Aldi Nord und Aldi Süd sollen ihre Kund:innen täuschen: Es geht um Milch, die als klimaneutral beworben wird. Doch Recherchen von Foodwatch und ZDF legen nahe, dass es sich um einen reinen Marketingtrick des Discounters handelt.
„Klimaneutral“ soll Aldis sogenannte Landmilch der Eigenmarke „Fair & Gut“ sein. Bezahlen sollen die Verbraucher:innen im Discounter dafür etwas mehr als einen Euro. Die CO2-Emissionen, die bei der Herstellung der treibhausintensiven Kuhmilch im Stall bzw. auf der Wiese, während des Transports und bei der Verarbeitung der Milch entstehen, würden kompensiert – so zumindest Aldis Versprechen zu diesem Produkt. Angeblich, indem ein Waldprojekt in Uruguay unterstützt wird. Der dort neu geschaffene Wald soll CO2 binden.
Recherchen der Verbaucherschutzorganisation Foodwatch und des ZDF legen jedoch nahe, dass der Discounter seine Kund:innen damit hinters Licht führt. Foodwatch spricht explizit davon, dass das „klimaneutral“-Label für die Kuhmilch „irreführend“ sei und es sich dabei um einen „Marketingtrick“ handle.
ZDF frontal hat sich das Projekt in Uruguay genauer angesehen. Vor Ort stellten die Journalist:innen fest, dass in dem beworbenen Wald industrielle Forstwirtschaft betrieben wird. Laut ZDF fällt und zerlegt dort ein südamerikanischer Holzkonzern Bäume, die dann nach eigenen Angaben vorwiegend nach China und Indien verschifft werden. Das Problem: Als Baustoff oder in Möbeln bindet Holz weiterhin Kohlenstoff, wird es jedoch zu Papier verarbeitet oder sogar verbrannt, bringt es dem Klimaschutz nichts. Im Gegenteil.
Mitarbeiter:innen vor Ort widersprechen Aldi
In einer Pressemitteilung beschreibt Foodwatch, dass es sich um Eukalyptus-Monokulturen handle. Da Eukalyptus-Öl leicht entflammbar ist, können ganze Wälder bei Waldbränden als Brandbeschleuniger fungieren. Das ist etwa bei den verheerenden Feuern in Australien 2020 passiert.
Konfrontiert mit den Vorwürfen erklärt Aldi gegenüber dem ZDF: „Das Ziel des Aufforstungsprojekts in Uruguay ist die nachhaltige Holzproduktion (…) Dabei werden ausschließlich qualitativ hochwertige Holzstämme produziert und kein Zellstoff.“ Auch Climate Partner, der den Discounter in seinen angeblichen Bemühungen für mehr Klimaschutz unterstützt, widerspricht den Anschuldigungen. Gegenüber Utopia erklärt das Unternehmen: „Die Kritik an unseren Klimaschutzprojekten berücksichtigt nicht, dass diese durch strenge Standards zertifiziert und laufend durch unabhängige, akkreditierte Auditoren überprüft sind.“ Das Aufforstungsprojekt in Uruguay erfülle „den international anerkannten VCS Standard sowie den FSC-Standard für nachhaltige Waldbewirtschaftung“, so Climate Partner.
Mitarbeiter:innen vor Ort sollen jedoch etwas anderes sagen. Sehr wohl würden die gefällten Baumstämme in Zellulosefabriken landen, so das ZDF. Auch Dan Guapurá, Uruguay-Chef des Unternehmens, das den Wald forstwirtschaftlich nutzt, räumt im Interview ein: „Wenn man über diesen Wald spricht, ist eines der Ziele die Zelluloseherstellung. Die Krone des Baumes endet normalerweise in der Zellulose-Fabrik.“ Vielmehr würden die Zertifikate und die CO2-Reduktion für seine Investoren ein Zusatzgeschäft bedeuteten – „und eine zusätzliche Motivation zu investieren“ darstellen, so Guapurá.
Utopia meint: Grundsätzlich ist Kuhmilch – mit oder ohne Label – kein klimafreundliches Produkt. Wer nachhaltig leben will, wem Klimaschutz, Tierwohl und Umweltschutz wichtig sind, greift zur pflanzlichen Milch, denn sie ist grundsätzlich das ökologisch wertvollere Produkt. Noch immer halten sich entsprechende Mythen zur Kuhmilch. Utopia hat sie hier für euch zusammengefasst: Die 12 größten Milch-Mythen – und was wirklich dran ist
Andere Optionen zur Kuhmilch werden in diesem Artikel vorgestellt: Pflanzenmilch als Milchersatz: Die besten pflanzlichen Alternativen zu Kuhmilch
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