Laut einer neuen Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft kann jede:r Bürger:in etwas tun, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu minimieren. Würden alle Menschen in Deutschland die Vorschläge umsetzen, könnten damit jährlich bis zu 33 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden.
Eine neue Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) macht Vorschläge, wie sich der individuelle CO2-Fußabdruck durch einfache Maßnahmen in vier Bereichen verringern lässt: Fleischkonsum, Lebensmittelabfälle, Kleidung und Reisen. Durch die Vorschläge sollen sich mehrere Millionen Tonnen CO2 einsparen lassen, wenn man die Effekte auf die gesamte Bevölkerung in Deutschland hochrechnet.
Rund elf Tonnen CO2-Äquivalente verursacht jede:r Bundesbürger:in im Durchschnitt pro Jahr. Um die Pariser Klimaziele zu erfüllen und bis 2045 klimaneutral zu werden, müsste dieser Wert deutlich sinken: auf weniger als eine Tonne.
Wirf nichts weg und iss weniger Fleisch
Pro Jahr landen in Deutschland um die 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Die Hälfte stammt dabei aus Privathaushalten; Obst und Gemüse machen knapp die Hälfte aus. Pro Kopf und Jahr entfallen damit circa 75 Kilo Lebensmittelabfälle auf jede:n Einzelne:n.
Würde man die Abfälle um die Hälfte reduzieren und durch bessere Planung und einen achtsamen Umgang mit den Lebensmitteln weniger wegwerfen, würden laut der IW-Studie pro Person jährlich 74 Kilo Treibhausgasemissionen weniger anfallen. Rechnet man das auf die gesamte Bevölkerung hoch, könnten weltweit mehr als sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden. Zum Vergleich: Laut der Studie hat der innerdeutsche Flugverkehr 2019 etwa zwei Millionen Tonnen an Kohlendioxid verursacht.
Besonders hoch sind die Emissionen bei der Produktion und Herstellung von Fleisch. Die IW-Studie gibt an, dass 2020 jede:r Deutsche durchschnittlich 57 Kilo Fleisch verzehrt hat. Das bedeutet umgerechnet etwa 630 Kilo CO2-Äquivalente.
Allein die Herstellung von einem Kilo Rindfleisch macht hier rund 30 Kilo CO2-Äquivalente aus. Für Schweinefleisch oder Geflügel sind es vier Kilo. Bei pflanzlichen Ersatzprodukten ist der Wert deutlich niedriger: So entstehen bei derselben Menge Soja beispielsweise nur knapp 1,2 Kilo Treibhausgase.
Würde also der Fleischverzehr um 20 Prozent sinken und durch pflanzliche Produkte ersetzt, könnte jede Person rund 120 Kilo Emissionen weniger pro Jahr verursachen. Umgerechnet auf die deutsche Bevölkerung wären damit Emissionsminderungen von knapp zehn Millionen Tonnen CO2-Äquivalente möglich.
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Gebrauchte Kleidung und Zug statt Flugzeug
Jährlich kauft jede:r Deutsche im Durchschnitt 56 Kleidungsstücke. Allein die Herstellung verursacht insgesamt rund 680 Kilo CO2-Äquivalente. Laut Studie wird rund ein Fünftel der neuen Teile gar nicht oder nur selten getragen. Um hier pro Kopf und Jahr circa 140 Kilo Treibhausgase einzusparen, müssten Verbraucher:innen lediglich 20 Prozent weniger neue Kleidung kaufen. Das entspräche gerade mal 11 Stücken. Würde man sich stattdessen mit Dingen aus dem Secondhand-Handel eindecken, wäre nicht nur die Einsparung geschafft, sondern man würde einem alten Teil auch noch ein zweites Leben schenken. Wenn diesem Vorschlag alle folgen würden, könnte man damit jährlich mehr als elf Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen.
Lieber mit der Bahn als mit dem Flieger – so lautet eine weitere Empfehlung der Studie. Allein der deutsche Flugverkehr verursachte vor der Corona-Pandemie jährlich circa 31,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Auf beliebten Inlandsstrecken, wie von Berlin nach München, entstehen auf dem Hin- und Rückflug pro Kopf um die 310 Kilo CO2. Würde man stattdessen mit dem Zug fahren, könnte das pro Reise durchschnittlich mehr als 270 Kilo CO2 einsparen. Würden die Deutschen auf circa ein Fünftel der deutschen Flugreisen verzichten, oder die Reisen stattdessen mit dem Zug machen, ließen sich allein damit jährlich insgesamt etwa 5,6 Millionen Tonnen CO2 einsparen.
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Würde also ein in Deutschland lebender Mensch alle vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen, könnte sich laut Studie der individuelle Fußabdruck an verursachten Treibhausgasen um etwa 0,6 Tonnen CO2-Äquivalent jährlich reduzieren. Was auf den ersten Blick nicht viel klingt, würde auf die deutsche Bevölkerung übertragen jedoch die enorme Summe von insgesamt 33 Millionen Tonnen Treibhausgase ergeben, die man so einsparen könnte.
Utopia meint: Verbraucher:innen können die Klimakrise nicht allein abwenden
Die Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft zeigt: Es ist gar nicht so schwer, als Einzelne:r dazu beizutragen, CO2-Emissionen einzusparen. Wenn sich nur genügend Menschen beteiligen, können auch kleine Änderungen einen großen Unterschied machen.
Was man dabei aber nicht vergessen darf: Vor allem die Wirtschaft hat ein enormes Einsparpotenzial, auch in Bereichen wie der Lebensmittelindustrie, Textilbranche und dem Sektor Mobilität. Haushalte haben dagegen nur einen kleinen Anteil an den Treibhausgasemissionen Deutschlands: 2019 waren es 11 Prozent, die Industrie verursachte mehr als doppelt so viel. (Mehr Zahlen im Beitrag: Die größten Klimakiller) Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, müssen sich alle beteiligen – auch Politik und Wirtschaft.
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