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Amazon nicht so günstig wie gedacht – und erst recht nicht nachhaltig

Amazon nicht so günstig und nachhaltig wie gedacht.
Foto: CCO Public Domain / Pixabay - Sagar Soneji

Amazon steht immer wieder in der Kritik, Neuwaren zu zerstören und Mitarbeiter:innen unter schlechten Bedingungen arbeiten zu lassen. Trotzdem kaufen Menschen bei Amazon ein. Ein Argument sind die vermeintlich günstigen Preise. Damit räumt der SWR-Marktcheck nun auf.

Am Dienstagabend lief im SWR-Fernsehen der „Marktcheck checkt Amazon“. Darin räumen Expert:innen mit dem Mythos auf, Amazon sei immer die billigste Wahl. Außerdem testeten Expert:innen die Produkte der Eigenmarke „Amazon basics“.

Amazon nicht der günstigste Anbieter

Im Auftrag der SWR-Journalist:innen beobachtete Tobias Schlögel fünf Wochen lang den Preis bei Amazon und mit den von 816 Konkurrenten, inklusive Versandkosten. Innerhalb dieser Zeit fand Schlögel heraus, dass Amazon nicht der günstigste Anbieter ist. Das war der Online-Shop nur in 30 Prozent der Fälle. Die günstigsten Anbieter waren Google Shopping oder Idealo.

Schlögel vermutet, dass das daran liegen könnte, dass Amazon mit die höchsten Provisionen von Händler:innen verlange, die ihre Waren über den Online-Riesen verkaufen. „Es ist ganz normal, dass die Onlinehändler dort zu ganz anderen Preisen verkaufen müssen, als sie es im eigenen Onlineshop tun können“, so Schlögel.

Das bittere Spiel mit Amazon basics

Die Journalist:innen lassen von Sabine Amme von der Versuchs- und Prüfanstalt in einem Labor eine Pfanne von Amazon mit Pfannen von Ikea und Fissler vergleichen. Im Labor wird unter anderem ein Verbrauch von drei Jahren simuliert. Das Ergebnis: Die Amazon-Pfanne zeigt als erstes Abriebe der Beschichtung.

Die Produkte der Amazon basics-Reihe haben verblüffende Ähnlichkeit mit bereits vorhanden Produkten, die Händler:innen über Amazon verkaufen. Dafür wird Amazon Plagiat vorgeworfen. Das ist vor allem problematisch, weil Amazon die Zahlen hat, welche Produkte sich auf der Plattform wie gut verkaufen.

Amazon und Nachhaltigkeit

In Sachen Nachhaltigkeit wirbt Amazon mit Versprechungen, zum Beispiel beim Transport. Die Journalist:innen des SWR-Marktchecks wurden von Amazon nach Essen eingeladen. Dort sind hunderte Elektrofahrzeuge im Einsatz und sollen die CO2-Emissionen beim Transport senken.

Bis 2040 wolle der Online-Händler CO2-neutral werden. Subunternehmen werden in die Bilanz von Amazon nicht mit einberechnet. Die Arbeitsbedingungen dort sind alles andere als fair.

„Man muss einfach sagen, dass wir es bei Amazon mit einem Händler zu tun haben, der nicht von Nachhaltigkeitsüberlegungen geprägt ist, sondern von ökonomischen Überlegungen“, sagt Logistikexperte Björn Asdecker von der Universität Bamberg.

Retouren bei Amazon

Ebenso wenig wissen wir, wie es sich mit den Retouren verhält. Im Mai 2021 hat Greenpeace herausgefunden, dass Amazon immer noch in einem Logistik-Zentrum Neuwaren zerstört. Und das, obwohl bereits 2020 ein Gesetz verabschiedet wurde, das dieses Verhalten verbietet.

Lies dazu gerne auch: Verdeckte Aufnahmen zeigen: Amazon vernichtet weiterhin Neuware

Laut SWR werden in Deutschland rund 849 Millionen Pakete im Jahr verschickt; davon werden schätzungsweise fünf Prozent zurückgeschickt. Das wären dann im Jahr 43 Millionen Retouren. Teilweise landen die Retouren im Amazon Warehouse oder Outlet.

Der Marktcheck stellt auch das Unternehmen Retouren King vor. Dieses kauft Amazon Retouren für einen Bruchteil des Neupreises ab, prüft die Waren, repariert sie gegebenenfalls und verkauft sie dann bei ebay oder auf der eigenen Webseite weiter.

Utopia meint: Auch wenn der Fokus dieses Fernsehbeitrags auf dem Preis liegt, sollte klar sein, dass der Preis nicht das entscheidende Kaufkriterium ist. Qualität sollte immer über Quantität stehen. Und qualitativ hochwertige Dinge sind dann vielleicht auch einmal teurer, aber dafür müssen wir nicht ständig etwas Neues kaufen. Wir sollten uns immer die Frage stellen: Brauche ich das Produkt wirklich? Denn das massenhafte Bestellen und Zurückschicken von Produkten schadet der Umwelt. Vor allem, wenn wir sehr eindeutige Indizien dafür haben, dass viele der Retouren nicht weiterverkauft oder gespendet werden. Amazon muss damit aufhören, Neuwaren wegzuwerfen.

Falls du einen minimalistischen Lebensstil ausprobieren möchtest, haben wir hier ein paar Tipps für dich:

Wenn du etwas kaufen musst, ist es immer besser, Gebrauchtes zu kaufen. Denn dieses Produkt existiert bereits und es braucht keine Energie oder neue Ressourcen für die Herstellung eines neues Produkts.

Die ganze Sendung kannst du dir hier anschauen: Marktcheck checkt Amazon – Online-Gigant auf dem Prüfstand

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