Ein nachdenklicher Blick aufs Meer, eine elegante Pose im Blumenfeld? Das neuseeländische Tourismusbüro hat genug von den immer gleichen Tourist:innen-Fotos – und geht jetzt mit einer Kampagne dagegen vor.
„Bitte nicht unter dem Einfluss sozialer Medien reisen“ – so lautet die Botschaft des offiziellen Tourismusportals von Neuseeland („Tourism New Zealand“). Was damit gemeint ist, wird in mehreren Youtube-Videos deutlich, die das Portal Ende Januar veröffentlicht hat.
In den Videos sieht man den Komödianten Tom Sainsbury in der Rolle eines Rangers. Seine Mission: In beliebten Touristengebieten Menschen davon abhalten, ständig die gleichen Fotos zu machen.
„Wir haben das alles schon gesehen“
Zu Beginn eines der Videos wird er zum Roys Peak gerufen, einem Berg im südlichen Teil Neuseelands. Dort posieren Tourist:innen gerne mit gespreizten Armen auf dem Gipfel, im Hintergrund eine malerische Landschaft aus Bergen und Wasser.
Der Ranger entdeckt dort ein Pärchen, das sich gerade mit der beliebten Pose fotografiert. Sainsbury nähert sich mit einem Megafon: „Arme runter, schön langsam. Genau so.“ Dann erklärt er den beiden, was das Problem ist: „Ich hab das alles schon gesehen. Wir alle haben das schon gesehen. Aber diesen Sommer greifen wir bei allen hart durch, die unter dem Einfluss sozialer Medien reisen.“ Mit seinem Rover transportiert er die beiden vom Berg.
Hinter den Kulissen von typischen Instagram-Bildern
Wenn man auf Instagram nach dem Hashtag #royspeak sucht, findet man fast 70.000 Fotos – viele davon mit der Pose aus dem Video:
Blickt man hinter die Kulissen der Fotoshootings, bleibt von der schönen Instagram-Idylle nur noch wenig übrig. Stattdessen sieht man eine lange Schlange von Menschen, die auf dem Gipfel darauf warten, ihr Foto zu schießen:
Auch beliebt: Fotos in Lavendelfeldern
Das Paar auf dem Berg hat der Ranger noch rechtzeitig entdeckt – bei seinem nächsten Einsatz ist er zu spät. Auf einem Lavendelfeld entdeckt er nur noch einen Hut, von den Tourist:innen ist nichts mehr zu sehen. Ein Blick aufs Smartphone zeigt dem Ranger, was passiert ist.
„Ich habe gerade die Bestätigung erhalten, dass die Lavendel-Bummler eine der in den sozialen Medien am meisten kopierten Szenen geteilt haben: Die ‚Folge-mir-Filzhut-Kombination‘“. Sainsbury zeigt das Bild: Eine Frau, die im Lavendelfeld steht, ihren Rücken zugewendet hat und einen Filzhut trägt. Ihr Arm ist nach hinten Richtung Kamera ausgesteckt, sie hält die Hand des Fotografen. Der Ranger ist sichtlich frustriert: „Es ist manchmal wirklich schwer. Weil es gibt so viele andere großartige Fotos, die man machen kann, abgesehen von den üblichen Instagram-Schüssen.“
Foto-Tourismus kann zur Gefahr werden
Das neuseeländische Tourismusbüro hat mehrere solcher Videos veröffentlicht – das meistgesehene wurde in nur drei Tagen mehr als 270.000 mal auf Youtube aufgerufen (Stand 29.1.). In den Kommentarfeldern erhalten die Clips viel Zustimmung. Für mich ist eine der traurigsten Dinge der modernen Welt, zu einem Ort mit spektakulärer Natur zu gehen und zu sehen, wie die Menschen übereinander klettern, um ein Foto zu machen, statt diese Schönheit zu genießen“, schrieb beispielsweise ein Nutzer.
Manchmal hat der Foto-Tourismus auch schlimmere Konsequenzen. In Kalifornien beispielsweise musste vor zwei Jahren ein Naturparadies schließen, weil Instagram-Tourist:innen Blumen niedergetrampelt und ein Verkehrschaos angerichtet hatten. Vor allem kleinere Orte und Naturgebiete sind meist nicht auf die Belastungen eingestellt, die Massentourismus mit sich bringt. Wenn eine Fotokulisse auf Instagram und Co. beliebt wird, ist sie oft in Gefahr. Wer die Umwelt und lokale Gemeinden mit seinem Urlaub nicht belasten möchte, sollte darauf achten, möglichst sanft und verträglich zu reisen:
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