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Brauchen wir eine Öko-Diktatur? 4 Szenarien, wie wir 2050 leben werden

Brauchen wir eine Öko-Diktatur? 4 Szenarien, wie wir 2050 leben werden
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - hucky / geralt

Steht uns die Öko-Diktatur oder das Aussterben bevor? Oder haben wir noch andere Alternativen? Eine neue Studie zeigt vier Szenarien, wie unsere Zukunft aussehen könnte. Wir müssen uns nur für eine entscheiden.

Wie werden wir 2050 leben? In einer neue Studie „2050 Scenarios: Four plausible futures“ beschreiben Wissenschaftler:innen vier mögliche Zukunftsszenarien in Bezug auf die Gesundheit des Planeten und den Zustand der Gesellschaft.

Die Beschreibung der Szenarien geht davon aus, dass wir uns bereits im Jahr 2050 befinden und auf die letzten 30 Jahre zurückschauen. Was also innerhalb der Szenarien als Vergangenheit betrachtet wird, liegt im Jahr 2022 noch vor uns.

Für die Forschungen der Studie berücksichtigten die Wisschenschaftler:innen von Arup Foresight globale Trends und Prognosen, von Think Tanks, Regierungen, statistischen Daten, NGOs und Forschungseinrichtungen.

Humans Inc.

Das Szenario Humans Inc. beschreibt die Welt, wie sie sein wird, wenn wir den aktuellen Weg weiter gehen werden, auf dem wir uns momentan im Jahr 2022 weltweit befinden.

Das Szenario Humans Inc beschreibt die Zukunft, wenn wir so weiterleben, wie bisher.
Das Szenario Humans Inc beschreibt die Zukunft, wenn wir so weiterleben, wie bisher. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - marcinjozwiak)

Die gesellschaftlichen Bedingungen entwickeln sich, auf Kosten der planetaren Gesundheit, immer weiter. Für die meisten Menschen ist das Leben im Jahr 2050 so gut, wie es noch nie war. Der Planet hingegen ist nicht gesund.

Einzelne Länder versuchen ihre Auswirkung auf den Planeten zu mindern, indem sie kohlenstofffreie Verkehrswochen einführten und Bürger:innen ihre persönliche Kohlenstoffgrenzwerte zuteilten. Aber trotzdem wurden die Wetterbedingungen ab den 20ern und 30ern extremer: trockener, heißer, kälter und nasser.

Durch die Erderwärmung gibt es in den nördlichen Ländern Landwirtschaft. In Kanada und Russland wurden große Teile des eisbedeckten Landes zu Ackerland umfunktioniert. Klimaflüchtlinge sehen in den Regionen einen beliebten Zufluchtsort. Einige Menschen haben also ihre Heimat verloren. Insgesamt zieht Szenario 1 jedoch eine positive Bilanz für die Menschen.

Die Umweltauswirkungen sind zwar deutlich spürbar, aber dennoch herrschen toxische Aussagen wie „Warum sollen wir zuerst handeln?“ oder „Nicht in meinem Hinterhof“ vor. Klimaschutz ist der wirtschaftlichen Entwicklung und dem gesellschaftlichen Wohlergehen untergeordnet.

Die Regierungen konzentrieren sich auf Zugang zu Bildung, die Verbesserung von Arbeitsplätzen und Ressourcen. In ehemals ärmeren Teilen der Welt ist die Lebenserwartung gestiegen und die Kindersterblichkeit gesunken.

Extinction Express

Während es im Szenario Humans Inc. den Menschen noch einigermaßen gut geht, wirkt Extinction Express wie ein Science-Fiction-Film. Es zeigt sowohl die Verschlechterung der Gesundheit des Planeten als auch der gesellschaftlichen Verhältnisse. Es ist fraglich, wie lange die Menschheit so überleben kann.

Im Szenario Extinction Express leiden sowohl Umwelt als auch Menschen.
Im Szenario Extinction Express leiden sowohl Umwelt als auch Menschen. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - hucky)

„Der Klimawandel und der unaufhaltsame Verbrauch der Ressourcen der Erde haben zu einer grundlegenden Destabilisierung natürlicher Systeme geführt. Ressourcen-, Energie-, Wasser– und Nahrungsmittelknappheit sind auf der ganzen Welt allgegenwärtig. Umweltbewusstsein ist weitgehend nicht vorhanden“, heißt es in der Studie.

Die brasilianische Regierung verkaufte 2030 große Teile des Regenwaldes an Online-Händler, um daraus Karton herzustellen. Der Weltraum und der Tiefseebergbau boomen, denn die Nachfrage nach Ressourcen hat den bisherigen Höchststand übertroffen. Wir brauchen also neue Orte, um Ressourcen und Lebensraum zu gewinnen.

Zugang zu Wasser ist stark reguliert und beschränkt. Unternehmen haben ein Monopol auf die weltweite Wasserversorgung und das Saatgut der Zukunft. Die Landwirtschaft leidet unter den Wetterbedingungen, daher sind gentechnisch veränderte Pflanzen die einzige Möglichkeit, die Weltbevölkerung zu ernähren. Ressourcenkriege stehen auf der Tagesordnung. Sogar saubere Luft ist rar. Über großen Städten wurden Kuppen gebaut, die die Atemluft einschließen.

Die Gesellschaft ist gespalten, die Ungleichheit hat drastisch zugenommen. Arme und reiche Menschen werden strikt voneinander getrennt. Güter sind nur für Reiche gut zugänglich, Arme werden verstoßen. Durch Isolation vereinsamen Menschen und die Gesellschaft ist von der Angst vor den „Fremden“ und „Anderen“ geprägt. Der Gebrauch von Medikamenten, die intelligent und glücklich machen, hat zugenommen.

Greentocracy

Im nächsten Szenario leidet die Gesellschaft zwar immer noch, aber die Gesundheit des Planeten ist verbessert. Die Rede ist von der Greentocracy, also der Öko-Diktatur. Es herrschen restriktive Lebensbedingungen, Konflikte und autoritäre Regime. Ganz oben auf der politischen Agenda stehen der Klimaschutz und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt.

In der Öko-Diktatur erholt sich zwar die Umwelt, aber auch Kosten der Gesellschaft.
In der Öko-Diktatur erholt sich zwar die Umwelt, aber auf Kosten der Gesellschaft. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - geralt)

Um das Klima zu retten, wurden Schutzgebiete erfolgreich ausgeweitet. Denn Arten, die kurz vor dem Aussterben standen, erholen sich. Städte wurden verdichtet, um Flächen zu sanieren. Viele Menschen leben mit niedrigem Einkommen in kleinen, aber nachhaltigen Wohnungen. Um ihre persönlichen Kohlenstoffzertifikate einzusparen, verwenden Menschen gebrauchte Gegenstände weiter. Der neue Trend heißt: „Do Everything Yourself“ (DEY).

Die Preise von Kaffee und Fleisch sind im Vergleich zu 2020 um 500 Prozent gestiegen. Durch Überfischung und destabilisierte Ökosysteme braucht es neue Proteinquellen. 70 Prozent der „fleischähnlichen“ Proteine werden in Laboren 3D-gedruckt – aus pflanzlichen Produkten und kultivierten Tierzellen. Fast 60 Prozent der Weltbevölkerung ist von synthetischen Nahrungsmitteln abhängig. Jedoch gibt es die ersten Anzeichen, dass sich die Lebensmittel negativ auf die Gesundheit der Menschen auswirken.

Die Gesellschaft ist stark gespalten. Bürger:innen sind desillusioniert. Forderungen aus Gruppen der Gesellschaft nach mehr Freizeitaktivitäten an der Natur werden von Regulierungsbehörden abgelehnt. Um die Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen, diskutiert die Regierung sogar über eine globale Bevölkerungskontrolle.

Post Anthropocene

Gibt es auch ein Szenario, in dem alles gut ausgeht? Ja, das Szenario „Post Anthropocene“ zeigt, wie die gesellschaftlichen Bedingungen und die Gesundheit des Planeten in einer harmonischen Beziehung zueinanderstehen und sich gegenseitig stärken können, so dass beide Seiten davon profitieren.

Im Szenario Post Anthropocene ziehen alle Menschen gemeinsam an einem Strang, damit sich die Natur erholt.
Im Szenario Post Anthropocene ziehen alle Menschen gemeinsam an einem Strang, damit sich die Natur erholt. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - blazejosh)

Sowohl Menschen als auch die Umwelt befinden sich in der Regeneration. Die Gesellschaft verbraucht ausschließlich Ressourcen, die wieder erneuert werden können. Nach den Ernteausfällen und Hungersnöten der zwanziger Jahre machten sich alle Menschen ernsthaft Gedanken über Kohlenstoff, Gesundheit und Ernährung. Die Menschheit ist auf dem Weg, ein gemeinsames Bewusstsein und ein Verständnis für die begrenzten Ressourcen der Erde zu entwickeln. Zusammen wollen sie nun den Planeten retten. Jede:r kennt die eigene Kohlenstoffquote und die persönlichen täglichen Ausgaben. Die „Wir-Wirtschaft“ hat zugenommen, gemeinsam genutzte Anlagen werden bevorzugt.

Für die Landwirtschaft wurden gentechnisch veränderte Pflanzen entwickelt, die weniger Wasser, keine Pestizide und weniger Land benötigen. Außerdem wurde die Landwirtschaft insgesamt innovativer, tiefgreifender und ökologischer. Manche Menschen argumentieren, dass nur die ökologische Landwirtschaft den Planeten respektiere. Beide Ansätze dürfen praktiziert werden und verbessern jeweils die Artenvielfalt und die Bodenqualität.

Was früher Abfall oder Müll war, ist heute eine der wertvollsten Ressourcen. Seit den 20er Jahren werden Abfälle wiederverwendet für Energie, Mode, Produktion und Düngemittel. Alles wird als Ressource betrachtet. Frischplastik ist verboten.

Bildung ist in der Weltbevölkerung weit verbreitet: Fast 60 Prozent haben einen Highschool-Abschluss. Durch lebenslange Lehrkonten können Menschen sich ein Leben lang weiterbilden und durch existenzsichernde Löhne kann jede:r der Arbeit nachgehen, die Spaß macht und sinnvoll ist.

Utopia meint: Wie wahrscheinlich die einzelnen Szenarien sind, lässt sich kaum beurteilen. Aber darum geht es ja auch nicht. Es geht überhaupt mal darum, sich auszumalen, was passieren könnte. Die Szenarien sind zwar zumindest fantasievolle Gedankenschlösser, aber hast du dir nicht mindestens ein Mal gedacht: “es könnte halt wirklich so kommen“?

Nicht zuletzt zeigt die Studie: Es ist definitiv möglich, dass die Menschen mit den planetaren Ressourcen erfolgreich haushalten und wirksame Maßnahmen gegen die fortschreitende Klimakrise und soziale Ungerechtigkeiten ergreifen. Wir müssen nur wollen.

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