Co. oder auch Drogerieketten wie Dm und Müller wird dem Kunden signalisiert, dass Bio billig sein kann. Dass ist aber zu kurz gegriffen: Bio-Bauern haben höhere Kosten, weil sie nicht zu Lasten der Tiere und der Natur wirtschaften. Discounter und Drogerien bringen dem Kunden diese Wertigkeit durch ihre günstigen Preise allerdings nicht unbedingt näher.
Dr. Alexander Gerber, Vorstandssprecher von Demeter, stellt Drogeriemärkte nicht auf die gleiche Stufe wie Discounter. Er begründet die Verfügbarkeit von Demeter-Produkten bei Dm damit, dass der Drogeriemarkt „die mit Abstand wichtigste Einkaufsstätte für Baby-Nahrung [ist]. Oft fragen hier junge Eltern erstmals Demeter-Produkte nach.“
Deshalb kann man die Kooperation von Demeter und Dm durchaus positiv sehen: Wenn auch hochwertige Bio-Verbandsware für den Kunden besser verfügbar ist, kann das Bewusstsein für nachhaltige, ökologische und soziale Landwirtschaft wachsen. Und das Bewusstsein für einen gerechten Preis, von dem Bauern, Tier und Natur auch etwas haben.
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